Piaggio überarbeitet den Liberty. Der einfache Roller bekommt mehr Leistung, ein ABS und viel nützliches Zubehör. Wir sind den gut-aber-günstig-Scooter gefahren.
Forte dei Marmi - Der Ort am Ligurischen Meer ist so gut wie ausgestorben. Doch welche Art Touristen hier sonst durch die Straßen schlendern, bleibt erkennbar: Ermenegildo Zegna, Versace, Gucci und Rolex steht über den heruntergelassenen Rollläden. Bei Minustemperaturen verirren sich allerdings bloß ein paar Zweiradjournalisten in die Straßen von Forte dei Marmi - um den dezent brummenden Einzylindermotor des runderneuerten Piaggio Liberty 125 zu starten.
![]() Hilfe aus AsienUm das zu ermöglichen, braucht es etwas Hilfe aus Asien. Piaggio baut den Liberty – neben anderen Modellen – in einer Fabrik in Vietnam. „In absolut vergleichbarer Qualität“, bekräftigt Andrea Benedetto, Entwicklungschef bei Piaggio. Eine Million Testkilometer habe der neue Liberty auf dem Buckel, vier Teams seien parallel in Italien und in Vietnam unterwegs gewesen, jede Woche habe man die gewonnenen Erkenntnisse abgeglichen. Jetzt, nach zwei Jahren Entwicklungszeit, sei man sicher: „Der Liberty ist ein ausgezeichnetes, global einsetzbares und global attraktives Modell.“ Es gibt ihn mit drei Motorisierungen: Als 50er, 125er und 150er. Die 50er siechen beim Verkauf, im Vergleich zu früher, nur noch dahin. Der 150er ist ein Spezialangebot für Italien, weil man mit ihm auf die Autostrada darf. Wirklich wichtig bleibt der 125er, auch auf anderen europäischen Märkten. ![]() ABS für den Piaggio LibertyNeu ist in dieser Klasse das ABS, das gesetzlich nicht vorgeschrieben ist. Es schützt zwar nur das 16-Zoll-Vorderrad vorm Blockieren, aber das reicht. Ein blockierendes Hinterrad ist schließlich nicht wirklich gefährlich. Zudem muss man schon kräftig am linken Bremshebel zerren, um den Asphalt von Forte dei Marmi zu verschönern. Die ABS-Regelung der vorderen Einscheibenbremse funktioniert dank Bosch-Technologie bestens: Nicht zu früh und nicht zu spät. Teleskopgabel, Federbeine oder Instrumentarium des Liberty 125 funktionieren zufriedenstellend. Und selbst bei hohen Qualitätsansprüchen überzeugen Spaltmaße, Kunststoffnarbung und Lackierung. Sollten die (aufpreispflichtig) aufs Smartphone übertragbaren Verbrauchsdaten stimmen, überzeugt außerdem der Sprit-Konsum des vibrationsfrei schnurrenden Einzylinders: Die Dreilitergrenze bleibt, selbst wenn man zügig unterwegs ist, unerreichbar. Piaggio nennt trotz rund 10 Prozent Mehrleistung des überarbeiteten Triebwerks einen 16 Prozent geringeren Spritverbrauch. Gucci oder Aldi18 Jahre ist der Liberty schon auf dem Markt, fast eine Million Stück wurden von ihm verkauft. Die jüngste Generation wird an diesen Erfolg nahtlos anknüpfen, das scheint nach dem ersten Test sicher: Mehr Platz, gesteigerte Fahrsicherheit, höherer Fahrkomfort, geringerer Verbrauch – der neue Liberty 125 bietet für 2.460 Euro einen soliden Gegenwert. Zudem hat Piaggio für ihn eine Menge nützliches Zubehör entwickelt, vom USB-Anschluss über eine elektronische Diebstahlsicherung bis zu Windschild, Topbox und Seitenständer. Den braucht allerdings niemand: Denn so leicht wie der Liberty hüpft kaum ein Roller auf den Hauptständer. Man kommt also flott rein zu Gucci oder Versace in Forte dei Marmi. Oder zu Aldi in Bottrop. Piaggio Liberty 125: Technische Daten
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