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Ferrari läuft wie ein Uhrwerk

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Elf von 15 Testtagen sind abgeschlossen. Beim Thema Zuverlässigkeit zeichnet sich bereits ein klares Bild ab. Ferrari ist mit klarem Vorsprung die Nummer eins. Lotus ist Letzter. Wir sagen, wo es bei den einzelnen Teams noch hakt.

Die neuen Formel 1-Autos der Saison 2011 haben an elf Testtagen 38.641 Kilometer abgespult. Ferrari, Red Bull, Mercedes GP, Sauber, Williams, Renault, Toro Rosso und Lotus waren vom ersten Test in Valencia an dabei. McLaren, Force India und Virgin brachten ihre 2011er Modelle erst nach Jerez. Und Hispania fuhr bis zuletzt mit dem Vorjahresauto. Der neue HRT F111 soll erst beim letzten Test in Barcelona (8. bis 11. März) debütieren.

Nach gut zwei Dritteln der Testsaison lässt sich eine klare Aussage treffen: Ferrari hat das mit Abstand zuverlässigste Auto. Die Italiener führen auch jede Einzelwertung der drei Testwochen in Valencia, Jerez und Barcelona an. Schlusslicht ist Lotus. Trotz zahlreicher Pannen kamen Heikki Kovalainen und Jarno Trulli immerhin noch über die 2.000-Kilometer-Marke. Die Teams in der Einzelkritik.

Ferrari

Mit 5.220 Kilometer steht Ferrari unangefochten auf Platz eins. Der neue F150 läuft wie ein Uhrwerk. Das Ölleck von Valencia, das einen Motorwechsel nach sich zog, war die Folge von Schlamperei. In Barcelona stand Fernando Alonso an einem Tag gleich zwei Mal. Ein defekter Gaspedalsensor und ein Schaden an einer Pumpe sorgten für zwei Stunden Standzeit.

Die hohe Kilometerleistung gibt der Taktik von Ferrari Recht. Man hat ein konservatives Basismodell gebaut, um Kilometer abzustrampeln. Fahrer und Ingenieure konnten sich früh auf Abstimmungsarbeiten und das Verständnis der Reifen konzentrieren. Der F150 macht auch deshalb eine so gute Figur auf der Strecke, weil Ferrari das Maximum aus dem Paket herausholt. Die riskanteren Entwicklungen, die Rundenzeit bringen, werden erst beim letzten Test in Barcelona nachgeschoben.

Red Bull

In Valencia und Jerez lief der neue Red Bull problemlos. Verdächtig problemlos, wenn man sich die Anfälligkeit früherer Autos von Adrian Newey vor Augen führt. Erst in Barcelona erwischte es die Weltmeistertruppe. Am ersten Tag schaffte Sebastian Vettel nur 37 Runden. Ein Getriebeproblem verschaffte den Mechanikern einen halben Tag Arbeit. Das kompakte Heck und die weit verstreuten KERS-Elemente machen jede Reparatur im Heck zum Alptraum.

Eine Rennsimulation musste Vettel nach 41 Runden wegen einem Riss im Auspuff unterbrechen. Mark Webber war am letzten Tag häufiger Boxengast. Man munkelte von einem Motorwechsel. Mit Platz zwei in der Hitliste der Testkilometer ist Teamchef Christian Horner dennoch hoch zufrieden: "Wir hatten noch nie eine so störungsfreie Testsaison."

Mercedes GP

Der Testwinter begann mit vielen Kinderkrankheiten. Aber am Schluss holte Mercedes auf. Am Anfang brannte es an allen Ecken und Enden lichterloh. Zwei Mal streikte die Hydraulik - zwei Mal aus dem gleichen Grund. Die Heckflügelbetätigung machte Ärger, beim Hybridantrieb kam es zu Ausfallerscheinungen, ein Mal brach der Unterboden, und dann musste immer wieder die Verkleidung aufgeschnitten werden, wenn es wärmer wurde.

In Jerez wurde der Motor getauscht, weil die Daten den Verdacht schürten, dass ein Schaden kurz bevorstand. In Barcelona konnte Mercedes erstmals sein Programm durchziehen. Das zeigte auch Auswirkung auf die Rundenzeiten. Ferrari stand Modell. Wer sein Auto versteht, holt mehr aus ihm heraus.

Sauber

Die Geschichte von Sauber gleicht der von Mercedes. Die Schweizer holten im Schlussspurt mächtig auf. Am Anfang sorgten Probleme im Umfeld mit der Kraftübertragung für lange Standzeiten. Da Getriebe und Differenzial die Baustelle von Ferrari sind, gibt sich Sauber bei dem Thema zugeknöpft. Als der Sauber endlich lief, machte KERS Ärger. In Barcelona wurde der Hybridantrieb deshalb meistens abgeschaltet. Es hätten noch mehr Kilometer sein können, hätte Sergio Perez den Sauber nicht zwei Mal im Kiesbett versenkt.

Williams

KERS hat Williams viele Kilometer gekostet. Es gab Schwierigkeiten mit der Kühlung und es gab Leckagen im Batteriepaket. In Jerez wurde der Hybridantrieb deshalb an den letzten beiden Tagen abgekoppelt. Einige Ausflüge von Pastor Maldonado neben die Piste verzögerten ebenfalls das Programm. In Barcelona war KERS wieder an Bord. Technikchef Sam Michael konnte am Ende dem System die Rennfreigabe geben. Dafür sorgte ein geplatzter Cosworth-Motor am ersten Testtag von Barcelona für eine lange Unterbrechnung.

Renault

KERS-Probleme und Leckagen im Wasserkreislauf hielten die Mechaniker auf Trab. Wenn der Hybridantrieb mal funktionierte, gab es Lob von den Fahrern. "Besser als bei BMW", urteilt Nick Heidfeld, "insbesondere in Bezug auf den Einfluss auf das Fahrverhalten beim Bremsen."

Toro Rosso

Der italienische Rennstall blieb von großen Problemen verschont. Sowohl KERS als auch der verstellbare Heckflügel funktionierten vom ersten Tag an störungsfrei. Sebastian Buemi machte seinem Team ein Kompliment: "Dafür, dass wir noch ein junges Team sind, haben wir in Bezug auf die Zuverlässigkeit sehr gute Arbeit geleistet. Es gab nur kleinere Probleme, und oft haben wir auf Verdacht angehalten, um ganz sicher zu sein, dass alles funktioniert.

McLaren

Der neue McLaren tauchte erst in Jerez auf. Bis auf die letzten beiden Testtage in Barcelona blieb er meistens in seiner Box versteckt. Experimente mit unterschiedlichen Auspufflösungen und Unterböden verschlangen viel Umbauzeit. Im Bereich des Auspuffs kam es immer wieder zu Schwierigkeiten. Am zweiten Testtag in Barcelona verlor Jenson Button einen ganzen Vormittag wegen eines Hydraulikdefekts. Weil Ersatzteile knapp waren, mussten die Testfahrten immer wieder für längere Zeit unterbrochen werden. Mit 2.573 Kilometern betrug die Laufleistung nicht einmal die Hälfte des Ferrari-Pensums.

Virgin

Der Testbeginn des neuen Virgin VR-02 war kein Vergleich zum Vorjahr. Obwohl der englische Rennstall erst in Jerez mit dem neuen Auto auftauchte, landete er auf Platz neun in der Kilometer-Hitliste. Probleme mit der Benzinpumpe, der Hinterradaufhängung und dem Diffusoer kosteten Fahrzeit. Dazwischen immer mal wieder Warten auf Ersatzteilnachschub. "Kein Vergleich zu 2010. Die Standfestigkeit ist um Welten besser. Es fallen auch keine Teile mehr vom Auto", lobte Timo Glock. Der verstellbare Heckflügel funktionierte auf Anhieb. "KERS kann bei uns nicht kaputtgehen", scherzte Glock. "Das haben wir nicht an Bord.

Force India

Force India muss sich hinter McLaren nicht verstecken. Bei gleicher Anzahl an Testtagen verlor man auf McLaren nur 138 Kilometer. Ein Bruch der Vorderradaufhängung beendete einen Testtag in Jerez frühzeitig. Paul di Resta flog ins Kiesbett. Der Auspuff schmorte anfangs den Unterboden an. Bis Ersatzteile eintrafen, musste sich die Truppe gedulden. In Barcelona gab es Ärger mit einem Gaspedalsensor. Gerüchteweise war zu hören, dass Chassis Nummer eins ein Problem mit der Steifigkeit hat. Positiv ist, dass KERS von Anfang an klaglos funktionierte.

Lotus

Lotus-Technikchef Mike Gascoyne hat das gesamte Auto umgekrempelt. Der T128 ist viel mehr am Limit gebaut als sein Vorgänger. Dazu sattelte das Team von Cosworth- auf Renault-Motoren um und kaufte das letztjährige Red Bull-Getriebe ein. Die Radikalkur forderte ihren Preis. Lotus steht am Ende der Tabelle. "Wenn du das erste Mal einen angeblasenen Diffusor hast, bezahlst du Lehrgeld. Das ist den größeren Teams im letzten Jahr auch passiert", verteidigte Heikki Kovalainen seine Truppe.

Die meiste Zeit kosteten Schwierigkeiten mit der Servolenkung, angeschmorte Unterböden und immer wieder auftretende Wasserlecks. Auch das Renault-Werksteam musste am Wasserkreislauf Korrekturen vornehmen. Fahrer, Ingenieure und Mechaniker wurden bei Lotus oft vor eine Geduldsprobe gestellt. Immer wieder wartete man auf Ersatzlieferungen aus England.

 

 

 

Quelle: Auto Motor und Sport

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