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Classic Driving: Das Dreißigerjahre-Strand-Rennen von Römö - Einmal im Jahr bebt der Sand vom Römö

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Einmal im Jahr findet in Dänemark ein Oldtimer-Rennen der besonderen Art statt. Dann treten am Strand von Römö Hunderte eine Zeitreise in die Vergangenheit an.

Am Strand des Nationalparks auf der Insel Römö in Dänemark findet einmal im Jahr ein Oldtimer-Rennen statt, das seinesgleichen sucht Am Strand des Nationalparks auf der Insel Römö in Dänemark findet einmal im Jahr ein Oldtimer-Rennen statt, das seinesgleichen sucht Quelle: Opel

Römö/Dänemark - Staf Skov steht in den Dünen am Strand von Römö und kann selbst kaum glauben, was er sieht. Dabei ist er für das ganze Spektakel hier mitverantwortlich. Doch dass mitten im Nationalpark einmal zehntausend Petrolheads eine PS-Party feiern und sich oft bis zur Unkenntlichkeit getunte Autos und Motorräder aus den 1930ern auf dem betonharten Sand erbitterte Rennen liefern würden, war nicht abzusehen. Eigentlich wollten er und ein paar Kumpels mit ihren Hotrods nur ein bisschen Spaß am Strand haben. Genauso, wie vor fast 100 Jahren, als ein paar Rennfahrer, Privatiers und Hasardeure den Strand der Nachbarinsel Fanö als Rekordmeile auserwählten.

Mit dem "Grünen Monster" stellte Rennfahrer Carl Jörns 1922 mit 228 Kilometern pro Stunde einen Geschwindigkeitsrekord auf Mit dem "Grünen Monster" stellte Rennfahrer Carl Jörns 1922 mit 228 Kilometern pro Stunde einen Geschwindigkeitsrekord auf Quelle: Opel „Das war damals die schnellste Strecke der Erde“, erinnert sich Staf an die Berichte von den berühmten Strandrennen, die 1919 begonnen hatten: „Rennstrecken gab es zu dieser Zeit noch nicht, die Straßenkurse waren zu verwinkelt und zu kurvig für hohe Geschwindigkeiten und in Daytona oder Bonneville waren sie noch nicht auf den Geschmack gekommen.“

Zu den Stars jener Zeit gehört auch Carls Jörns, der als Werksfahrer für Opel hinterm Steuer sitzt und in Fanö mit einem ganz besonderen Auto an den Start geht: Dem „Grünen Monster“, einer riesigen Rennzigarre, die aus kaum etwas anderem besteht als aus vier hüfthohen Rädern und einem Motor, der zwar nur vier Zylinder aber dafür 23 Liter Hubraum hat. Das größte Triebwerk, das in Rüsselsheim je gegossen wurde, leistet rund 260 PS und bringt Jörns bei den Strandrennen von Fanö zahlreiche Siege und einen Rekord ein: Er jagt mit 228 km/h über den Strand und darf sich als schnellster Autofahrer der Welt feiern lassen.

96 Jahre nach dem letzten Rennen in Fanö steht das Grüne Monster auf der Nachbarinsel wieder am Strand und ist der Star beim dritten Römö Motor Festival. Denn aus der Schnapsidee für Stafs Clique aus US-Car-Fans ist mittlerweile eines der spektakulärsten und charmantesten Motorsportevents im europäischen Oldtimer-Kalender geworden.

Nur Fahrzeuge mit Baujahr vor 1939 erlaubt

Nach jahrelangen Verhandlungen mit den Behörden haben Staf und seine Kumpels mitten im Naturpark die Genehmigung für ein Rennen bekommen: Was mit vielleicht 30 Fahrzeugen klein angefangen hat, ist mittlerweile eine Großveranstaltung mit zwei Tagen Konzert und Party geworden, die trotzdem ihren Charme bewahrt hat. Mehr als 100 Fahrzeuge – je etwa zur Hälfte Autos und Motorräder – aus elf Ländern sind an den Strand gekommen, um auf der Rennstrecke gegeneinander anzutreten.

Aus insgesamt elf verschiedenen Ländern kommen die Kontrahenten und liefern sich auf dem Sand von Römö erbitterte Rennen Aus insgesamt elf verschiedenen Ländern kommen die Kontrahenten und liefern sich auf dem Sand von Römö erbitterte Rennen Quelle: SP-X/Benjamin Bessinger Drumherum auf den Parkplätzen steht mehr amerikanisches Alteisen als bei jedem anderen Autotreffen. Denn seit Ford nach dem ersten Weltkrieg ein Montagewerk erst für das Modell T und dann für das Modell A in Kopenhagen eröffnet hat, schwärmen die Skandinavier vor allem für US-Autos. Diese Liebe leben sie bei Events wie dem Motorfestival in vollen Zügen aus. Also stauen sich auf dem schmalen Damm zur Insel in diesen Tagen Hotrods und Heckflossen, Musclecars und Pick-ups, als hätte jemand die Zeit zurück gedreht und die Welt eine halbe Umdrehung nach Westen gerückt.

Zu sehen sind am Strand Harley Davidsons und Indians und vor allem Hotrods auf Basis amerikanischer Oldtimer. Dem Reglement nach vor dem zweiten Weltkrieg gebaut und mit Teilen getunt, die den Stand von 1947 oder früher haben. Sie scharren mit ihren Speichenrädern im Sand, daneben skurrile Eigenbauten und mächtige Maschinen wie das Grüne Monster.

Bis der Boden bebt

Manche sind Rostlauben, die ihre Besitzer für 3.000, 4.000 Euro zusammengeschraubt haben, sagt Staf. "Aber viele sind hohe sechsstellige Summen wert." Geschont werden sie trotzdem nicht: „Wir gebrauchen und missbrauchen die Oldtimer genau dafür, wofür wir sie monatelang gehegt und gepflegt haben,“ sagt Staf lachend: „Um damit unseren Spaß im Sand zu haben.“

Auf der rund 200 Meter langen Rennstrecke erreichen die betagten Fahrzeuge Geschwindigkeiten zwischen 80 und 100 Kilometer pro Stunde Auf der rund 200 Meter langen Rennstrecke erreichen die betagten Fahrzeuge Geschwindigkeiten zwischen 80 und 100 Kilometer pro Stunde Quelle: SP-X/Benjamin Bessinger Sobald die Startflagge schwingt, lassen sie alle die Kupplung schnalzen und gehen mit Vollgas auf die Strecke. Anders als früher in Fanö ist die zwar nur eine Achtelmeile oder rund 200 Meter lang, so dass hier sehr zur Freude der ziemlich gelangweilten Rettungskräfte niemand auch nur annähernd seine Höchstgeschwindigkeit erreicht. Doch auf 70, 80 bisweilen sogar 100 Sachen kommen sie hier allemal.

Und es gibt bei Oldtimerrennen nicht nur was für die Augen, sondern auch für die Ohren und die Nase. Wenn Autos wie der American LaFrance mit seinem 27 Liter großen Flugzeugmotor über die Startlinie donnern, dann kann man die Kraft sogar mit den nackten Fußsohlen im Sand spüren, so stark lässt er den Boden beben.

Das Grüne Monster hat zu viel Sand gefressen

Das Publikum, meist in Rock’n’Roll-Uniform, Harley-Shirts oder alter Mechaniker-Verkleidung, ist begeistert und quittiert jeden Gasstoß mit einem tiefen Raunen. Nur Jens Cooper ist traurig. Denn Cooper ist der Oldtimer-Spezialist aus dem Opel-Werk und sollte den Fans eigentlich das Grüne Monster präsentieren. Beim Training an den Tagen zuvor hat er die wenigen Zuschauer ahnen lassen, welche Urgewalt hier am Werk ist: Donnernd laut, mit einer meterhohen Sandfontäne im Schlepp und einer Wolke aus Ruß aus dem glühenden Auspuff ist er durchs Watt gepflügt. Jetzt steht er still in der Boxengasse.

Ausgerechnet jetzt, wo zehntausend Zuschauer in den Dünen hocken, macht der Motor keinen Mucks mehr. Sand im Getriebe – das kann man in diesem Fall fast wörtlich nehmen. Kieselsteine würden zwar durch die offene Kulisse der außen angeschlagenen Schaltung kullern, ohne dass es mit der groben Messing-Mechanik ein Problem gäbe. Doch es war offenbar der feine Flugsand vom Vortag, der in den Vergaser geraten ist und der Diva die Laune verdorben hat.

Im kommenden Jahr bebt der Strand von Römö zum hundertsten Mal Im kommenden Jahr bebt der Strand von Römö zum hundertsten Mal Quelle: Opel

Nächstes Jahr wird das 100. Jubiläum gefeiert

Staf hat an diesem Samstag alle Hände voll zu tun: Er muss die Boxengasse frei bekommen, den Rettungsdienst bei Laune halten, der sich in den letzten drei Jahren durchgehend gelangweilt hat. Er muss regelmäßig die Mädels mit den Startflaggen auswechseln und er muss schauen, dass niemand ohne zeitgemäßes Kostüm in den Bereich unmittelbar um die Rennstrecke kommt. Aber immer wieder zieht es ihn hinauf in die Dünen, wo er sich einen Überblick verschafft und sich jedes mal selbst kneifen muss.

Und dann lässt er seine Gedanken wandern und beginnt im Kopf schon mit den Planungen fürs nächste Jahr. Da jährt sich das erste Rennen am Strand von Fanö zum 100. Mal und Staf hofft auf ein ganz besonderes Event – vielleicht sogar mit einer längeren Strecke und entsprechend mehr Speed. Bei Opel werden sie das gerne hören. Denn bis dorthin läuft das Grüne Monster sicher wieder.

Quelle: Sp-x

 

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