Tesla gehört zu den wertvollsten Autobauern der USA - zu Unrecht, sagen einige Analysten. Und jetzt auch Tesla-Chef Elon Musk. Er hält das Unternehmen für überbewertet.
Fremont – Im April dieses Jahres war der wertvollste Autobauer der USA kurzzeitig ein Unternehmen, das 2016 weniger als 80.000 Autos verkauft hatte. Tesla schob sich mit einem Börsenwert von 50,887 Milliarden Dollar ganz knapp vor General Motors mit 50,886 Milliarden. Zum Vergleich: GM verkauft mehr als doppelt so viele Autos – pro Woche. Rund 10 Millionen Fahrzeuge setzt das Unternehmen jährlich ab. Inzwischen liegt Tesla wieder hinter GM, doch die sogenannte Marktkapitalisierung ist immens. Das wurde zuletzt einigen Börsenexperten unheimlich. Ein traditionell Tesla-freundlicher Analyst von Morgan Stanley, Adam Jones, sieht das Kursziel inzwischen als erreicht an. Ein Analyst von Goldman Sachs riet zum Verkauf der Tesla-Aktie, sie sei mit aktuell um die 300 Dollar überbewertet. Das Kursziel liege bei 190 Dollar. Elon Musk: Börsenwert nicht gerechtfertigtJetzt verliert Tesla einen weiteren Unterstützer: Elon Musk. Der Tesla-Chef und -Gründer selbst hält den Börsenwert von mehr als 50 Milliarden für ungerechtfertigt. „Ich glaube, dass diese Marktkapitalisierung höher ist, als wir das verdienen”, sagte er dem britischen „Guardian“. Schließlich würde Tesla weniger als ein Prozent des Produktionsvolumens von GM erreichen. Dabei scheint Tesla schon am Limit zu produzieren. Zumindest an dem der Arbeiter. Wie der „Guardian“ berichtet, gab es seit 2014 mehr als 100 Notarzteinsätze in der Fabrik in Fremont in Kalifornien. Arbeiter hatten über Ohnmachtsanfälle, Krämpfe, Atemnot und Brustschmerzen geklagt. Zwischen 2013 und 2016 habe die sogenannte „Vorfallrate“, die Arbeitsunfälle und Krankheitsfälle misst, über dem Industrieschnitt gelegen. Nach aktuellen Tesla-Daten steht Tesla in den ersten Monaten des Jahres 2017 indes besser da als der Durchschnitt. Analysten: Tesla könnte mehr Geld verbrennen„Wir sind ein Unternehmen, das Geld verliert“, sagte Musk im Hinblick auf die Arbeitsbedingungen. Die Arbeiter würden viele Stunden unter hohem Druck arbeiten. Tesla sei jedoch kein gieriges, kapitalistisches Unternehmen, das die Arbeitssicherheit dem Profit opfere. „Die Frage ist, wie viel Geld wir verlieren. Und wie überleben wir? Wie verhindern wir, dass wir sterben und alle ihren Job verlieren?“ Mittlerweile hat Tesla eine dritte Schicht eingeführt, es gebe engagierte Ergonomie-Experten und das „Sicherheits-Team“ sei verbessert worden. Tesla hat ehrgeizige Ziele. Das Model 3 soll noch dieses Jahr auf den Markt kommen und die produzierten Stückzahlen vervielfachen. Im Jahr 2018 will Tesla 500.000 Autos bauen, fast 500 Prozent mehr als 2016. Branchenexperte äußern Zweifel, dass diese Ziele erreichbar sind. Adam Jones von Morgan Stanley erwartet, dass Tesla noch mehr Kapital verbrennen wird als befürchtet. Der Analyst von Goldman Sachs geht davon aus, dass die Konkurrenz durch Google und Apple es Tesla zunhemend schwerer machen werden. Mit dem Start des Model 3, so der Analyst, sei zudem ein Einbruch der Verkäufe des Model S denkbar.
Quelle: The Guardian |