Rund 25 Jahre nachdem Honda die Sportwagenwelt aufrüttelte, kommt der neue NSX. Wie der Urahn lebt er weit über seine Verhältnisse - und kommt damit durch. Fahrbericht.
Palm Springs – Grenzen verschieben, eine völlig neue Erfahrung bieten – drunter macht es Ted Klaus nicht. Er ist Projektleiter für den neuen Honda NSX. Damit ist er verantwortlich für ein Auto, dessen Urahn als kleine Legende gilt. Als der erste Honda NSX vor gut 25 Jahren auf die Straßen kam, gab es im Sportwagenmarkt ein schönes Durcheinander. Dreist zielte der Japaner auf Konkurrenten wie Ferrari oder Porsche. Dabei kostete er deutlich weniger. Antrieb mit V6-Benziner und drei ElektromotorenJetzt, ein Vierteljahrhundert später, kommt der Nachfolger. Wieder aufwändig konstruiert - mordsaufwändig sogar. Schon der neu entwickelte V6-Turbo mit 3,5 Litern Hubraum leistet 507 PS und mobilisiert 550 Newtonmeter Drehmoment. Dazu gibt es gleich drei Elektromotoren: einer ist direkt am Verbrenner angeflanscht und leistet 48 PS und 148 Nm – er soll das Turboloch kompensieren. Die anderen beiden E-Maschinen sitzen im Bug und wirken mit je 37 PS und 74 Newtonmetern individuell auf die Vorderräder. Die Systemleistung gibt Honda mit 581 PS und 698 Newtonmetern an. In Summe ein Aufwand, der an Extremsportler wie den LaFerrari, den Porsche 918 oder den McLaren P1 erinnert. Zugegeben: Die Leistung liegt weit darunter – genauso wie der Preis. Vom LaFerrari kennt man ihn nicht, McLaren will mehr als eine Million für den P1 haben, und der Porsche 918 kostet als Spyder noch fast 800.000 Euro. Die Vorderräder werden individuell beschleunigtDie Wahrheit steckt hinter den Zahlen, sie liegt förmlich auf dem Asphalt. Da stößt der NSX in neue Dimensionen vor. Andere Hersteller müssen beim Ritt auf der Ideallinie einzelne Räder einbremsen, damit die Kraft nicht mit dem Reifengummi verraucht. Der NSX gibt mit Unterstützung seiner beiden Frontmotoren individuell zusätzlich Gas und soll so noch schneller ums Eck flitzen. Bisweilen werden die Räder sogar gegenläufig beschleunigt. Lenken wird im NSX zum Gedankenspiel. Man bremst später als gewohnt, beschleunigt früher als gewohnt und fühlt sich verdammt rennfahrermäßig unterwegs. Ein Hauch von Senna zieht am Cockpit vorbei. Man denkt an dessen legendäre Runde in Suzuka im NSX-R. Wer die nicht kennt, kann sie im Video unten noch einmal sehen. Statt Sennas virtuosen Füßen in Slippern und weißen Socken hilft heute die Elektronik, das Auto fahrstabil zu halten. Der NSX lässt Exoten überteuert erscheinenDabei beherrscht der der NSX nicht nur den Tarmac im Circuit, sondern auch die Vorstadt. Komfortabel rollt er über die Gullideckelpisten. Wer mit ihm morgens im „Quiet“-Mode startet und die ersten Kilometer (bis knapp unter 100 km/h) elektrisch aus dem Viertel surrt, stört nicht mal den Nachbarn. Es reicht ja, wenn man den Rest der Sportwagengemeinde gegen sich aufbringt. Die wird auf den neuen NSX nicht gut zu sprechen sein. Denn die engeren Konkurrenten aus Italien und Deutschland sehen plötzlich ein bisschen aus wie Altmetall. Die Exoten 918, P1 und LaFerrari erscheinen auf einmal extrem überteuert. Und auch ein BMW i8 wirkt gar nicht mehr so originell. Grenzen verschieben, eine völlig neue Erfahrung bieten? Ausnahmsweise stimmt das mal. Honda NSX: Technische Daten
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