Der i30 N wird Hyundais erster Kompaktsportler. Er ist Nordschleifen-erprobt, verzichtet dennoch auf das Duell um Rekorde. Es gehe rein um Fahrspaß, sagt Hyundai.
Quelle: sb-Medien | Stefan Baldauf Offenbach – Hyundai und Sport? Im Kopf der meisten Petrolheads geht das vermutlich nicht zusammen. Dabei engagiert der Hersteller sich seit 2014 in der Rallye-Weltmeisterschaft WRC. Wieder, muss man sagen. Erste Versuche, Anfang der 2000er in der WRC einen Eindruck zu hinterlassen, verliefen nicht sehr erfolgreich. Und auf der Straße hat sich das Rennsport-Engagement ohnehin noch nicht niedergeschlagen. Abhilfe kommt im Herbst. Dann soll der i30 N zu den Händlern rollen. Hyundai spricht zunehmend offener über den ersten Kompaktsportler: Es wird ihn in Scharf und noch Schärfer geben. Technische Daten und Modellpolitik erinnern an den VW Golf GTI und den Clubsport. Dessen stärkste Variante hielt einige Monate den Nordschleifen-Rekord für frontangetriebene Fahrzeuge (aktuell wieder: Honda Civic Type R). Sehen wir bald einen Angriff der Koreaner? Ein Sprecher verneint. Das Auto solle keine Rekorde brechen, sondern auf kurvenreichen Straßen Spaß machen. MOTOR-TALK erfuhr, woher die Laune in der Kehre kommen soll. Hyundai i30 N: „Nenn es wie du willst“GTI bei Volkswagen, OPC bei Opel, ST bei Ford und R.S. bei Renault (und bei Ford auch): Wo die Konkurrenz im Bereich der Klein- und Kompaktsportler mindestens zwei Buchstaben braucht, kommt Hyundai mit einem aus. Ein N kennzeichnet fortan die sportlichen Topmodelle, verweist auf das Entwicklungszentrum in Namyang. „Es steht aber auch für die Nürburgring-Nordschleife“, betont Performance-Chef Albert Biermann. Also doch auf Rekordjagd? Unser Erlkönig-Fotograf hat den i30 N dort bereits fotografiert - und nun erneut erwischt. Denn wie jeder, der was auf sich hält, betreibt auch Hyundai in der Eifel ein Testcenter. Dort erhielt das N-Modell seinen Feinschliff. Das muss kein Widerspruch zur offiziellen Leasart sein. Die Nordschleife ist schließlich die schnellste Landstraße der Welt. Angetrieben wird der i30 N von einem 2,0-Liter-Vierzylinder-Turbomotor, wenn er Ende Oktober auf den Markt kommt. Technische Daten bis auf die letzte Kommastelle rückt Hyundai vorerst nicht heraus. Als wahrscheinlich gelten rund 250 PS in der Basisversion, daneben dürfte eine rund 30 PS stärkere Cup-Variante mit mechanischer Differenzialsperre folgen. Landstraße statt Nordschleife?Hyundai zeigt seine i30N-Erlkönige auf offiziellem Bildmaterial bewusst nicht im Tiefflug um den Ring. Stattdessen veröffentlichten die Koreaner ein Video von Testfahrten auf britischen Landstraßen. Schnelle Kurven und mehr Schaltvorgänge als in einem Fast-and-the-Furious-Streifen. Die Botschaft: Das Auto sei ein unkomplizierter Spaßbringer, kein hochgezüchtetes Rennstrecken-Tool. Entsprechend sucht Hyundai beim i30 N nicht nach den letzten Hundertsteln, sondern dem meisten Fahrspaß. Viel Entwicklungsaufwand steckt in der Auslegung des Stabilitätsprogramms: „Natürlich soll es für Sicherheit sorgen, sich aber nicht in jeder etwas schneller genommenen Kurve einbremsen“, nennt Hyundai die grobe Zielvorgabe. Beim Wintertest holte man hierfür Rallye-Pilot Thierry Neuville dazu. Die N-DifferenzialsperreDer Werksfahrer kümmerte sich auch um die Abstimmung des Sperrdifferenzials. Wir rechnen mit einer elektronisch gesteuerten, mechanischen Differenzialsperre. Zur genauen Funktionsweise sagt Hyundai noch nichts. Eine Idee liefert der Blick zum prominentesten Träger dieser Technik: Bei VW Golf GTI Performance und Clubsport (inklusive S) werden die Lamellen im Differenzial durch hydraulischen Druck aneinanderpresst. Mehr Sperrwirkung entsteht durch mehr Druck - und der lässt sich über die Pumpe beliebig steuern. Bei klassischen Lamellen-Sperren steigt die Wirkung dagegen mit der Last. Vereinfacht: je mehr Gas, desto stärker sperrt das Differenzial. Quelle: Hyundai In jedem Fall wird das Durchdrehen des kurveninneren Rades bekämpft – ein klassisches Problem starker Fronttriebler. Eine Allradversion gilt als unwahrscheinlich. Allrad gibt es bei Hyundai bislang nur für SUV. N soll Hyundai neue Kunden bringenIn Zukunft will Hyundai weitere scharfe Modelle unter dem Buchstaben N anbieten, grundsätzlich denkbar sei jedes Modell der aktuellen Palette. Einzig der am Nürburgring getestete Mittelmotor-Veloster wird nie in deutschen Schauräumen stehen. Der Absatz dürfte wie bei allen Sportmodellen weit unter dem der braven Brüder liegen. Von Bedeutung für die Marke sind i30 N und Co dennoch: Durch ernstzunehmende Spitzenmodellen erreicht Hyundai Kunden, die bislang einen weiten Bogen um die Marke machten. Dass man zunächst auf ein Zeitenduell mit VW Golf Clubsport S und Renault Megane R.S. verzichtet, ist clever. Aufsehen erregen hier nur Bestzeiten. An denen feilt die Konkurrenz schon sehr lange. Hyundai steigt gerade erst ein in den Markt. Und wenn das Serienmodell wirklich schnell ist: Hyundai weiß ja, wo es zur Nordschleife geht. |