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BMW M2 (F87): Alltagstest, Daten, Vergleich - Eine Rappelkiste fürs Ferienprogramm

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Der BMW M2 will nicht vernünftig sein. Er ist ein Spielzeug auf vier Rädern, von denen zwei meistens die Haftung verlieren. Zum Glück, erfuhren wir im Alltagstest.

BMW M2 (F87) im Alltagstest: Selbst in Schwarz stellt der kleine Zweitürer seine Leistung unverhohlen zur Schau BMW M2 (F87) im Alltagstest: Selbst in Schwarz stellt der kleine Zweitürer seine Leistung unverhohlen zur Schau Quelle: MOTOR-TALK

Berlin – Solche Autos kaufen wir: komfortabel, praktisch, vernünftig. Einen VW Golf zum Beispiel, vielleicht auch mal einen 1er-BMW mit vier Türen. Und etwas Platz für die Kleinen oder Freunde auf der Rückbank. Doch wir sehnen uns nach solchen Autos: Ehrlich, roh, unvernünftig. So wie der BMW M2.

Passagiere? Ginge zwar, wenn sie nicht zu groß sind, muss aber nicht sein. Denen würde eh nur schlecht. Denn eigentlich ist jede Fahrt eine Übung in Selbstdisziplin. Der kleinste "M" aus München ist wie der zahnlückig grinsende Kumpel aus der Grundschule: Immer nur Unfug im Kopf. Und wer nicht mitmachen will, wird provoziert: Traust dich nicht! Nänänänänänä!

Wir haben uns zwei Wochen von ihm nerven, provozieren und zu allerlei Leichtsinn überreden lassen. War schön, wie damals in der Grundschulzeit. In den Sommerferien.

Kurze Überhänge, große Räder, kleine Fahrgastzelle: Die Proportionen des 2ers wirken am M2 nochmal ein gutes Stück stämmiger Kurze Überhänge, große Räder, kleine Fahrgastzelle: Die Proportionen des 2ers wirken am M2 nochmal ein gutes Stück stämmiger Quelle: MOTOR-TALK

Karosserie/Platzangebot: Passagiere entbehrlich

Weniger ist bei den Abmessungen mehr. 4,47 Meter Länge, 2,69 Meter Radstand – mehr braucht man nicht zum Spaß haben. Will man auch nicht. Aber mehr Breite schadet nicht, und die bekommt man. Der M2 macht dicke Backen, nicht aus Selbstzweck, sondern wegen der breiten Spur. 1,85 Meter misst er zwischen den Kotflügelkanten, von Reifenmitte zu Reifenmitte sind es vorne 1,58 und hinten 1,60 Meter, also rund sechs und drei Zentimeter mehr als beim Standard-Zweier. Fahrer und Beifahrer sitzen gut behütet, die Sitzposition passt auf Anhieb, wie in fast jedem BMW.

Hinten? Na ja, wer sich einmal reingezwängt hat, kommt so leicht nicht mehr raus. Kinder würden passen, müssten aber vermutlich spucken, wenn der M2 bewegt wird, wie es sich gehört. Einen Kofferraum gibt es auch und in den passt sogar was rein: 390 Liter reichen dicke für den Kurzurlaub zu zweit. Beifahrer oder Beifahrerin sollten aber was abkönnen.

Im Inneren wirkt der BMW M2 eher schlicht und eigentlich zu billig für den Preis Im Inneren wirkt der BMW M2 eher schlicht und eigentlich zu billig für den Preis Quelle: MOTOR-TALK

Innenraum: Alles wie früher

Carbon kann gut aussehen, wenn es gut verarbeitet ist. Auf das M2-Dekor trifft das nicht zu. Nicht mal ansatzweise. BMW verkauft die Dekorleisten zwar als "Highlight" mit "offenporiger Carbon-Oberfläche", doch auf uns wirkten sie wie die billige Trauerfeier eines Carbon-Dekors.

Ansonsten ist der M2 ganz 2er. Blaue Nähte und das ein oder andere M-Emblem sind so ziemlich die einzigen Hinweise auf den Spitzensport. Der Blick fällt auf schlichte, analoge Rundinstrumente. Positiv ausgedrückt: "oldschool". Außer am Lenkrad und am Schaltknüppel dominiert Kunststoff. Man kann das karg nennen. Oder fokussiert, weil nichts vom Wichtigsten ablenkt. Fahrer und Beifahrer sitzen auf Leder-Sportsitzen mit M-Logo. Tief drin im Sessel, gut gestützt am Brustkorb und im unteren Rücken. Das Lenkrad wirkt genau wie das Auto, irgendwie muskulös. Der Kranz eher dick, klein der Durchmesser.

Infotainment: Der bessere Soundtrack läuft woanders

Technisch ist vorhanden, was auch sonst im 2er steckt. Das Audiosystem mit der Zubehörnummer 0676 ("Hifi Lautsprechersystem") beherrscht Online-Streaming über Napster, weitere Online-Dienste gibt es obendrauf. Interessiert aber keinen. Erstens, weil die Anlage klingt wie ein Kofferradio im Schuhkarton. Zweitens, weil man einmal in Fahrt eh kaum noch was davon hört. Drittens, weil der bessere Soundtrack aus dem Auspuff kommt.

Damit die Schlappen nicht im Freien drehen, macht der M2 dicke Backen, vor allem an den hinteren Kotflügeln Damit die Schlappen nicht im Freien drehen, macht der M2 dicke Backen, vor allem an den hinteren Kotflügeln Quelle: MOTOR-TALK

Assistenzsysteme: Fahr gefälligst selbst!

Der rechte Fuß hilft beim Gas geben und Bremsen, der linke beim Kuppeln, die Hände lenken (manchmal gegen), die Rechte schaltet. Damit wären die wesentlichen Fahrhilfen genannt. Angeblich hat BMW noch andere Assistenten in den M2 eingebaut, behauptet die Ausstattungsliste. Zum Beispiel einen Spurverlassenwarner, einen Auffahrwarner und einen Aufmerksamkeitsassistenten. All das ist Teil des „Driving Assistant“ für 520 Euro. Benutzt haben wir nur die „Dynamische Stabilitäts Control“ (DSC). Die aber sehr oft. Vor allem im relaxten „M Dynamic Mode“. Naja, und natürlich das, was BMW Aktives M Differenzial nennt. Eine elektronisch gesteuerte Lamellensperre an der Hinterachse.

Antrieb/Motor: Reihensechser mit 370 PS

Sie wirken grotesk breit, die Walzen an der Hinterachse dieses kompakten Coupés. Trotzdem verlieren sie permanent die Fassung. Öfter als die Leistungsdaten des Reihensechsers vermuten lassen. 370 PS sind üppig, aber nicht ausgeflippt viel. 465 Newtonmeter Drehmoment, die zwischen 1.400 und 5.560 Umdrehungen anliegen, hingegen…

Der 3,0-Liter-Reihensechser namens N55 kommt im M2 Coupé in seiner bislang kompetentesten Variante zum Einsatz Der 3,0-Liter-Reihensechser namens N55 kommt im M2 Coupé in seiner bislang kompetentesten Variante zum Einsatz Quelle: MOTOR-TALK Kraft im Überfluss also und dazu eine Menge Sound. Klar, der Sechser ist ein Turbomotor und dröhnt gelegentlich wie einer. Das kann mal nerven, aber dann fährt man eben schneller (oder langsamer, das geht auch). BMW schafft es aber, dem Reihensechser mit 3,0 Litern eine Charakterstimme zu geben. Die ist kräftig, brüllt aber nur, wenn man es will. Verbrauch? Hat der M2 reichlich. Wer sich müht, könnte einen einstelligen Wert schaffen. Unser Durchschnittswert lag bei 13,7 Litern pro 100 Kilometer. Repräsentativ ist der allerdings wohl kaum - die Fahrweise spielt eine enorm große Rolle.

Dass Leistung und Drehmoment wenig Probleme haben, den M2 zügig auf Tempo zu bringen, dürfte klar sein. Ganz schön schnell, aber einen Schlag in die Magengrube bekommt man nicht. 4,5 Sekunden bis 100 km/h verspricht BMW. 3,6 Sekunden, die im vierten Gang von 80 bis 120 km/h vergehen, beeindrucken mehr. Geschaltet wird wie früher mit der Hand: sechs Gänge, ein kurzer Knüppel mit kurzen Wegen, knackigem Widerstand und präziser Führung. Ganz wunderbar fühlt sich das an. Automatisch geschaltet wäre sicher schneller, mehr Spaß würde es nicht machen.

Fahrwerk/Lenkung: Zwischen Holterdipolter und purer Freude

BMW schraubt die Räder offenbar direkt an die Karosserie. Zumindest klingt es so, wenn man mit dem M2 über Kopfsteinpflaster hoppelt. Schlaglöcher werden ihrem Namen gerecht, sie schlagen voll durch. Knüppelhart ist der kleine Schreihals. Und so soll es auch sein. Wie ein Blinder die Brailleschrift tastet der M2 mit den dicken 19-Zöllern (245/35 vorn, 265/35 hinten) die Fahrbahn ab und lässt den Fahrer das durchs Lenkrad spüren.

BMW hat die Spur am M2 im Vergleich zum gewöhnlichen 2er um ein gutes Stück verbreitert BMW hat die Spur am M2 im Vergleich zum gewöhnlichen 2er um ein gutes Stück verbreitert Quelle: MOTOR-TALK Bei Tempo heißt das: Direkter geht’s kaum. Ein Zucken am Lenkrad, der M2 folgt. Man stelle sich einen Boxer im Ring vor. Nicht so einen Schwergewichtler, sondern so einen drahtigen Typen im Mittelgewicht. Immer im Vorwärtsgang. Tänzelnd, mal nach links, bald nach rechts, kurz antäuschend, Ausfallschritt, zuschlagen. So fährt der M2 und verschlingt dabei eine um die andere Kurve. Präzise, gefühlt ohne Seitenneigung und ungeheuer schnell.

Und dann war da noch die Hinterachse. Unverschämt, wie die ständig aus der Reihe tanzt. Das liegt nicht nur am Motor, das liegt auch an der Abstimmung des Fahrwerks. Schneller als man Heckschleuder sagen kann, bricht der kleine M aus, wenn ein bisschen Gas und ein moderater Lenkwinkel aufeinander treffen. Dafür muss man das DSC natürlich ausschalten. Wobei schon der Dynamik-Modus (einfach Sport+ einlegen) für etwas Spaß reicht. Er lässt Schlupf zu, ohne den Rettungsanker gänzlich über Bord zu werfen.

Preis/Ausstattung: Viel für ein Spielzeug

57.000 Euro verlangt BMW für den M2. Ob das viel oder wenig ist, liegt ein bisschen im Auge des Betrachters. Dafür gibt es schon fast einen X4 xDrive 30d mit solidem 258-PS-Diesel, bequemer Automatik und vier bis fünf vollwertigen Sitzplätzen. Aber bei aller Ingenieurskunst: Den ums Eck zu wuchten, fühlt sich im Vergleich an, als versuche man einen vollbeladenen Einkaufswagen mit Schmackes vom Chipsregal durch die „Haarnadelkurve“ in den Gang mit den Einweckfrüchten zu schieben. Das geht vielleicht gut, vermutlich endet es aber mit Scherben und matschigen Pfirsichhälften.

Vergleichen wir also Kirschen mit Schattenmorellen: Ein Porsche 718 Cayman S kostet in der Basis 64.118 Euro. Leistung und Fahrleistungen sind ähnlich, das Ambiente etwas hochwertiger, das Handling etwas präziser. Dafür gibt es aber nur noch einen Vierzylinder-Turbo. Ein Audi TT RS steht mit 66.400 Euro in der Preisliste. Bei 400 PS, 480 Newtonmetern und etwas besseren Fahrleistungen (0-100 km/h in 3,7 s). Allerdings mit einem Handling, bei dem einem im Vergleich die Füße einschlafen. Quer geht da „dank“ Quattro nicht so richtig.

Beide, der Audi wie auch der Porsche, sind also teurer, aber auch alltagstauglicher. So gesehen ist der BMW M2 natürlich ein teures Spielzeug. Aber: immerhin ist er ein Spielzeug.

Auf mobile.de starten die Angebote für den BMW M2 bei rund 53.000 Euro.

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Technische Daten BMW M2

  • Motor: 3,0-Liter-Reihensechszylinder, Turbo
  • Leistung: 370 PS (272 kW) bei 6.500 U/min
  • Drehmoment: 465 Nm bie 1.400-5.560 U/min
  • Getriebe: 6-Gang-Handschaltung, Hinterradantrieb
  • 0-100 km/h: 4,5 s
  • Höchstgeschwindigkeit: 250 km/h
  • Verbrauch: 8,5 l/100 km (NEFZ)
  • CO2: 199 g/km
  • Länge: 4,468 m
  • Breite: 1,854 m
  • Höhe: 1,410 m
  • Radstand: 2,693 m
  • Leergewicht: 1.570 kg
  • Kofferraum: 390 l
  • Preis: Ab 57.000 Euro
  • Preis des Testwagens: 63.720 Euro
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