Eigentlich will niemand, dass Chrysler an die Börse geht. Trotzdem ist der erste Schritt getan. Es geht um den wahren Wert des US-Autobauers.
Auburn Hills - Mehr als vier Jahre nach der Insolvenz könnte Chrysler an die Börse gehen. Der US-Autobauer hat am späten Montag seinen Börsenprospekt veröffentlicht, mit dem er bei Investoren wirbt. Details wie der Aktienpreis und das Datum stehen allerdings noch nicht fest. Es ist auch ist möglich, dass das Vorhaben am Ende abgeblasen wird. Hintergrund des Schritts sind festgefahrene Verhandlungen zwischen Fiat als Mehrheitseigner und dem zweiten großen Anteilseigner, dem Gesundheitsfonds der US-Autogewerkschaft UAW. Fiat will dessen Anteile (41,5 Prozent) übernehmen, um Chrysler ganz alleine kontrollieren zu können. Doch die beiden Seiten werden sich beim Preis nicht einig. Der wahre Wert von ChryslerDer Börsengang ist eine Möglichkeit, um aus dem Dilemma herauszukommen: Entweder werden Anteile des Gesundheitsfonds tatsächlich über die Börse verkauft und Fiat kann sie dort über kurz oder lang zum Marktpreis erwerben. Oder es ist denkbar, dass die anstehenden Gespräche mit außenstehenden Investoren letztlich nur dazu dienen, ein Gefühl für den wahren Wert von Chrysler zu bekommen und es am Ende doch noch zu einer Einigung kommt. Fiat- und Chrysler-Chef Sergio Marchionne hatte bereits angekündigt, dass die Vorbereitungen für den Börsengang laufen. «Lasst den Markt sprechen», hatte er jüngst in einem Interview gesagt. Während die Italiener ihre US-Tochter mit 4,2 Milliarden Dollar bewerten, sieht die Gewerkschaft das Unternehmen bei 10,3 Milliarden Dollar (7,7 Mrd Euro). Vertauschte RollenFiat kann auf Chrysler kaum mehr verzichten. Der US-Hersteller hat sich dank guter Verkäufe im nordamerikanischen Markt wiederholt als Stütze für die Italiener erwiesen, die unter dem schlecht laufenden europäischen Automarkt leiden. Vor einigen Jahren war die Rollenverteilung noch eine andere: Chrysler, eine Beteiligung des Finanzinvestors Cerberus, war während der Wirtschaftskrise 2009 in die Insolvenz gerutscht. Fiat sprang dem Unternehmen mit technischem Know-How bei. Im Gegenzug bekamen die Italiener nach und nach immer mehr Anteile. Momentan sind es 58,5 Prozent. |