Das K musste zum Generationswechsel dem C weichen. Doch beim Mercedes GLC hat sich noch viel mehr geändert. Dadurch wird er zu einem der angenehmsten SUV im Alltag.
Berlin – Die Begrüßung fällt freundlich aus. Der GLC macht zischend einen kleinen Knicks. Das liegt daran, dass ihm die Luft ausgeht. Die Luftfederung senkt das Heck ab, wenn man die elektrische Kofferraumklappe öffnet. Darum geht es beim GLC, der kürzlich ja noch GLK hieß. Das K stand zwar nicht für kantig, aber so sah er aus. Beim Nachfolger steht das C für die Verwandtschaft zur C-Klasse. Es könnte für Comfort stehen. Darauf konzentriert sich Mercedes bei dem Mid-Size-SUV. Und auch ein bisschen auf Sport – jedenfalls beim GLC 250 4Matic. Wir sind ihn zwei Wochen im Alltag gefahren. 1. Gang: Die BasisEr hat ganz schön zugelegt im Zuge der Umbenennung. Um 13 Zentimeter in der Länge und fünf in der Breite. In der Höhe allerdings fehlen ihm fünf Zentimeter auf den GLK. Und ihm fehlen fast 100 Kilo Gewicht auf den Vorgänger mit dem „kleinsten“ Benziner. Das war ein 3,0-Liter-V6 mit 231 PS. Der GLC begnügt sich mit einem 2,0-Liter-Vierzylinder und 211 PS. Quelle: MOTOR-TALK Das Wachstum schlägt sich im Raumangebot nieder. In so ziemlich jeder Dimension. Kopf-, Ellenbogen-, Bein- oder Schulterbreite – überall misst der GLC mehr als der GLK. Einzige Ausnahme: Die Kopffreiheit auf der Rückbank, da fehlen sieben Millimeter. Und weil SUV offenbar in vielen Haushalten Kombis ersetzen, noch ein wichtiger Wert: Der Kofferraum wächst von 450-1.550 auf 550-1.600 Liter. 2. Gang: Das BesteFump! hallt es durch die Tiefgarage. Die Tür fällt ins Schloss, Ruhe breitet sich aus. Der Druck auf den Startknopf ändert daran: nichts. Der Vierzylinder säuselt im Stand fast unhörbar. Bei entspannter Fahrt läuft er durchgängig ruhig und geschmeidig. Die Automatik schaltet sanft und unauffällig durch die neun Gänge. Den Kick-down heben wir uns für später auf. Erstmal genießt man im GLC vor allem den Komfort. Man darf nicht vergessen: Der GLC wiegt 1.735 Kilo, die Felgen messen selbst in der Basisausstattung 17 Zoll, der Testwagen ist mit optionalen 19-Zöllern unterwegs. Die braucht er, damit die kleinen Rädchen sich nicht unter dem vielen Blech verlieren. Das sähe doof aus. Aber: große Räder bedeuten hohes Gewicht. Die Luftfederung kratzt das kein bisschen. Die bügelt fast alles weg, was dem GLC unter die Räder kommt – kostet aber auch 2.261 Euro extra. 3. Gang: Das SchwächsteEin Turbo-Benziner mit zwei Litern Hubraum, 211 PS und 350 Newtonmetern Drehmoment in einem Auto, das hoch aufragt, mehr als 1,8 Tonnen wiegen dürfte, dazu Allradantrieb und besagte 19-Zöller. Sagen wir es so: Wir haben nicht mit Genügsamkeit gerechnet. Aber damit auch nicht: Im Stadtverkehr rinnen ganz schnell 12 Liter durch die Brennräume. Selbst dann, wenn man sich große Mühe gibt, effizient zu fahren, viel ausrollen lässt und ganz sanft beschleunigt. Wer innerorts bei winterlichen Temperaturen einstellige Werte schafft, hat vermutlich Grüne Welle und fährt bergab zur Arbeit. Anderenfalls – also unter normalen Umständen – wird es zweistellig. Auf Autobahn und Landstraße sieht es bei leichtem Gasfuß besser aus, zwischen acht und neun Litern verdienen aber ebenfalls kein Lob. 4. Gang: Das ÜberflüssigsteEs gibt Dinge, an die gewöhnt man sich schnell. Die Menüführung des Entertainmentsystems bei Mercedes gehört leider nicht dazu. Wo versteckte sich noch gleich das WLAN-Passwort? Wo reguliert man die Höhe des Head-up-Displays? Die schiere Masse an Optionen erschwert die Organisation. Dass dies besser geht, zeigt Mercedes in der neuen E-Klasse. Wenige gezielte Änderungen machen die Menü-Struktur da viel übersichtlicher. 5. Gang: Das WissenswerteVom multimedialen Überfluss mal abgesehen: Mercedes hat Sinn für praktische Details. Haken im Gepäckabteil, ein paar Knöpfe im Kofferraum fürs umklappen der Rückbank, Tasten links neben dem Lenkrad. Damit lassen sich Spurhaltewarner oder Lenkassistenten mit einer Handbewegung ausschalten, falls sie mal nerven. Und natürlich die Heckabsenkung sowie reichlich Platz für Gepäck und Passagiere auf der Rückbank. Der GLC ist ein sehr angenehmer Begleiter im Alltag. 6. Gang: Das BesondereQuelle: MOTOR-TALK Mercedes prahlt mit der einzigen „volltragenden Mehrkammerluftfederung“ im Segment. Und tatsächlich bieten Audi, BMW, Land Rover oder Volvo in ihren Mid-Size-SUV zwar oft adaptive Dämpfer, aber keine Luftfederung. Porsche bietet sie im teuren Macan optional. Beim GLC lohnen sich die 2.261 Euro für die Air Body Control. Sie bietet reichlich Komfort und über die Fahrmodus-Verstellung auch Sportlichkeit. Die Spreizung zwischen Comfort-Modus und Sport-Plus-Modus ist so groß, dass man keinen sensiblen Hintern braucht, um den Unterschied zu spüren. Mit den Modi ändert sich der Charakter. Wenn Lenkung, Gaspedal und Schaltprogramm in Sport-Plus geschärft sind, kann der wuchtige GLC sogar richtig Spaß machen. Der Motor hat ausreichend Kraft und bringt sie mittels Neungang-Automatik und Allradantrieb effizient auf die Straße. Sogar in flotten Kurven fühlt sich der GLC agil an, für ein SUV. Ein klein wenig versöhnt das sogar mit dem trinkfreudigen Motor. Ausrollen: FazitEr kann immer noch Offroad, vor allem mit dem entsprechenden Paket, daran besteht kein Zweifel. Aber im Grunde ist er weich geworden. Das ist kein Vorwurf. Wir fühlten uns richtig gut aufgehoben in diesem SUV. Außen hübsch und nicht mehr kantig, innen die fließenden Formen, das schön verarbeitete Interieur, mit feinen Materialien - und dazu das passende, komfortable Fahrverhalten. Außerdem hat der GLC gerade noch akzeptable Abmessungen, um im dichten Stadtverkehr und bei der Parkplatzsuche nicht zu nerven. Wer eigentlich keine SUV mag, könnte daher an diesem GLC vielleicht dennoch Gefallen finden. Technische Daten: Mercedes GLC 250 4Matic
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