Gut abgehangen statt Neuauflage: Kurz vor dem Start des neuen Fiesta erklären wir, was Generation 7 kann und kostet. Alle Infos in unserer Gebrauchtwagen-Kaufberatung.
Berlin – Was für eine Sensation: Mit Frontantrieb und Frontmotor war der erste Fiesta 1978 bei Ford ein Neuanfang. Bei allen anderen Modellen wurden damals die Hinterräder angetrieben. Vorteil beim zweitürigen Fiesta: mehr Platz durch Verzicht auf den breiten Kardantunnel. Bis heute hat Ford weltweit mehr als 15 Millionen Fiestas verkauft. Er ist Europas meistverkaufter Kleinwagen. Mehr als 870.000 Stück sind hier ab Baujahr 1990 zugelassen, damit hält er 9,9 Prozent Anteil bei den Kleinwagen – und muss sich weit hinter dem VW Polo (1,5 Mio. 17,5 %) und dem Opel Corsa (1,3 Mio. 14,9 %) anstellen. Auch bei der aktuellen, bald auslaufenden 7. Generation belegt der in Köln und Valencia gebaute Fiesta Platz drei. Noch in diesem Jahr kommt der achte Fiesta auf den Markt. Quelle: Ford Die seit 2008 produzierte Generation bietet auf 3,96 Metern Länge viel Raum. Und das Angebot an Gebrauchten ist ordentlich. Derzeit werden knapp 8.000 Autos mit mindestens 12 Monaten HU und einer Laufleistung von maximal 100.000 Kilometern auf dem Fahrzeugmarkt mobile.de angeboten. Dass nur rund 5.000 Autos davon scheckheftgepflegt sind – geschenkt. Typisch Kleinwagen. Die Basis ist solide, wenn der Halter sein Fahrzeug wartet und pflegt. Mängelfrei ist der Fiesta Typ JA8 aber nicht. Es gibt viele kleine Macken und typische Schwachstellen. Einen guten Überblick geben das Ford-Fiesta-MK7-Forum und die Tests einiger MOTOR-TALKer. Wir gehen hier auf die häufigsten Mängel ein. Historie/ModellwechselAuch wenn Ford 2008 vom ganz neuen Fiesta sprach: Das Modell basiert noch auf dem Vorgänger – die Bodengruppe ist identisch. Technisch und optisch unterscheidet sich der JA8 aber deutlich von der sechsten Generation. So verzichtet Nummer sieben auf die Zetec- und Duratec-Motoren, Front und Seiten sehen ganz anders aus und auch der Innenraum hat mit dem Vorgänger so gut wie nichts mehr zu tun. Quelle: Ford Um ein paar Rückrufe kam der Fiesta nicht herum: Dieselfahrzeuge, gebaut zwischen 2010 und 2011, können durch ein überhitztes Glühkerzenmodul in Brand geraten. Bei den zwischen 7/2011 und 10/2011 gebauten Dieselmotoren können wegen eines gelösten Verschlussstopfens heiße Abgase austreten. Bei allen anderen Modellen des Produktionsmonats September 2011 kann die Befestigungsschraube an der Hinterachsaufnahme abreißen. Fahrzeuge, die von Januar bis Februar 2011 von den Bändern liefen, haben Probleme mit austretender Bremsflüssigkeit wegen durchgescheuerter Bremsleitungen. Wer sich ein Fahrzeug aus diesen Jahrgängen anschaut, sollte darauf achten, dass die Rückrufaktionen durchgeführt wurden und durch Rechnungen oder Eintragungen im Bordheft belegt sind. Im Januar 2013 erhielt der Fiesta ein umfangreiches Facelift: Ford erneuerte Kühlergrill, Motoren und Assistenzsysteme. Interessanter wird es bei den Motoren. Unter der Haube arbeiten seit dem Facelift neue Dreizylindermotoren. Der 1,0-Liter-Dreizylinder kommt auf 65, 80, 100, 125 oder 140 PS. Ein Vierzylinder-Ecoboost-Motor leistet im Fiesta ST bis zu 215 PS. KarosserieDie Frage nach der Karosserie-Wahl ist schnell beantwortet. Der damalige Aufpreis von 750 Euro für den Fünftürer macht sich im Alltag schnell bezahlt – er ist das praktischere Auto. Beim Basismotor mit 60 PS kosteten die zusätzlichen hinteren Türen 1.150 Euro Aufpreis. Auf den vorderen Sitzplätzen bietet der Fiesta ausreichend Platz, hinten wird es enger. Beim Dreitürer müssen sich Fondpassagiere falten, um sich hinzusetzen. Der Kofferraum fasst zwischen 295 und 979 Liter – ausreichend für den Alltag. Bemängelt wird oft die schlechte Sicht nach hinten. Rost an der Karosserie scheint beim aktuellen Fiesta kein Problem zu sein. MOTOR-TALKer mgone2003 beklagt allerdings Rost an Fahrwerksteilen. Ein Problem, das selbst viele Ford-Neuwagen teilen. Motor/GetriebeQuelle: Ford Kleinwagen setzen auf eher kleine und sparsame Motoren. Der Fiesta hat davon einige im Programm. Die Motoren der ersten Fahrzeuge ab 2008 hatten einen Hubraum von 1,25, 1,4 und 1,6 Litern. Der Einstiegsmotor leistet 60 PS und passt nicht wirklich zum ansonsten sportlich abgestimmten Fahrwerk. Es ist wie beim Metzger: Ein bisschen mehr darf's schon sein. MOTOR-TALKer A.G.N. rät: „Sollte das Budget knapp sein, dann auf jeden Fall den 1.25 mit 82 PS. Der ist weit verbreitet und zu ordentlichen Preisen erhältlich. Spritziger und teurer ist der 1.0 EcoBoost.“ Backbone23 meint, „dass der 1.25er am meisten zu finden sein wird, 1.4er und 1.6er dann deutlich weniger. Der 1.25er wäre zudem recht günstig zu versichern.“ Die Vierzylindermotoren der Duratec- und Zetec-SE-Baureihe gelten als zuverlässig. Nach dem Facelift 2013 setzt Ford verstärkt auf Dreizylinder. Aus einem Liter Hubraum schöpft der Motor ohne Turbo 65 und 80 PS, mit Turbolader 100, 125 und 140 PS. Die mittleren Varianten mit 80 oder 100 PS reichen für den Stadtwagen, darüber beginnt allerdings erst der Spaß. Spartipp: Der Fiesta 1.4 LPG mit 92 PS tankt Autogas und fährt dadurch sehr günstig. Bei den Dieseln gibt es seit dem Facelift den 1.5 TDCi mit 75 oder 95 PS. Davor setzt Ford auf 1,4 oder 1,6 Liter Hubraum mit 70, 75, 90 oder 95 PS. Die Motoren arbeiten zwar sparsam und bieten viel Drehmoment, finden sich aber bei Kleinwagen eher selten. Die Diesel mussten außerdem wegen einiger Rückrufaktionen außerplanmäßig in die Werkstatt. MOTOR-TALKer Powerstation ist mit seinem 95-PS-Diesel zufrieden, hatte bisher keine Probleme. Ihm fehlt aber ein sechster Gang: „Auf der Autobahn wird er relativ laut und bis zur Endgeschwindigkeit von 175km/h braucht es ein bisschen.“ FahrwerkDas Fahrwerk sorgt selbst für den Stadtwagen für angenehme Überraschung: Es arbeitet präzise und direkt, lässt den Fiesta flink um die Ecken wedeln. Nur die Akustik stimmt nicht unbedingt. MOTOR-TALKer blaue Laguna findet das Fahrwerk zu laut, „es rumpelt und pumpelt manchmal bis in den Innenraum, dass einem Angst und Bange wird.“ Quelle: Ford Laut TÜV-Report schlägt sich der Ford Fiesta MK7 in einigen Bereichen besser als seine gleichaltrigen Wettbewerber, vor allem bei der Achsaufhängung und den Bremsen. Probleme bereiten dagegen Lenkung, Lenkgelenke und die Lichtanlage. Glühbirnen scheint der Fiesta zu mögen – er benötigt oft neue. Auch scheinen die Bremsleitungen schneller zu rosten als bei gleichaltrigen Wettbewerbern. Ebenfalls kritisch: Der Schalldämpfer des Auspuffes fängt oft nach fünf Jahren an zu korrodieren, Motoren sind ölfeucht. Interessierte sollten beim Fiesta unbedingt auf die Bremsleitungen, Bremsen und auf Ölverlust achten – am besten auf einer Hebebühne. Ausstattung/SicherheitIm Laufe der fast neunjährigen Bauzeit gab es zahlreiche Ausstattungen für den Fiesta. Die Basis hieß anfangs Ambiente, nach dem Facelift Trend. Dazu gab es noch Ghia, Celebration, Titanium, Individual, Sport und die ST-Line. Anfangs hatte der Fiesta serienmäßig ESP, fünf Airbags und ein einstellbares Lenkrad an Bord. Ab dem Facelift baute Ford sieben Airbags ein, die Materialien wirken hochwertiger. Die Ausstattung Trend bringt Bordcomputer, elektrische Fensterheber und eine Zentralverriegelung mit. Bei Celebration kommen Klimaanlage und Radio hinzu. Probleme bereiten dem Fiesta seine häufig defekten Fensterheber, entladene Batterien und wackelnde Sitzschienen. Bei kine050683 machten die hinteren Seitenscheiben Ärger, bei Chr9ma klemmte die vordere Seitenscheibe ab und zu. Beides sollte sich bei einer Probefahrt schnell kontrollieren lassen. Genau wie die Funktion aller Lampen. Marktsituation/PreiseUnter den Kleinwagen gilt der Ford Fiesta als durchaus solide. Er rostet kaum und klappert nirgends. Preiswert bekommt man ihn trotzdem, meist günstiger als einen vergleichbaren VW Polo. Die ersten Fahrzeuge der siebten Generation, mittlerweile gut neun Jahre alt, gibt es als Fünftürer in anständigem Zustand mit weniger als 100.000 Kilometern Laufleistung ab rund 4.500 Euro. Quelle: Ford Für gepflegte Modelle ab dem Facelift 2013 mit neueren Motoren, ausgefülltem Scheckheft und weniger als 100.000 Kilometer Laufleistung werden zwischen 6.000 und 7.000 Euro verlangt. Fazit und EmpfehlungDas Angebot an guten Ford-Fiesta-Modellen der siebten Generation ist ordentlich. Als solides Alltagsauto empfiehlt sich ein Fünftürer-Faceliftmodell. Am besten mit dem robusten 1,25-Liter-Vierzylinder mit 82 PS. Mit Klimaanlage und Radio werden bei mobile.de aktuell immerhin etwas mehr als 1.100 Fahrzeuge mit weniger als 100.000 Kilometern auf dem Tacho und ausgefülltem Scheckheft inseriert. Wem das zu wenig ist, der setzt auf den Dreizylinder-Ecoboost mit 101 PS. Der wird bei gleichen Suchkriterien noch für mindestens 8.000 Euro angeboten. Dafür macht er aber schon richtig viel Spaß. |