345/35 R18: Neue Reifen für den Jaguar XJ220 -
Ein Reifen, der sich nicht lohnt
verfasst am 09.06.2017
Diesen Reifen baut Bridgestone für Reiche. Nicht, weil er so teuer ist. Sondern weil er auf den Jaguar XJ220 passt, einen ultra-raren Supersportler aus den 1990er Jahren.
Whitley – Alte Supersportler sind ein teures Hobby. Manches lässt sich aber nicht einmal für Geld kaufen: Über viele Jahre gab es keine neuen Reifensätze für den Jaguar XJ220. Der Brite (1992 bis 1994 gebaut) fährt auf einer ungewöhnlichen Mischbereifung. Vorderreifen (255/45 R17) waren prinzipiell noch verfügbar. Aber Hinterreifen (345/35 R18) bot niemand an.
Jaguar XJ220: Neue Reifen für ein altes Auto
Jaguar baute den XJ220 von 1992 bis 1994Quelle: Jaguar
Warum, ist klar: Die Nachfrage ist winzig. Vom XJ220 entstanden 281 Exemplare. Sonst steckt diese Reifengröße nur auf der ersten Generation der Dodge Viper. Für diese Handvoll Autos lohnt sich die Produktion nicht. Es gibt leider aber keine knapp schmaleren oder breiteren Ausweichgrößen, die sich auf 14 Zoll breite Felgen ziehen lassen. Und originale Pneus sind bis zu 25 Jahre alt. Zu alt für ein Auto, das knapp 350 km/h Spitzengeschwindigkeit erreicht.
Der britische XJ220-Spezialist Don Law Racing bemüht sich um die Erhaltung der seltenen Autos. Bei den Reifen kam das Team allerdings nicht weiter. Bis es zufällig zum Gespräch mit Bridgestone kam. Beim Goodwood Festival of Speed verabredete man, gemeinsam einen neuen Reifen zu entwickeln. Basierend auf einem ungefahrenen, originalen Pneu und getestet auf dem XJ220 mit der Chassis-Nummer 004.
Im Oktober 2016 kündigte Bridgestone das Vorhaben offiziell an. Jetzt sind die Reifen fertig. Viel Geld lässt sich damit nicht verdienen. Sicher wird sich jeder Besitzer einige Sätze ins dunkle Lager stellen. Der Hersteller nutzt die Aktion aber vor allem für Marketing-Zwecke. Die sind allerdings sehr ansehnlich: Das Entstehungsvideo zum Reifen zeigt originale Filmaufnahmen aus den 1990ern und neue Bilder des XJ220 auf der Teststrecke.
Video: Bridgestone-Reifen für Jaguar XJ220
Jaguars Antwort auf F40 und 959
Der XJ220 sollte Jaguars Antwort auf Porsche 959 und Ferrari F40 werden. Er entstand in einem kleinen Team an Wochenenden und nach Feierabend. Geplant waren zwölf Zylinder und Allradantrieb. Kurz vor Produktionsstart übernahm der Ford-Konzern den britischen Autobauer Jaguar und setzte kostengünstigere Technik für den Supersportwagen durch. Die Serienversion des XJ220 fährt mit einem Turbo-V6 (550 PS, 642 Newtonmeter) und Heckantrieb.
Die 220 im Namen steht für ein ehrgeiziges Ziel: Der Mittelmotor-Sportler sollte 220 mph, also 354 km/h schnell sein. Das schaffte er nie. In Nardo erreichte er ohne Katalysatoren und mit erhöhter Abregel-Drehzahl immerhin 349,4 km/h. Damals soll Jaguar durch hohe Temperaturen ein paar Kilometer pro Stunde verschenkt haben. Vielleicht starten die Besitzer und Fans ja jetzt einen neuen Versuch. Neue Reifen gibt es ja endlich.