In den 60er- und 70er-Jahren gab es wenig Angesagteres. Heute ist die Glanzzeit der Autokinos vorbei. Doch einige gibt es in Deutschland noch. Der Besuch lohnt sich.
Köln – Etliche Autos parken vor der Leinwand des Porzer Autokinos. Aus den Lautsprechern in den Fahrzeuginnenräumen tönen Filmmusik und die Stimmen der Hollywood-Barden. Eine besondere Stimmung irgendwie. Nicht nur an diesem Abend. Täglich läuft ein Film, freitags, samstags und vor Feiertagen noch eine zusätzliche Spätvorstellung. Und das seit 1967. Nur starker Nebel und starker Schneefall führten in mehr als fünf Jahrzehnten zum Ausfall. Damit zählt das Autokino in Köln zu einem der wenigen noch existierenden in Deutschland. "Insgesamt rund 20 Autokinos gibt es in Deutschland. Darin sind aber auch saisonale Kinos enthalten, die nur im Sommer geöffnet haben", sagt Thomas Schulz, Pressesprecher der Filmförderungsanstalt (FFA). Das Auto wird zur Privat-Loge Dabei haben Autokinos im Vergleich zu normalen Kinos mehrere Vorteile: Das eigene Auto bleibt der eigene soziale Raum. Essen, Trinken und miteinander reden ist hier erlaubt, ohne missmutige Blicke zu ernten. Selbst mit brennender Zigarette lässt sich ein Film anschauen. Oder der eigene Hund schläft auf der Rücksitzbank. Besucher können den Ton so laut einstellen, wie sie wollen. In welchem herkömmlichen Kino ist das schon möglich? Die Beschallung im Auto erfolgt in der Regel mit Hilfe der eigenen Lautsprecher per Radiofrequenz. Wer nicht seine eigenen Getränke und sein Essen mitbringt, kann sich vor dem Film in den Kino-Shops eindecken. Meist mit Nachos oder Popcorn. Typisch amerikanisch, wie die Verpflegung in praktisch jedem anderen Kino eben auch. Das älteste deutsche Autokino steht in Gravenbruch bei Frankfurt Das Autokino bot 335 Fahrzeugen Platz. Kultstatus erreichten die Autokinos in den USA in den 1950er- und 1960er-Jahren. Ende der Fünfzigerjahre gab es bereits 4.000 Freilicht-Filmsäle in den USA. Geblieben sind dort heute nur noch rund 300 der Autokinos. In Deutschland flimmerte im März 1960 in Gravenbruch bei Frankfurt der erste Film über eine 540 Quadratmeter große Leinwand. Für 2 Mark und 75 Pfennig konnten Autoinsassen Yul Brunner in "Der König und ich" sehen. Der Ton kam aus kleinen Lautsprechern, die an der Seitenscheibe hingen. Das älteste Autokino wird immer noch stark frequentiert, 2017 kamen immerhin noch rund 77.000 Besucher. Autokinos müssen technisch aufschließen Seit ein paar Wochen testet das Kino in Köln einen neuen Laserprojektor. Statt eines Xenon-Kolbens mit 7.000 Watt sorgen einzelne Laserlichter mit 400 Watt für einen helleren und deutlich schärferen Film. Die 2k-Anlage schaffte 2,1 Millionen Pixel, der neue Projektor 4k strahlt mit 8 Millionen Pixel. Eine spezielle Wasserkühlung sorgt für eine niedrige Temperatur im Gerät. "Wir müssen uns bei der Vorführtechnik weiterentwickeln, immer die beste Technik einsetzen. Denn die Zuschauer sind von Zuhause durch ihre Beamer und LCD-Fernseher in Sachen Bildqualität und Sound verwöhnt", sagt Theaterleiter Thorsten Schiers. Auch im Winter möglich Keine Sorgen müssen sich Autokino-Besucher im Winter machen. Damit der Motor nicht die ganze Zeit im Stand laufen muss, stellen die meisten Betreiber externe Heizungen zur Verfügung. Neben dem leicht erhöhten Stellplatz befinden sich Steckdosen für die Heizlüfter, die dann den Innenraum des Autos aufwärmen. Theaterleiter Thorsten Schiers rät Autobesitzer nur eins vor dem Besuch: "Wenn sie es noch nicht getan haben, dann sollten sie kurz vor der Vorführung die Windschutzscheibe putzen. Sonst verschwimmt auch das klarste und schärfste Kinobild." Quelle: Fabian Hoberg |
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