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Verkehrstote: Zahl der verunglückten Radfahrer - Fast 400 Radfahrer starben auf deutschen Straßen

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Hunderte Radfahrer kommen jedes Jahr bei Unfällen ums Leben. Zehntausende werden verletzt. Experten fordern deshalb mehr Rücksichtnahme von allen Verkehrsteilnehmern.

Im vergangenen Jahr starben in Deutschland 396 Fahrradfahrer bei einem Verkehrsunfall Im vergangenen Jahr starben in Deutschland 396 Fahrradfahrer bei einem Verkehrsunfall Quelle: picture alliance / dpa

Wiesbaden - Fahrradfahren ist gesund - und gefährlich. Im vergangenen Jahr starben auf deutschen Straßen 396 Radfahrer, das entspricht 12 Prozent aller Verkehrstoten, wie das Statistische Bundesamt in Wiesbaden (Destatis) am Dienstag mitteilte. Im Vergleich zum Vorjahr stieg die Zahl der tödlich verunglückten Radler um 42. Mehr als die Hälfte (58 Prozent) der Fahrradunfälle passierten innerorts.

Dass im vergangenen Jahr mehr als die Hälfte (57 Prozent) der tödlich verunglückten Radfahrer mindestens 65 Jahre alt war, ist aus der Sicht von Siegfried Brockmann, Leiter der Unfallforschung der Versicherer, keine Überraschung. Verletzungen, die bei einem jungen Menschen verheilen, seien bei alten häufig tödlich. Und alte Menschen stürzten ungelenker. Ein Helm sei deshalb für Senioren noch wichtiger als für alle anderen. Generell sei jedoch gegenseitige Rücksichtnahme das wichtigste Mittel, um Fahrradunfälle zu vermeiden.

Was können Radfahrer und Autofahrer tun, um Aggressionen zu vermeiden?

Im Straßenverkehr gilt: Gegenseitige Rücksichtnahme verhindert Unfälle Im Straßenverkehr gilt: Gegenseitige Rücksichtnahme verhindert Unfälle Quelle: picture alliance / dpa Alle Verkehrsteilnehmer sollten Paragraf 1 der Straßenverkehrsordnung beherzigen, sagt Siegfried Brockmann. Dort heißt es: "Die Teilnahme am Straßenverkehr erfordert ständige Vorsicht und gegenseitige Rücksicht." Alle, auch Radfahrer, sollten sich stets in die Rolle der anderen hineinversetzen. Das gelte etwa an Kreuzungen, wo Radler damit rechnen müssten, dass ein Lastwagen-Fahrer sie gar nicht sehen könne, sagt Brockmann.

Wer trägt die größte Schuld an Unfällen?

Das kommt auf das individuelle Verhalten an. "Es gibt Kampfradler, und es gibt Kampfautofahrer", sagt Carsten Willms vom ADAC Hansa in Hamburg. Dirk Lau vom Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Club (ADFC) empfiehlt Radlern, defensiv, selbstbewusst und vorausschauend zu fahren. Autofahrer sollten auf mehr Sicherheitsabstand beim Überholen achten und langsamer fahren. Der ADFC hält in der Stadt grundsätzlich Tempo 30 für angemessen.

Könnte eine Helmpflicht für mehr Sicherheit sorgen?

Eine Helmpflicht besteht für Fahrradfahrer in Deutschland nicht. Der ADFC lehnt eine solche Vorgabe weiter ab. Der Verband befürchtet, dass dann möglicherweise weniger Menschen aufs Rad steigen. Je weniger Radfahrer unterwegs seien, desto weniger achteten andere Verkehrsteilnehmer auf sie, und die Unfallgefahr steige.

Verkehrsminister Alexander Dobrindt (CSU) setzt beim Thema Helm weiter auf Freiwilligkeit. "Fahrradfahren wird immer beliebter. Wir wollen, dass der Helm hier mitzieht. Dabei setzen wir auf Aufklärung statt Verbote", teilte der Minister schriftlich auf eine Mail-Anfrage der dpa mit.

Welche Ideen gibt es, um Radfahren sicherer zu machen?

Grundvoraussetzung sei eine bessere Infrastruktur, sagt Sabine Schulten vom Deutschen Institut für Urbanistik. Vor allem an Kreuzungen müssten Radfahrer besser zu sehen sein - zum Beispiel, indem sie an Ampeln nicht mehr neben den Autos stehen, sondern mehrere Meter davor. Radwege sollten nicht auf dem Bürgersteig, sondern auf der Straße angelegt sein. "Je häufiger Autofahrer Radlern begegnen, desto eher passen sie auf", sagt der Münsteraner Verkehrswissenschaftler Gernot Sieg. Tempolimits könnten helfen, weil dadurch Bremswege kürzer würden.

Wie machen Radfahrer auf ihre Probleme aufmerksam?

In Stuttgart und anderen Städten gibt es regelmäßig größere Rad-Demos. Ziel ist es laut Veranstalter, "sicheren Lebensraum für Radfahrer" zurückzugewinnen. Die nächste sogenannte Critical-Mass-Tour mit mehreren hundert Radlern soll am 4. September in Stuttgart organisiert werden, begleitet von der Polizei.

Die Radfahrer kritisieren dabei unter anderem das in ihren Augen vorherrschende Unverständnis der Autofahrer und fehlende Radwege. Stuttgart hat in Sachen Fahrradfreundlichkeit nicht den besten Ruf - anders als etwa Freiburg und Karlsruhe. Große Aktionen dieser Fahrrad-Bewegung gibt es auch in Hamburg.

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