Umstrittener Leipziger City-Tunnel ist fertig - Eine Milliarde für vier Kilometer

Leipzig –Der noch von Ex-Verkehrsminister Wolfgang Tiefensee (SPD) in seiner Zeit als Leipziger Oberbürgermeister mitinitiierte Tunnel stand in den vergangenen zehn Jahren immer in der Kritik. Ähnlich wie bei anderen großen Infrastrukturprojekten wie Stuttgart 21 oder dem Flughafen Berlin-Brandenburg verzögerte sich der Bau, explodierten die Kosten.

Symbolischer Baubeginn war 2003. Die Bohrung der Tunnelröhren begann 2007. Die Fertigstellung war für 2009 geplant. Die Kosten sollten 572 Millionen Euro betragen. Aus 2009 wurde 2013, unter anderem, weil es mit dem Baugrund immer wieder Probleme gab. Die Baukosten stiegen auf eine knappe Milliarde Euro.

Das stieß dem sächsischen Landesrechnungshof auf. Rund 200 Millionen Mehrkosten seien von Anbeginn erkennbar gewesen, sagt Sachsens Wirtschaftsminister Sven Morlok (FDP). Er übernahm den Tunnel und seine Probleme von seinem Amtsvorgänger.

Kritiker: Zu teuer

Kritiker fragten, ob man überhaupt einen nur vier Kilometer langen Bahntunnel für eine Milliarde Euro bauen durfte. "Mit den Gesamtkosten von etwa einer Milliarde Euro hätte man das gesamte sächsische Bahnnetz ertüchtigen können", betont die verkehrspolitische Fraktionssprecherin der Grünen in Sachsen, Eva Jähnigen.

Wirtschaftsminister Morlok nennt den Tunnel und die damit verbundene Neugestaltung des gesamten S-Bahn-Systems im Großraum Leipzig/Halle dagegen einen Quantensprung. Er sei sicher, dass das neue Nahverkehrsangebot die Stadt vom Autoverkehr entlasten und Leipzig aufwerten werde. "Wir müssen in der Region die Stärken des Schienennahverkehrs ausspielen", sagt Morlok.

Die Deutsche Bahn lässt sechs neue S-Bahn-Linien mit neuen Zügen durch den Tunnel fahren. Innerhalb der nächsten fünf Jahre rechnet sie im Großraum Halle/Leipzig mit einem Passagierzuwachs von 30 Prozent. Derzeit fahren täglich gut 48.000 Leipziger mit der S-Bahn. "In 50 Jahren wird sich keiner mehr vorstellen können, wie der Nahverkehr ohne den City-Tunnel funktionieren konnte", glaubt Morlok.

Quelle: dpa