Das neue Coupé der E-Klasse ist da. Groß, elegant und teuer, wie üblich. Doch es gibt ein paar Dinge, an denen man sparen kann. Erste Fahrt im großen Zweitürer.
Girona – Manchmal ist billiger besser. Für das E-Klasse Coupé von Mercedes gilt das, einerseits. Andererseits wird der Spaß mit dem Zweitürer dann am größten, wenn man am meisten Geld dafür ausgibt. Aber der Reihe nach. Plumpsen wir erstmal rein ins Coupé. Schön hell hier. Die Sitze sind mit feinem, beigen Leder bezogen, die durchgehenden Seitenfenster ohne B-Säule und das große Panoramaglasdach lassen viel Sonne herein. Außerdem furniert Mercedes das Interieur großzügig mit hellem, offenporigem Holz. Das gibt es speziell fürs Coupé. Das sich im Innenraum sonst nur durch turbinenartige Lüftungsdüsen von Limousine und T-Modell unterscheidet. In unserem Testwagen flüstert ein 2,0-Liter-Vierzylinder unter der Haube mit den angedeuteten „Powerdomes“. E 300 steht auf der Heckklappe. Es ist also der „große“ Benziner mit 245 PS und 370 Newtonmetern Drehmoment, die zwischen 1.400 und 4.000 Umdrehungen anliegen. Mercedes E 300 Coupé: 2,0-Liter-Benziner mit 245 PSEs dürfte kein Motor nach Dieter Zetsches Geschmack sein. Der Daimler-Chef mag die Devise „underpromise, overdeliver“, wie man hört - wenig versprechen, viel einlösen. Der E 300 macht es umgekehrt. Auf dem Papier klingt er bullig. Es fehlt ihm objektiv betrachtet nicht an Kraft, aber es fehlt ihm an Esprit und Sound. Unter Volllast wird er nie nervig, klingt aber schlapp. Schlimm? Nicht wirklich. Das E-Klasse Coupé war immer mehr Wanderer als Sprinter. Das bleibt es vor allem mit der Air Body Control. Auf diagonal angefahrenen Buckeln schaudert das Coupé womöglich einen Tick mehr als die Limousine, man merkt die fehlende B-Säule. Doch der Zweitürer schwingt immer noch locker über Buckel, Kanten und Wellen. Ein feines Fahrwerk ist das, aber nicht erste Wahl für Dynamik. Vollgas in der Kurve? Nur zu, der E 300 bleibt hinten wie angetackert, vorne schiebt er. Wer Sicherheit sucht, findet sie hier. Sport muss man woanders suchen. Gut: Dass das ESP arbeitet, merkt man vor allem an der flackernden Anzeige, nicht daran, dass es grob bremst. Die Zielgruppe wird es Daimler danken. Und deren Passagiere erst recht. Die dürften sich sogar auf der Rückbank wohlfühlen, denn Mercedes bietet dort eine Kopf- und Beinfreiheit, die man in Coupés selten findet. Womit hier endlich mal richtige, also zweitürige Coupés gemeint sind. Drei Fahrwerke für das E-Klasse CoupéDrei Fahrwerke bietet Mercedes an. Die Serie federt mit dem Agility-Control-Fahrwerk. Damit liegt das Coupé 15 Millimeter tiefer als Limousine und T-Modell und fühlt sich direkter an. Die Lenkung wirkt mitteilsamer, die Fahrwerksbalance agiler. Das gilt zumindest für den 220d 4Matic. Der kommt erst später auf den Markt, vorerst startet der neue Diesel nur mit Heckantrieb. Doch Daimler hatte die Allradversion schon dabei. Eine unerwartet gute Kombination für das Coupé. Weniger Tendenz zum Untersteuern, der Daimler federt straffer als die Limousine auf dem Serienfahrwerk, aber nie unangenehm hart. Der 2,0-Liter-Vierzylinder namens OM 654 gibt ebenfalls wenig Grund zur Mäkelei. Die 400 Newtonmeter und 194 PS reichen in fast allen Lagen. Vor allem da, wo das Coupé sich ohnehin am wohlsten fühlt. „Zügig“ steht diesem Coupé besser als schnell. Weil man den Diesel nicht drehen will, fährt man damit entspannter und gefühlt genauso kräftig wie mit dem E 300. Harmonisches Paket als E 220 d CoupéAn die Unaufdringlichkeit des Benziners kommt der Diesel allerdings nicht heran. Fordert man ihn, klingt er aber nicht schlechter. Will heißen: Wer den E 300 fährt wie einen Diesel, dürfte damit glücklich werden. Aber dann kann man auch gleich den Diesel nehmen – und Sprit sparen. 4,0 Liter gibt Mercedes für den E 220 d an, 6,4 Liter für den E 300. Dann wäre da noch der E 400 4Matic. Schon beim Starten wird klar: Der 3,0-Liter-V6 ist der Charakter-Motor im Coupé. Während in Limousine und T-Modell die 3,5-Liter-Version des Motors (M276) zum Einsatz kommt, packt Mercedes hier den 3,0-Liter rein, weil er vom Grundcharakter sportlicher ist. Deshalb bildet das Aggregat auch die Basis für die 43er-Modelle von AMG mit bis zu 401 PS im E 43. Im E 400 leistet es „nur“ 333 PS und mit 480 auch 40 Newtonmeter weniger, doch schon der Sound erinnert an das Sportmodell. Souverän, spontan und drehfreudig zieht der V6 das Coupé nach vorne. Vor allem nach einer Fahrt im Diesel macht der Überfluss Freude. Die Grundtendenz bleibt SicherheitAußerdem rollt das E 400 4Matic Coupé auf der dritten Fahrwerksoption, der Dynamic Body Control. Verstellbar und um 15 Millimeter tiefer als die Luftfederung, die beste Option fürs Coupé. Und nur die zweitteuerste. 1.130 Euro will Daimler dafür haben. Die Air Body Control kostet doppelt so viel. Präzise, neutral und fröhlich schnalzt der E 400 4Matic um die Kurven. Wo der E 300 schiebt, greift der Allradler an beiden Achsen sicher in den Asphalt. Obwohl nur 55 Prozent des Moments auf die Hinterachse wirken, fährt sich der E 400 trotzdem gefühlt hecklastiger als der E 300. Ein Drifter wird aber nicht daraus. Wer das sucht, muss immer noch woanders gucken. Mercedes bleibt sich treu. Der Spaß kostet. Mit 64.807 Euro Basispreis ist der E 400 4Matic vorerst die teuerste Art, E-Klasse Coupé zu fahren. Das Basismodell E 200 startet bei 49.052 Euro. Unsere Empfehlung für Cruiser, der E 220 d, kostet 50.575 Euro – allerdings ohne Allrad. Immer noch viel Geld, aber zum Glück können wir uns die Air Body Control sparen. Also: Panoramaglasdach auf, alle Fenster versenken und entspannt in den Abend cruisen. Da kommt fast Cabriogefühl auf. Das wird noch teurer. Hier weiterlesen: Auf Abnahmefahrt im E-Klasse Cabrio Technische Daten Mercedes E-Klasse Coupé
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