Für viele Deutsche geht es jetzt in den Weihnachtsurlaub. Der Ex-Spitzenmanager Martin Winterkorn hat schon länger frei - bei vollen Bezügen bis Ende 2016. Ein Skandal?
Berlin - Weihnachten ist die Zeit der Ruhe und des Friedens. Für die Wolfsburger Vorweihnachtszeit gilt dies nicht. Wenn die Aufklärung beim Kernthema „Abgas-Skandal, Typprüfung, Rückruf, Diesel“ schleppend läuft, müssen zum vierten Advent auch Randaspekte herhalten. Zum Beispiel Arbeitsverträge. Der neueste Aufreger: Ex-VW-Chef Martin Winterkorn wird weiterhin von VW bezahlt. Deutschlands ehemals mächtigster Automanager erhält noch bis 31.12.2016 sehr viel Geld fürs Nichtstun, denn so lange läuft sein Arbeitsvertrag noch. Müssen wir uns darüber aufregen? Wir dürfen zumindest. Winterkorn war, pardon, ist weiterhin der bestbezahlte Manager Deutschlands, mit einem Jahresgehalt von zuletzt mehr als 15 Millionen Euro. Für seine Pensionsansprüche hat VW rund 28,5 Millionen Euro reserviert. Bei Volkswagen Sachsen geht es 600 Leiharbeitern im Grunde wie Martin Winterkorn: Man möchte sie nach der Abgaskrise nicht mehr. Sie werden - Stand heute - nicht bis Ende 2016 bezahlt. Beurlaubung günstiger als VertragsauflösungDas ist pervers, aber – normal. Befristete Arbeitsverträge, erst Recht in diesen Sphären, laufen weiter, bis sie auslaufen. Das gilt für die Bundesligatrainer Lucien Favre, Alexander Zorniger und Markus Gisdol, und das gilt auch für Spitzenmanager. Auch dann, wenn der teure Spezialist beurlaubt wurde, und sogar dann, wenn er, wie in diesem Fall, selbst zurücktritt. Die Alternative zur Weiterbezahlung von „Wiko“ ohne Weiterbeschäftigung wäre ein Treffen vor dem Arbeitsgericht gewesen, oder eine einvernehmliche Vertragsauflösung. Beides wäre, so heißt es aus „gut informierten Kreisen“, teurer geworden, als Herrn Winterkorns Arbeitsvertrag einfach laufen zu lassen. Zumal sein Grundgehalt „nur“ rund 1,6 Millionen Euro pro Jahr beträgt, und die üppigen Bonuszahlungen im Nachgang der teuren Krise schrumpfen werden. Daher entschied sich der Aufsichtsrat des größten deutschen Autokonzerns, der zu 20 Prozent dem Land Niedersachsen gehört, für die Beurlaubung seines jahrelangen obersten Angestellten – und gegen die Vertragsauflösung. Vielleicht schafft es VW ja, mit dem gesparten Geld eine Lösung für die Leiharbeiter in Sachsen zu finden. Das wäre schön. |