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Porsche 911 GT3 (2017, 991.2): Test, Fahrbericht, Technik - Einfach nur fahren, fahren, fahren

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500 PS, Saugmotor, Schaltgetriebe: Der 911 GT3 ist der emotionalste Elfer im Porsche-Programm. Denn er fährt so, wie ein Porsche fahren sollte. Erster Test.

Porsche 911 GT3: Den schnellsten Saug-Porsche gibt es wieder mit manueller Schaltbox oder Doppelkupplungsgetriebe Porsche 911 GT3: Den schnellsten Saug-Porsche gibt es wieder mit manueller Schaltbox oder Doppelkupplungsgetriebe Quelle: Porsche

Von Peter Ruch
Berlin - Man erkennt ihn nur als Gusseiserner. Als eingefleischter Fan. Klar, die „4.0“ auf dem Flügel gibt den entscheidenden Tipp. Aber sonst passiert optisch wenig am Porsche 911 GT3. Nach seinem Facelift wirkt er irgendwie runder, trotz seiner Aggressivität harmonischer. Der Spoiler wächst um zwei Zentimeter. Echten Fortschritt gibt es nur innen. Das Infotainmentsystem passt endlich. Und das Alcantara-Lenkrad - ganz ohne Schnickschnack - liegt wunderbar in der Hand.

Technisch geht da aber mehr, oder?


Neue Optik? Sieht man kaum und kennt man fast alles von den kleineren Facelift-Modellen Neue Optik? Sieht man kaum und kennt man fast alles von den kleineren Facelift-Modellen Quelle: Porsche Und wie! Auch wenn die Zahlen gar nicht so schnell klingen. 500 PS und 318 km/h Spitze hauen im oberen Sportwagen-Segment niemanden mehr um. 460 Newtonmeter Drehmoment sind nett, das schafft mittlerweile aber schon fast der Turbomotor im Basis-Elfer. Das Besondere am GT3: In ihm arbeitet ein Sauger. Und was für einer.
Die neue Maschine kommt direkt aus dem Cup-Rennsportwagen und dreht großartige 9.000 Touren. In ihr stecken viele Feinheiten. Die Kurbelwelle verfügt über eine direkte Öleinspeisung und größere Hauptlager-Durchmesser. Überhaupt wurde die Schmierung derart optimiert, dass jetzt nur noch 70 Liter pro Minute fließen. Beim Vorgänger (3,8 Liter Hubraum, 475 PS) waren es noch 120 Liter.
Im Ventiltrieb finden sich erstmals seit sehr langer Zeit wieder starre Schlepphebel. Diese sind DLC-beschichtet. Bedeutet ungefähr: „diamantgleicher Kohlenstoff“, also extrem widerstandsfähig. Durch den Entfall der Hydrostößel kann der GT3 höher drehen und schärfere Steuerzeiten sowie Rampenwinkel des „VarioCam Plus“-Nockenwellensystems fahren.
Der 4,0-Liter-Boxer dreht bis 9.000 Touren Der 4,0-Liter-Boxer dreht bis 9.000 Touren Quelle: Porsche Mehr? Gern: Es gibt ein neues Verfahren der Laufbahnbeschichtung des Aluminiumblocks. Man vertraut dabei auf ein PTWA-Verfahren, das zur Gattung des thermischen Plasmaspritzens gehört: RSW, also „rotating single wire“. Ein rotierender Draht wird unter der Hitzeeinwirkung eines Gasplasmas verflüssigt und unter Druck auf die Zylinderwand gespritzt. Wer hier jetzt nicht mehr genau folgen konnte: Es handelt sich um den stabilsten und dabei reibungsärmsten Wasser-Boxer, der je die Werkshallen in Zuffenhausen verlassen hat.

Und wie fährt sich das?


Ganz nett. Nein, Spaß beiseite: Hervorragend! Zunächst der Sound. Ganz manierlich untenrum, aber ab 6.000 Umdrehungen bricht die Hölle los - und zieht sich bis 9.000 Touren. Mit dem 7-Gang-Doppelkupplungsgetriebe sind die Schaltvorgänge blitzschnell, die Anschlüsse immer perfekt. Und dazu kommt diese herrliche Präzision. Der Fahrer denkt etwas und der Wagen setzt es perfekt um.
Ausgezeichnete Lenkung, ausgezeichnete Bremsen, ausgezeichnete Performance. Und der Grip ist fast grenzenlos. Das ist auch den hervorragenden Michelin Pilot Sport Cup 2 zu verdanken. Die taugen bei Nässe allerdings nicht wirklich.
Porsche baut optional einen Überrollbügel in den GT3 Porsche baut optional einen Überrollbügel in den GT3 Quelle: Porsche Dann sagt Walter Röhrl wieder einmal einen seiner so schönen Sätze: „Es ist uns wohl noch nie so gut gelungen wie bei diesem GT3, zu kaschieren, dass es sich beim 911 eigentlich um eine Fehlkonstruktion handelt.“ Bedeutet etwa: Die Fähigkeiten des Wagens übersteigen jene von praktisch allen Autofahrern bei Weitem. Den meisten Piloten wird Talent und Mut längst ausgegangen sein, wenn der GT3 immer noch unangestrengt lächelt.
Doch genau das wollte Porsche erreichen: Eine echte Fahrmaschine, ein „driver's car“, das nur Fahrspaß bieten soll. Und genau das haben die Stuttgarter geschafft. Man will gar nicht mehr aussteigen, sondern einfach nur fahren, fahren, fahren. Fest eingespannt in die neuen Sportsitze. Die sind übrigens ebenfalls ausgezeichnet.

Das ist aber noch nicht alles?


Selbstverständlich nicht: Es gibt den GT3 jetzt wieder mit einem manuellen Getriebe. Er ist damit neben der Corvette der einzige Serien-Sportwagen im obersten Segment, der noch mit freisaugendem Motor und Handschaltung erhältlich ist. Ein Traum für Puristen. Und mit hoher Wahrscheinlichkeit die letzte Gelegenheit, so ein Auto zu kaufen.
Neues Infotainmentsystem und schnörkelloses Alcantara-Lenkrad im GT3 Neues Infotainmentsystem und schnörkelloses Alcantara-Lenkrad im GT3 Quelle: Porsche Es ist übrigens die gleiche Sechsgang-Box, die im 911R Freude entfachte. Viel kürzer als im manuellen Schmalspur-Elfer, außerdem deutlich knackiger. Im neuen GT3 lassen sich endlich wieder so direkt und präzise die Gängen wechseln, wie man das von einem Porsche gewohnt sein darf. Natürlich bleibt das PDK-Getriebe die „bessere“ Wahl. Rundenzeiten, Verbrauch, Komfort. Doch der wahre Fan wird den GT3 mit manuellem Sechsgänger bestellen - weil die Emotionen einfach noch großartiger sind. Der Handschalter wird allerdings erst ab Herbst verfügbar sein.

Und was kostet der Spaß?


Der GT3 kostet in beiden Versionen 152.416 Euro. Viel Geld, aber im Vergleich zum kaum schnelleren und weniger emotionalen 911 Turbo S (ab 205.133 Euro) ein Schnäppchen. Dazu kommt: Der manuell geschaltete GT3 wird mit Garantie zu einem Sammlerstück. Wenige Tage nach dem Auslaufen dieser Serie werden die Preise steigen. Man kann also nichts falsch machen, falls man das nötige Kleingeld hat. Das Problem: Zwar ist der GT3 nicht limitiert - aber Porsche kann derzeit gar nicht so viele Autos bauen, wie bestellt werden.

Technische Daten Porsche 911 GT3


  • Motor: 4,0-Liter-Boxer-Saugmotor
  • Leistung: 500 PS (368 kW) bei 8.250 U/min
  • Drehmoment: 460 Nm bei 6.000 U/min
  • Antrieb: Sechsgang-Handschaltung (7-Gang-PDK)
  • 0-100 km/h: 3,9 s (PDK: 3,4 s)
  • Geschwindigkeit: 320 km/h (PDK: 318 km/h)
  • Verbrauch: 12,9 Liter (PDK: 12,7 l)
  • CO2-Ausstoß: 290 g/km (PDK: 288 g/km)
  • Länge: 4,562 m
  • Breite: 1,852 m
  • Höhe: 1,271 m
  • Radstand: 2,457 m
  • Gewicht: 1.413 (PDK: 1.430 kg)
  • Kofferraumvolumen: vorn 125 l, hinten 260 l
  • Preis: ab 152.416 Euro
Avatar von MOTOR-TALK (MOTOR-TALK)
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61 Kommentare:
Avatar von Spiralschlauch39315
Mon May 21 18:08:20 CEST 2012

Na hoffentlich bleibt das Werk bestehen, wäre ja schade um die Arbeitsplätze...

da ist die Politik gefragt. Aber Geld regiert ja die Welt. Scheiß GM. :mad:

Hannelore an die Front, jetzt ist Schluss mit Wahlkampfsprüchen u. Sonntagsreden.

Rufus

Glaube Bochum geht dicht, die trauen sich das nur nicht JETZT zu sagen, da dann die Produktivität jetzt schon voll einbricht. Wozu noch Mühe geben, wenn man sowieso weiß das man in spätestens 2 Jahren arbeitslos ist? So kann man sich noch an illusorische Hoffnungen klammern. Heute morgen wurde bei uns in der Zeitung auch angedeutet, dass man eventuell den Corsa aus Eisenach abziehen möchte richtung Spanien.
Mein Tip: Bochum wird dichtgemacht und Eisenach ist als nächstes dran. Wir haben nunmal mit die höchsten Lohnnebenkosten in der EU und bei der derzeitigen Lage von Opel is es kein Wunder wenn da alles ins europäische Ausland abgeschoben wird.

Keiner rettet Bochum.

GM lässt nur mal wieder alle zappeln, um Zugeständnisse abzuringen. Die eifrigen Politiker sind in diesem Spiel nur willkommen, bauen sie doch zusätzlich Druck auf die Beschäftigten aus.

Am Ende wird man sich auf ein niedrigeres Lohnniveau einigen und alle klopfen sich auf die Schulter.

Die um 200€ geringeren Fertigungskosten führen sicher nicht zu einem niedrigeren Verkaufspreis und dadurch mehr Absatz. Hier wird nur auf die denkbar einfachste Weise die Marge erhöht.

Besonders nachhaltig ist das nicht.

Wie üblich halt:(

Zitat:

Original geschrieben von OpelYoungster


da ist die Politik gefragt. Aber Geld regiert ja die Welt. Scheiß GM. :mad:

Um dann wieder Steuergelder zu verblasen? Wer am Markt nicht besteht hat kein Mitleid verdient! Die Mitarbeiter schon, das Unternehmen jedoch nicht. 

Im Mittelstand gehen mehr Arbeitsplätze verloren oder werden geschaffen als bei großen Konzernen, da kommt aber keiner auf die Idee nach Steuergeld zu rufen. 

Zitat:

Original geschrieben von ThePilot



Wer am Markt nicht besteht hat kein Mitleid verdient! Die Mitarbeiter schon, das Unternehmen jedoch nicht. 
das liegt ja wohl nicht zwangsläufig an Opel, oder? Da wird der Einfluss seitens GM aber gehörig unterschätzt. GM schafft doch selbst eigene Konkurrenz mit Chevrolet. Opel ist zum Pleite gehen verdonnert, weil GM es so will! Anders kann man das Vorgehen und die Einstellung seitens GM nicht begründen.

Opel ist ein Unternehmen mit Geschichte und gehört aus meiner Sicht zu Deutschland dazu. So etwas kann man nicht einfach zu Grunde gehen lassen.

Zitat:

Original geschrieben von ThePilot



Zitat:

Original geschrieben von OpelYoungster


da ist die Politik gefragt. Aber Geld regiert ja die Welt. Scheiß GM. :mad:
Um dann wieder Steuergelder zu verblasen? Wer am Markt nicht besteht hat kein Mitleid verdient! Die Mitarbeiter schon, das Unternehmen jedoch nicht. 
Im Mittelstand gehen mehr Arbeitsplätze verloren oder werden geschaffen als bei großen Konzernen, da kommt aber keiner auf die Idee nach Steuergeld zu rufen. 
Der Mittelstand ist auch derjenige der darunter leiden wird ... ~3.500 Arbeitsplätze direkt im Werk plus ca. 45.000 die in der zweiten Stufe vom Werk leben. Gut das ist eine Gewerkschaftszahl, die wird um das ganze etwas dramatischer zu machen wohl geschönt sein aber lass es mal "nur" 30.000 gut bezahlte Jobs in NRW sein ... das wird "nicht nett". Gerade in Bochum (Zechenschließungen, Nokia etc.).

Ob die Politik da mit Geld helfen kann ? Ich glaube kaum, das Werk soll ja geschlossen werden (anscheinend wg. Überkapazität). Da helfen auch Subventionen nichts.

Dann nennt mir eine erflogreiche Intervention mit Steuergeld... Bisher sind alle grandios gescheitert, deswegen ein klares NEIN zu Geldverschwendung bei Opel.
Es gibt viele Firmen die zu Deutschland gehörten und die heute nicht mehr existieren. Auch dort wurde zum Glück nicht interveniert. Es ist nunmal so, Marken kommen und gehen!

@ "ThePilot"

Schon mal gemerkt, dass sich die Zahl der insolventen bzw. zu Grunde gewirtschafteten Unternehmen von Jahr zu Jahr erhöht?
Dann gibt es halt bald keine Unternehmen mehr hier in Deutschland, weil Asien und Osteuropa mehr Profit abwerfen. Solange man nicht davon betroffen ist, lässt sich so etwas wie von dir, leicht sagen.

Da hast du natürlich recht, deswegen schreibe ich ja auch ...

Zitat:

Ob die Politik da mit Geld helfen kann ? Ich glaube kaum

Hier sollte man dann unterscheiden zwischen Unternemen wie Holzmann oder Nokia und zukunftsträchtigen Investitionen, also da wo Unternehmen zwar Subventionen nehmen aber diese, auch mit eigenem Geld, zum Wohl der Region nachhaltig investieren. Das sehe ich hier nicht. Enweder GM will das Werk erhalten, dann braucht man keine Gelder vom Staat, oder man will es dicht machen, in dem Fall will man dann keines.
Avatar von Duftbaumdeuter40135
Mon May 21 20:44:07 CEST 2012

Und dabei ist das hier noch gar nicht allzulange her. Traurig, traurig...

Avatar von 330d 6GangRacer
BMW
Mon May 21 20:54:52 CEST 2012

Wer hat Hertie, Grundig , Edscha, Schlecker, Märklin, Schiesser, Karmann, Quelle oder Karstadt gerettet ??

Avatar von Al Bundy II. "Golf-Fahrer"
VW
Mon May 21 20:58:56 CEST 2012

Ich verstehe von sowas nur sehr wenig, deshalb entschuldigt, wenn ich hier etwas falsches sage, aber könnte (in dem Fall das Opel bzw. GM das Werk in Bochum dichtmacht) nicht ein anderer deutscher Autobauer das Werk mitsamt den dort angestellten Arbeitern übernehmen? :confused: