Autos müssen sicherer werden, für Passagiere und Passanten. Ein Lösungsvorschlag von Google-Schwester Waymo: Karosserieteile, die beim Unfall nachgeben.
Quelle: Waymo San Jose – Damit ein Auto als sicher gilt, muss es Fußgänger schonen. Seit 2005 werden beim Crashtest von Euro NCAP Kollisionen mit Passanten gewertet. Die Autos müssen schwere Verletzungen so weit wie möglich abmildern, indem sie Stürze abfedern. Sie steuern die Fallrichtung durch ihre Form und reagieren zum Teil aktiv auf den Einschlag, etwa durch das Anheben der Motorhaube. In seltenen Fällen (Volvo) sogar mit Fußgänger-Airbags. Google-Schwester Waymo erhielt nun in den USA ein Patent für weitere Maßnahmen. Die Idee: Direkt vor einem Unfall verändern sich die Eigenschaften von Karosserieteilen. Feste Stoßfänger entspannen sich und fangen damit die Aufprall-Energie ab. Unterschiede: Unfälle mit Fußgängern und AutosDer Gedanke von „weichen“ Karosserieteilen hat es längst in die Serie geschafft. Ein Beispiel: Geneigte Motoren sorgen für genug Platz im Motorraum, damit Motorhauben beim Aufprall weit nachgeben können. Man spricht von passivem Schutz. Außerdem gibt es seit einigen Jahren aktive Motorhauben, die bei einer Kollision angehoben werden, um dann noch weiter nachgeben zu können. Waymo verfolgt einen weiter gehenden aktiven Ansatz. Basis für den Fußgängerschutz ist eine Software, die Unfälle einordnen kann. Das Auto weiß, wie es auf die bevorstehende Kollision reagieren soll. Denn abhängig vom Unfallgegner gibt es große Unterschiede in der idealen Strategie. Ein Fußgänger soll sich im Idealfall nicht verletzen. Er muss so weich wie möglich fallen. Das Auto soll eine geringe Menge Energie möglichst schnell aufnehmen. Bedeutet: stark nachgeben. Ist der Unfallgegner ein anderes Fahrzeug oder ein Bauwerk, muss viel Energie gezielt verteilt werden. Hier verformen sich Träger, die ein Passant kaum oder gar nicht beschädigen könnte. Waymo: Ein harter Vorderwagen wird weichKompromisse aus den beiden Situationen lassen sich nur in begrenztem Maße darstellen. Die Waymo-Software soll das Auto deshalb verändern können. Das Patent beschreibt Stoßfänger, die über Seilzüge in Form gespannt werden. Sind sie straff, ist die Oberfläche hart und stabil. Vor einem Fußgänger-Unfall entspannen sich die Seile. Die Schürze wird weich und gibt bei einem Aufprall nach. Ähnlich arbeiten flexible Längsträger. Sie bestehen im Patent aus mehreren ineinander gesteckten Teilen. Ein Seil oder Kabel hält sie fest zusammen. Vor der Kollision mit einem Fußgänger oder Tier entspannt sich das Seil. Je nach Auslegung könnten sich feste Verbindungen vollständig lösen. Starre Teile im Vorderwagen geben nach. So ließe sich auf einfachem Wege viel Energie aufnehmen. Diese Technik eignet sich nicht für das Chassis, aber zum Beispiel für Stoßstangenträger. Die Idee hat allerdings Nachteile. Denn Bagatellschäden könnten viel teurer werden. Zu den üblichen Lack- und Montagearbeiten kommt die aufwändige Spann-Mechanik. Andererseits: Waymo entwickelt selbstfahrende Autos. In diesem Zusammenhang wird es wohl eine ganz andere Art von Autoversicherung geben. |