Zum Facelift bekommt der schnellste Seat Leon mehr Power. Deshalb startet er in zwei Versionen: Eine, die jeder fahren kann. Und eine bessere. Erste Fahrt im Cupra 300.
Barcelona – Frontantrieb ist Teufelszeug. Denn er kann, was ihm nur wenige zutrauen: Ein Auto verdammt schnell um eine Rennstrecke ziehen. Renault, Honda, Seat und VW haben mit Mégane, Civic, Leon und Golf bewiesen, dass moderne Kompakte auf der Nordschleife locker alte Ferrari abkochen. Und andere schnelle Autos mit Heck-, Hinterrad- oder Allradantrieb. Trotzdem gibt es den Seat Leon Cupra jetzt mit zwei Antriebsachsen. „Endlich“ für die einen. „Zum Glück nur optional“ für die anderen. Denn der Allradstrang verkürzt die Beschleunigung und stabilisiert den Kompakten in der Kurve. Aber er macht ihn 79 Kilogramm schwerer. Und langsamer auf der Rennstrecke. Seat Leon Cupra Facelift: 300 PS, Allrad nur im Kombi Gegen Aufpreis gibt es für alle ein Doppelkupplungsgetriebe, für den Kombi einen Allradstrang. Warum nur im Kombi? Seat bietet den Leon 4Drive generell nur mit großem Heck an. Die kleineren Karosserien sind nicht für eine Kardanwelle ausgelegt. Machbar wären 4Drive-Versionen auch für SC und Fünftürer, aber nur mit höherem Aufwand. Es passt ja auch: Das Familienauto wird in der Topversion sicherer und leichter zu beherrschen. Selbst mit digitalem Fahrstil bleibt er brav. Die Räder wollen einfach nicht kratzen. In provokant flotten Kurven koppelt hinten eine Lamellenkupplung fühlbar die zweite Achse an. Sie sichert den Leon zur Seite ab und schiebt ihn sauber durch den Knick. Driften oder rutschen mag er nicht. Zumindest nicht mit den optionalen Michelin-Semislicks auf trockenem Asphalt. Seat rüstete alle verfügbaren Testwagen mit den Sportreifen aus. Während der Testfahrt will das ESP-Lämpchen nicht einmal glimmen. Erst wenn der Reibwert sinkt, schiebt der Allrad-Cupra über die Vorderräder oder zuckt mit dem Heck. Dafür lässt sich die Traktionskontrolle vollständig deaktivieren. Mehr Spaß mit Frontantrieb In den meisten Situationen hilft die serienmäßige Vorderachs-Quersperre. Sie verteilt die Kraft effizient an beide Vorderräder. Das funktioniert beim Anfahren gut, beim Herausbeschleunigen aus Kurven ausgezeichnet. Alles andere lässt sich vermeiden. Langsamer ist der Frontantrieb-Cupra nur auf Tempo 100. Hier fährt er der Allradversion eine Sekunde hinterher. Danach gewinnt er die Zeit- und die Spaß-Wertung. Denn das gesparte Gewicht macht ihn flinker und agiler. Der Schub von hinten fehlt selten. Die kleinen Versionen stimmt Seat zudem direkter ab und lässt sie lauter klingen. Sie röhren und frotzeln kräftiger als der Kombi. Schnell sind sie alle. Am schönsten fährt jedoch der Dreitürer mit kurzem Radstand, Frontantrieb und Schaltgetriebe. Die knackige Schaltbox passt besser zum Auto als das optionale Sechsgang-Doppelkupplungsgetriebe, auch wenn Seat es besser abstimmt als bisher. Das gefällt vor allem im Stadtverkehr. Auf der Rennstrecke fehlt die Spontaneität. Mit dem Wechsel von Gang 4 in 2 ist sie zu lange beschäftigt. Leon Cupra ab 34.020 Euro Der geliftete Leon Cupra startet in allen Versionen im Frühling 2017. Sein Preis steigt um 300 auf mindestens 34.020 Euro (Dreitürer, Handschaltung). DSG kostet 1.700 Euro Aufpreis. Der Allrad-Kombi steht mit 39.220 Euro in der Preisliste. Zur Einordnung: Der technisch fast identische VW Golf R Variant (altes Modell) war zuletzt rund 4.000 Euro teurer. Hier weiterlesen: So fährt der aktuelle Seat Leon mit Basisdiesel Seat Leon Cupra 300: Technische Daten
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