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BMW-Entwicklungsvorstand Klaus Fröhlich im Interview - Elektrische Reichweite ist bald kein Thema mehr

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BMW plant seine Zukunft. Elektrifiziert, autonomisiert, intelligent, aber nicht überhastet. Wie? Das erklärte uns Entwicklungsvorstand Klaus Fröhlich beim Besuch bei MOTOR-TALK.

BMW-Entwicklungsvorstand Klaus Fröhlich im Gespräch mit den MOTOR-TALK-Redakteuren Constantin Bergander und Timo Friedmann BMW-Entwicklungsvorstand Klaus Fröhlich im Gespräch mit den MOTOR-TALK-Redakteuren Constantin Bergander und Timo Friedmann Quelle: MOTOR-TALK

Berlin – Elektromobiltät ist das Thema der Gegenwart und Zukunft. Warum BMW-Entwicklungsvorstand Klaus Fröhlich nichts von den neuen Reichweiten-Riesen hält (”Kirschkernweitspucken”) und warum ausgerechnet der E-Mobilität-Pionier BMW seine Autos langsam elektrifiziert, erklärte er während seines Besuchs im MOTOR-TALK-Büro. Er sprach mit mobile.de-Geschäftsführer Malte Krüger sowie den Redakteuren Timo Friedmann und Constantin Bergander über Elektromobilität, Hindernisse und autonomes Fahren.

BMW: Verbrenner-Architekturen mit Option auf Elektromotoren

Große Reichweiten werden erst in den kommenden Jahren interessant: "Der Wettlauf um Reichweiten bei Elektroautos ähnelt im Augenblick einem Kirschkernweitspucken." Große Reichweiten werden erst in den kommenden Jahren interessant: "Der Wettlauf um Reichweiten bei Elektroautos ähnelt im Augenblick einem Kirschkernweitspucken." Quelle: MOTOR-TALK Fröhlich sagt: „Wir sind mit unseren Fahrzeugarchitekturen schon heute in der Lage, jedes der Autos bei entsprechender Kundennachfrage zu elektrifizieren. Mit der Weiterentwicklung der Architekturen können wir zukünftig für jede Baureihe ein rein batterieelektrisches Modell anbieten." Platz für ausreichend Akku-Kapazitäten befindet sich unter jeder Rückbank eines neuen BMW.

BMW hat konkrete Pläne: „2019 startet der vollelektrische Mini, 2020 kommt mit dem X3 das erste batterieelektrische Auto in der Kernmarke BMW. Welches das nächste Auto dieser Art wird? Das hängt von der Kundennachfrage ab. Möglich ist das für jedes unserer Autos.“

Flexibilität wird wichtiger, denn weltweit warten viele Anforderungen: „Jeder Bürgermeister macht inzwischen seine eigene Politik. Deshalb müssen wir als BMW handlungsfähig sein. Wenn beispielsweise in Peking Verbrenner verboten werden sollten, müssen wir in der Lage sein, die dort nachgefragten Modelle zu elektrifizieren.“ Mit den neuen Plattformen geht das: „Wir werden dank unserer Fahrzeugarchitektur in der Lage sein, unsere Elektro-Autos in jedem unserer Werke zu bauen.“

Ladeinfrastruktur und frühe Reichweitenwunder

 

Der BMW 7er ist das erste Auto auf der neuen CLAR-Plattform. Theoretisch wäre eine Elektro-Version jederzeit möglich Der BMW 7er ist das erste Auto auf der neuen CLAR-Plattform. Theoretisch wäre eine Elektro-Version jederzeit möglich Quelle: MOTOR-TALK Bis es soweit ist, dauert es trotzdem noch einige Jahre. Fröhlich sagt: „Das Angebot (für elektrische Autos, Anm. d. Red.) entsteht gerade. Kunden sind misstrauisch, ob die Angebote ihre Anforderungen erfüllen. Zudem muss die Infrastruktur weiter ausgebaut werden.“ BMW investiert deshalb gemeinsam mit Daimler, Ford und dem VW-Konzern in Schnellladesäulen. „Das wird aber nicht unser Kerngeschäft. Mit Infrastruktur sollen zukünftig Investoren Geld verdienen, nicht wir als Hersteller.“

Fröhlich konzentriert sich auf die Beseitigung technischer Hindernisse. Batterien sind aktuell noch zu schwer und zu groß. BMW setzt derzeit die dritte Akku-Generation ein, entwickelt aber schon die fünfte. „Erst dann habe ich in den Zellen eine Energiedichte, mit der 500 Kilometer Kundenreichweite in großen Autos realisierbar ist, ohne eine Tonne Speicher durch die Gegend fahren zu müssen.“

So viel Reichweite gibt es bei anderen Marken schon heute. „Der Wettlauf um Reichweiten bei Elektroautos ähnelt im Augenblick einem Kirschkernweitspucken. Jeder unserer Mitbewerber will am weitesten kommen. Dabei wird dieses Thema mit der zunehmenden Energiedichte in den Batteriezellen sehr bald erledigt sein. Es geht nicht um die maximale Reichweite, es geht um Wirtschaftlichkeit, Skalierbarkeit und Ladeinfrastruktur. Einen Reichweiten-Riesen zu bauen, der sich wirtschaftlich nicht trägt, ist keine Leistung.“ 2017 will der BMW-Konzern 100.000 Fahrzeuge mit Elektromotor verkaufen. Bald danach sollen es viel mehr werden.

Elektromobilität muss profitabel werden

BMW-Entwicklungschef Klaus Fröhlich und Mobile.de-Geschäftsführer Malte Krüger BMW-Entwicklungschef Klaus Fröhlich und Mobile.de-Geschäftsführer Malte Krüger Quelle: MOTOR-TALK „Dafür müssen wir industrialisieren und skalieren, also die Kosten senken. Der einzige Begrenzer sind die Chemiekosten für den Speicher. Das sind derzeit mehr als 50 Prozent der Kosten des Gesamtsystems, die nicht maßgeblich reduziert werden können. Bei der anderen Hälfte müssen die Kosten gesenkt werden.“

Daraus ergibt sich ein Angebot, das sich nach den Bedürfnissen der Kunden richten soll: „Sie können dann verschiedene Antriebs- und Speichervarianten kaufen. Kleinere Fahrzeuge haben einen kleineren Speicher, können gegen Aufpreis aber mehr Kapazität bekommen. In größeren Modellen gibt es dann beispielsweise Allradantrieb mit zwei Motoren und dem größten Akku.“

2021 will Fröhlich erste Fahrzeuge mit einer überarbeitete Version der aktuellen CLAR-Plattform einführen. „Die bekommen dann Platz für flache Akkus unter dem Auto.“

BMW i: Vollautonomes Fahrzeug für 2021

Fröhlich erklärt, warum BMW sich mit einem neuen Elektroauto Zeit lässt: Ziel ist die Großserie Fröhlich erklärt, warum BMW sich mit einem neuen Elektroauto Zeit lässt: Ziel ist die Großserie Quelle: MOTOR-TALK Die Elektro-Submarke BMW i konzentriert sich künftig mehr auf das autonome Fahren. Nach der Elektrifizierung das zweitwichtigste Thema im BMW-Zukunftsplan. Autonome Funktionen sind in fünf Stufen klassifiziert. Aktuelle Fahrzeuge erreichen das Autonomie-Level 2: Umfangreiche Assistenzsysteme unterstützen den Fahrer, aber sie dürfen das Auto nicht (lange) selbstständig steuern. Das können derzeit der BMW 7er und der neue 5er mit dem „Driving Assistant Plus“.

BMW i entwickelt den iNext, ein Auto mit Autonomie-Level 5. Für diese Stufe muss es alle Situationen verarbeiten und komplett selbstständig fahren können. Ob es das tatsächlich darf, hängt von der Gesetzgebung der jeweiligen Länder ab. Das Auto orientiert sich an genauen und aktuellen Karten, wie sie der Kartendienst Here liefern soll. Digitale Kommunikation zwischen Autos („Car to Car“) oder Fahrzeugen und Gegenständen („Car to X“) seien für BMW dagegen kein Thema.

„Wir haben ein intelligentes Auto, das bedeutet, andere Autos können dieses Auto nicht überraschen“, erklärt Fröhlich. Autos bewegen sich auf mehr oder minder festen Bahnen in kalkulierbarer Dynamik. Weitaus komplexer sind andere Verkehrsteilnehmer. Fußgänger oder Radfahrer seien eine größere Herausforderung. BMW setze auf Schwarmintelligenz mit einem eigenen Backend. Voraussetzung für solche Datenmengen ist allerdings ein schnelles Mobilfunknetz. Fröhlich setzt sich dafür ein, den 5G-Standard bis 2020 in Europa einzuführen. „Ohne den geht es nicht.“

Für Mobilfunknetz und rechtliche Fragen bleibt noch Zeit. „Es wird in diesem Jahrzehnt kein Serienangebot eines autonomen Fahrzeugs geben, das dem Anspruch unserer Kunden genügt“, sagt Fröhlich. Der iNext soll 2021 starten.

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