Erfoud – Große Haube, noch größere Türen. Schon auf den ersten Blick wird klar: Dieser Pick-up-Truck hat auf europäischen Straßen nichts zu suchen. Auf japanischen auch nicht. Dabei stammt der Titan von der japanischen Marke Nissan. Allerdings läuft der Pick-up in den USA in Mississippi von den Bändern – und wird auch nur in Nordamerika verkauft.
Da gehört er auch hin mit seiner ausladenden Karosserie: 5,80 Meter misst der Titan in der Länge, 1,91 Meter in der Höhe und ohne Spiegel 2,05 Meter in der Breite. Große Schweinwerfer und ein sehr großes Wabengitter zieren die Front.
Fahrbericht Nissan Titan (2018): MOTOR-TALK-Reporter Fabian Hoberg am Lenkrad des US-Pick-up Quelle: Fabian Hoberg für MOTOR-TALK
Bei den Maßen bekäme man in Europa beim Einparken vielerorts einen Schweißausbruch nach dem anderen. In den ländlichen Regionen der USA wird das nicht vorkommen. Dort, wo Platz ist, parken die Amis vorwärts in Parkbuchten ein. So wie es sein muss. Oder in den Ausläufern der Sahara, im marokkanischen Erfoud. Nissan hat den Pick-up netterweise dort zum Testen hingebracht.
Die erste Generation des Titan kam 2004 auf den Markt, die aktuelle 2015. Das Modell gibt es als Pick-up mit Einzelkabine, Kingcab und Doppelkabine. Heißt: Vom Handwerker bis zum Familienvater mit raumgreifenden Hobbys (oder sehr viel Gepäck) soll der Nissan der Ford-F-Serie Konkurrenz machen – immerhin dem meistverkauften Pick-up der USA. Nissan will die Kunden mit einer langen Garantie locken – bis zu 100.000 Meilen oder fünf Jahre.
Auch bei der Technik bietet der Titan ein paar Vorzüge. 360-Grad-Sicht mit Hilfe von vier Kameras, Rückwärtsfahr-Assistent, Tot-Winkel-Warner und ein modernes Entertainmentsystem. Dinge, die bei Pkw längst zum Standard gehören, nicht jedoch bei Pick-ups. Wahlweise gibt es den Titan mit Hinterradantrieb oder als Allradmodell.
Unter der Haube ein waschechter Ami
Das Herzstück des Titan ist sein Motor – und da bleibt er ein typischer Ami. Unter der riesigen Haube pocht ein 5,6-Liter-V8 mit 395 PS und 534 Newtonmeter Drehmoment, der brabbelt schon kurz nach dem Starten im Stand angenehm vor sich hin. Mit hartem Griff reißen wir den Wählhebel der Siebengang-Automatik hinterm Lenkrad runter, bis D einrastet.
Fahrbericht Nissan Titan (2018) Quelle: Fabian Hoberg für MOTOR-TALK
Ein Tritt aufs Gaspedal und der Titan stapft los. Nicht zurückhaltend, sondern recht munter. Der V8 baut sich stark bis 6.000 U/min auf, bevor der nächste Gang folgt. Hart und direkt. Die Ladefläche neigt sich tief, die Front schüttelt sich ein wenig. Die Gänge des Automatikgetriebes schalten für ein Nutzfahrzeug schnell durch, lassen sich aber auch über eine Wippe am Schalthebel manuell wechseln.
Wir sitzen im Pro-4X-Modell, speziell fürs Gelände aufgebaut. Bilstein-Offroad-Dämpfer, All-Terrain-Reifen, elektronisch sperrbares Differenzial und eine Abfahrhilfe sorgen im Gelände für ein gutes Gefühl. Die großen Reifen buddeln sich durch die Sahara. Der Sand spritzt durch die Radhäuser, der Titan stapft munter weiter. Wir stellen die Sitzheizung der breiten Ledersitze an, kalt ist es hier im Winter. In der Mittelkonsole des Titan könnten wir ein paar Getränke oder Computer verstauen – oder beides, so viel Platz bietet sie. Auch der Abstand zu allen Seiten ist typisch amerikanisch verschwenderisch breit.
Auch beim Verbrauch gibt sich der Titan amerikanisch
Griffig liegt das große Lenkrad in der Hand, benötigt nur wenig Kraft, so gut untersetzt ist die Servolenkung, gibt aber selbst in scharf gefahrenen Ecken ausreichend Rückmeldung. Nur das Fahrwerk poltert über den Wüstenboden, schlägt mit harten Stößen bis in die Wirbelsäule durch. Ein paar hundert Kilogramm Ladung würden es jetzt beruhigen.
Fahrbericht Nissan Titan (2018) Quelle: Fabian Hoberg für MOTOR-TALK
Doch schnelles Fahren ist die Sache des Titan eh nicht, zumindest nicht in Kurven. Dafür kann er als Crew Cab mit Doppelkabine bis zu 750 Kilogramm auf die Ladefläche packen und bis zu 4,6 Tonnen ziehen. Draußen in der Prärie durchaus ein Argument.
Wir achten auf den Verbrauch des großvolumigen V8. Stimmt das Säufer-Klischee? Der Titan nimmt im Schnitt gut 16 Liter auf 100 Kilometer. Wer ein bisschen im Sand spielt wie wir, muss mit mehr als 20 Liter auf 100 Kilometer rechnen. Alternativ steht ein 5,0-Liter-V8-Diesel mit 310 PS bereit – etwas sparsamer dürfte der sein. Der Titan ist eben ein sehr amerikanischer Japaner.
Nissan Titan - Technische Daten
- Motor: 5,6 Liter V8
- Leistung: 390 PS
- Drehmoment: 534 Nm
- Länge: 5,80 m
- Breite: 2,05 m (ohne Spiegel)
- Höhe: 1,91 m
- Verbrauch: ca. 16 l
- Preis: ab 30.000 US-Dollar