Offen ins Gelände? Mit dem Evoque Cabriolet geht das natürlich auch. Vor allem aber kann man Einkaufstaschen einfach so auf die Rückbank werfen. Unterwegs im Cabrio-SUV.
Courchevel – Was ist eigentlich passiert? Früher waren Geländewagen offen. Ein Willy’s Jeep hatte selbstverständlich ein Stoffverdeck. Ein Land Rover Defender auch. Das Problem: Damit wird man zwar gut gesehen, aber sie sind ein bisschen grobschlächtig. Und die verweichlichten Verwandten (vulgo: SUVs) sind Brocken aus Blech und Glas. Meistens jedenfalls. Wer erinnert sich schon noch an das Nissan Murano Cabrio? Ab 2011 gab es das in den USA. 2015 wurde er eingestellt. Wahrscheinlich aus Rücksicht auf den guten Geschmack. Es geht auch eleganter. Das beweist Land Rover mit dem Range Rover Evoque Cabriolet. Wenn das so offen vor einem steht wirkt es, als wäre ein SUV-Cabrio das selbstverständlichste auf der Welt. Die leicht aufsteigende Schulterlinie, der kecke Heckspoiler, nur zwei Türen – das funktioniert erstaunlich gut. Auch wenn das Gehirn immer denkt: zu viel Blech irgendwie. In 18 Sekunden öffnet das Verdeck des EvoqueDer Eindruck verstärkt sich bei geschlossenem Dach. Wenn sich das derzeit flächengrößte Cabrio-Verdeck auf dem Markt über die Sitze spannt, verliert der Evoque ein wenig an Eleganz. Was soll man machen: SUV-Fahrer sind keine Outdoor-Fetischisten. Zum Glück dauert es nur 18 Sekunden, bis die Sonne wieder in den Evoque scheint – das geht bei maximal 48 km/h. Sorgen, der Evoque könnte sich fast vergessener Cabrio-Sünden schuldig machen, zerstreut der Fahrtwind im Nu. Da wackelt und wabbelt nichts, Schienen, Gullideckel Kopfsteinpflaster lassen ihn nicht erzittern. Die Briten haben den Evoque an allen Ecken und Enden verstärkt, damit die Karosserie so richtig verwindungssteif wird. Preis der Solidität: 150 Kilogramm Zusatzspeck und fast zwei Tonnen Leergewicht. Die wuchten wir ins Gelände. Der Evoque wäre kein Land Rover, wenn er nicht den hauseigenen Hardcore-Testparcours bei Eastnor Castle meistern würde. Die Terrain-Response-Steuerung passt alle Systeme dem jeweiligen Untergrund an, mit Wade-Sensing weiß man immer wie tief die Wasserdurchfahrten sind. Kriech- und Bergabfahrassistent helfen an heftigen Steigungen. Das Evoque Cabriolet kommt immer mit AllradantriebToll! Denkt man. Bevor man nachdenkt. Dann taucht Evoque-Testimonial Victoria Beckham vor dem inneren Auge auf. Mit elegantem Schwung schleudert sie vier bis fünf Einkaufstüten auf die Rücksitze, die sie gerade irgendwelchen Flagship-Stores in der Bond Street getragen hat. Dann braust sie davon. Terrain-Response? Wade-Sensing? Kriechgang? Wohl für die Parkhausrampe. Das Evoque Cabrio ist so purer Lifestyle, dass man selbst den serienmäßigen Allradantrieb in Frage stellt. Immerhin, unter Normalbedingungen werden nur die Vorderräder angetrieben. Das soll beim Spritsparen helfen. Im Schnitt 5,7 Liter verspricht Land Rover für die beiden Diesel im Angebot. Auf den kurvigen Bergstrecken rund um das französische Ski-Eldorado Courchevel steht schnell ein zweistelliger Wert im Bordcomputer. 8,6 soll der einzige Benziner verbrauchen, der 240 PS leistet und mindestens 55.100 Euro kostet. Land Rover geht davon aus, dass sich rund 95 Prozent für einen der beiden Zweiliter-Selbstzünder entscheiden, der kleinere leistet 150 PS und kostet ab 51.200 Euro. Er gefällt durch angenehme Laufruhe. Die 380 Newtonmeter Drehmoment reichen auch, damit der der Evoque ordentlich vorwärts geht. 3.000 Euro Aufpreis für den stärkeren Diesel im EvoqueQuelle: Land Rover Der kräftigere 180-PS-Diesel kostet gut 3.000 Euro Aufpreis, die man sich womöglich sparen könnte. Doch fast alle Kunden greifen zum stärkeren Motor. Geld spielt bei der Land-Rover-Klientel nicht die Hauptrolle. Lieber erfreut sie sich an den 420 Newtonmetern Drehmoment, die bei 1.750 Umdrehungen schwungvoll zuschlagen. Da gibt es einen spürbaren Tritt in den schicken Hintern. Ein leichtes Schwächeln bei niedrigeren Touren kaschiert die serienmäßige Neungang-Automatik gekonnt. Ein bisschen sportlicher könnte sie schalten. Beim Rausbeschleunigen aus der Kurve braucht das ZF-Getriebe manchmal einen kleinen Denkanstoß, um den Diesel bei Laune zu halten – den liefert aber der Sportmodus. Ist ja ein Zweitürer. Das Evoque Cabrio hat nur 251 Liter KofferraumvolumenEine Rückbank gibt es, doch die ist eng. Passagieren möchte man sie nicht unbedingt zumuten. Lieber sollte man das Windschott installieren. Das schützt nicht nur die Boutique-Tüten (bei 251 Litern Kofferraumvolumen ist sonst schnell Schluss mit Shopping), es reduziert auch den Zug um die Ohren. Mit geschlossenen Scheiben lässt sich dann auch bei Temperaturen um den Gefrierpunkt problemlos offen fahren. Sitz- und Lenkradheizung tragen das Ihre zum Wohlbefinden bei. Massagesitze entspannen nach der Shoppingtour. Bei der Fahrt entspannt das Head-up-Displays, der Abstandstempomat und der Spurhalteassistent. Natürlich nur gegen Aufpreis. Das Infotainmentsysteme mit 8 Zoll großem Touchscreen ist sogar serienmäßig. Es lässt sich problemlos bedienen, hat aber ein Manko: Scheint die Sonne drauf, ist der Bildschirm kaum mehr abzulesen. Ausgerechnet bei einem Cabrio. Range Rover Evoque Cabriolet: Technische Daten
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