In Europa werden wieder mehr Autos verkauft, VW sieht sogar eine "Stabilisierung". Endgültig ist die Krise aber nicht vorbei, denn teilweise ist die Erholung gekauft.
Brüssel - Nach mehr als zwei Jahren Krisenstimmung atmen Europas Autobauer langsam auf. Erstmals seit September 2011 sind die Verkaufszahlen auf dem Heimatkontinent zwei Monate in Folge gestiegen. Damit könnte die Trendwende auf dem Krisenmarkt geschafft sein. Zwar war der vergangene Monat der zweitschlechteste Oktober seit Beginn der Statistik vor zehn Jahren. Allerdings legten die Neuzulassungen EU-weit um 4,7 Prozent auf eine Million Autos zu, wie der Branchenverband Acea am Dienstag in Brüssel mitteilte. Schon im September war der Absatz gestiegen. Seit Januar liegt der Rückgang gegenüber 2012 mit 10 Millionen Autos aber noch bei 3,1 Prozent. 2014 könnte der Markt dagegen wieder zulegen - wenn auch auf niedrigem Niveau. Denn durch den dramatischen Nachfragerückgang sind die Verkaufszahlen derzeit noch so schwach wie vor etwa 20 Jahren. Die Folgen trafen die Autobauer hart. Um keine Kunden zu verlieren, gingen sie mit Kampfpreisen in den Markt. Dazu mussten sie teuren Leerlauf in den Werken verkraften - das kostete viele Jobs, teilweise mussten ganze Werke geschlossen werden. Erholung ist teilweise vom Staat erkauftEuropas größter Autobauer Volkswagen hatte Ende vergangener Woche erste Entwarnung für den Heimatkontinent gegeben. Zwar herrschten aus Sicht von Vertriebschef Christian Klingler weiter wirtschaftliche Unsicherheiten. "Wir sehen jedoch erste Anzeichen einer Stabilisierung der Märkte in Frankreich, Spanien und auch Italien." Nach den Acea-Zahlen legte der Konzern im Oktober um 5,8 Prozent zu, liegt auf Jahressicht aber noch 2,6 Prozent im Minus. VW helfen dabei derzeit vor allem die beiden Volumen-Marken Seat und Skoda, die mit neuen Modellen punkten können. Die beiden größten Gewinnbringer Audi und Volkswagen liegen dagegen auf Jahressicht im Minus. Ein Teil der branchenweiten Erholung ist zudem durch Staatshilfen erkauft. So treibt in Seats Heimatland Spanien eine Abwrackprämie die Verkäufe nach oben. Im Sommer hatte die Regierung in Madrid diese Subventionen um eine weitere Runde verlängert. BMW konnte nur minimal zulegenPositiv hob Analyst Carlos da Silva vom Beratungsunternehmen IHS Automotive hervor, dass fast alle Märkte bessere Zahlen vorgelegt hätten. Bis auf Italien, wo die Zulassungen auch im Oktober um 5,6 Prozent nachgaben, legten Deutschland (+2,3%) und Frankreich (+2,6%) zu. Sie wuchsen aber deutlich langsamer als der Durchschnitt, während Großbritannien (+4,0%) den EU-Schnitt nur knapp verpasste. "Das Ende des Tunnels ist nah", sagte da Silva. Doch trotz der aktuellen Erholung ist die Krise noch nicht endgültig ausgestanden. So betonte BMW-Chef Norbert Reithofer, dass die Lage in Europa die Branche bei ungünstigem Verlauf noch über Jahre beschäftigen könnte. Der weltgrößte Oberklasse-Hersteller konnte im Oktober nur minimal um 0,4 Prozent zulegen. Besser lief es für den Rivalen Daimler, dessen Absatz dank der neuen Kompaktmodelle und seiner überarbeiteten E-Klasse um 7,2 Prozent zulegte. Die Opel-Mutter General Motors verkaufte wie ihre Rüsselsheimer Tochter über 6 Prozent mehr Autos. |