Wiederbelebung von Alfa und Chrysler, Expansion bei Maserati und Jeep: Diese neuen Modelle will Fiat-Chrysler bis 2018 auf den Markt bringen.
Quelle: dpa / picture alliance Auburn Hills/Detroit – Die Fiat-Chrysler-Kapitäne Sergio Marchionne und John Elkann, Erbe der Agnelli-Familie, haben viel versprochen. Heute müssen sie liefern. Denn heute stellt der neu formierte Weltkonzern Fiat Chrysler Automobiles (FCA) seinen Plan für die nächsten fünf Jahre vor. Fünfjahrespläne kennen wir Deutschen aus der DDR, die damit in eine neue Gesellschaftsordnung aufbrechen wollte. Auch Fiat Chrysler will aufbrechen: „Wir stehen heute vor Ihnen als ein globaler Autohersteller." Zum ersten Mal präsentiere sich Fiat-Chrysler als Einheit. Die Angestellten beider Konzerne, sagt Marchionne, sind aus der „Hölle zurück und haben überlebt“. In den letzten Jahren investierte das anglo-italienische Konglomerat vor allem in Chrysler - in Anteile wie Autos. Ohne die Europäer (und großzügige Staatskredite) wären die Lichter ausgegangen. Quelle: Alfa Romeo Gleichzeitig durfte Fiat nur wenige und Alfa gar keine neuen Modelle präsentieren, in Europa investierte Fiat nur Mini-Beträge. Warum, ist klar: Chrysler war mit seiner starken Position im riesigen US-Markt die Lebensversicherung. Jetzt muss, bei allem Verständnis für die Lage, Konkretes her – denn wie bisher geht es nicht weiter. Marchionne erhielt viele Vorschusslorbeeren, in den letzten sechs Monaten stieg der Kurs der Fiat-Aktie um 50 Prozent. Den heute vorgestellten Plan nennt Marchionne „mutig und ambitioniert“. Für Halbheiten hat er keine Zeit mehr. Er muss auch mit Fiat wieder Geld verdienen. Fiat: Aus eins mach zweiAm Anfang steht bei Fiat erneut eine Desinvestition: Das kleine SUV Sedici und der Bravo entfallen noch 2014. Fiat fährt künftig zweigleisig: Ein „vernünftiger“ Niedrigbudget-Fiat mit Panda, Punto und Co, und ein „emotionaler“ Fiat rund um den 500, wo es ruhig etwas mehr kosten darf. Warum? Die Volumenmarken kämpfen, die Premium-Marken verdienen das Geld. Also: Eine Premium-Reihe bei Fiat. Citroen hat es mit der DS-Linie vorgemacht. Diese Dualität soll schon im Werk beginnen, wo die „vernünftigen“ Fiat in wenigen Ausstattungen auf Vorrat, die „emotionalen“ Fiat dagegen im Auftrag gefertigt werden. Auch im Autohaus sollen die Händler die Modellreihen getrennt voneinander präsentieren. Die Ikonen Panda und 500 bleiben natürlich, ebenso die 500L-Familie. 2015 folgen ein neues Kompaktmodell und ein „spezielles Fahrzeug“ – vermutlich die Fiat-Version des Mazda MX-5 Roadsters. 2016 folgt der neue Punto: Fiat will das Kleinwagensegment keinesfalls aufgeben, man habe immerhin 22 Millionen Autos in 40 Jahren verkauft. 2017 folgt ein kompakter Crossover. Der Panda wird 2018 überarbeitet. Und der 500? Ausgerechnet um das Kernmodell der neuen, zweiteiligen Fiat-Welt bleibt es erst mal still. Klar ist nur: Es kommt ein Fiat 500X mit Allradantrieb, noch in diesem Jahr. Alfa Romeo: Es geht wieder losNeustart, Aufbruch: Keine Fiat-Marke braucht das nötiger als Alfa Romeo. Eine lange Liste von gewonnenen Motorsport-Titeln eröffnet den Ausblick auf die Zukunft. Die soll sich wieder auf ihre Grundwerte besinnen: Faszinierende Motoren, tolle Fahreigenschaften, gutes Leistungsgewicht, schönes Design. Der aufregende Sportler 4C wird zur Vorlage für alle weiteren Modelle. Deshalb wird Alfa nun organisatorisch von den übrigen FCA-Marken isoliert – über eine formal eigenständige Firma fiel heute allerdings kein Wort. Unter der Aufsicht von zwei Ferrari-Managern planen und bauen 200 Ingenieure das neue Alfa. Ihr Auftrag: Autos, die zwar global zu vermarkten sind, aber innerhalb des Konzerns einmalig. Die sich nur an einem messen sollen: an deutschen Premium-Marken. Und, nebenbei, an strikten Deadlines. Von einem neuen Spider 2015 ist keine Rede mehr, stattdessen folgt noch in diesem Jahr der offene 4C. Ende 2015 folgt ein Mittelklassemodell, und zwischen 2016 und 2018 plant Alfa zusätzlich sieben neue Modelle: Einen Giulietta-Nachfolger in zwei Karosserieformen, je ein Modell in der Mittelklasse und oberen Mittelklasse. Zwei SUV und ein sportliches Modell – vielleicht ja doch wieder einen Spider. Der Mito könnte dann verschwinden: Im B-Segment will sich Alfa nicht mehr betätigen. Die vielen neue Modelle sollen den Absatz von aktuell 75.000 pro Jahr auf 400.000 explodieren lassen. Maserati & FerrariQuelle: RAM Maserati ist schon heute eine stolze Luxusmarke und arbeitet hochprofitabel. Die Italiener verdienen pro Auto 15.000 Euro, oder 11,9 Prozent – eine bessere Marge als bei Audi oder BMW. Einziges Manko: Vergleichsweise niedrige Stückzahlen. Deshalb erhält Maserati neue Modelle. Das Sportcoupé Alfieri 2016, das SUV Levante 2015, einen Nachfolger für den Gran Turismo 2018. Dann soll es, mit den aktuellen Ghibli und Quattroporte, und einem Alfieri Cabrio, sechs Modelle geben. Sie teilen sich viele Komponenten, was die Profitabilität weiter verbessern soll. Unterm Strich möchte Maserati 2018 75.000 Autos pro Jahr verkaufen, 2013 waren es 15.400. Ferrari soll in den nächsten fünf Jahren jedes Jahr ein neues Modell vorstellen. Die Stückzahl könne von 7.000 auf 10.000 Autos jährlich steigen, sagte Sergio Marchionne. Einen Verkauf der Marke wies er weit von sich. Jeep: Weltweite SUV-MarkeNeu ist es nicht mehr, was der Jeep-Markenchef Mike Manley erzählt. Die Marke wird zum weltweiten SUV-Label von Fiat-Chrysler. Die angestaubten Patriot und Compass müssen 2016 einem weltmarkt-kompatiblen Kompaktklasse-SUV weichen. 2017 folgen neue Wrangler und Grand Cherokee. Ab Sommer baut FCA das Kompaktmodell Jeep Renegade in Italien, später auch in Brasilien und China. Der „Grand Wagoneer“ soll 2018 die Gelüste nach wirklich großen SUV bedienen. Bis 2018 will Jeep die Produktion verdoppeln, von 800.000 in 2013 auf etwa 1,9 Millionen Fahrzeuge. Nur noch gut die Hälfte dieser Autos wird in den USA gebaut. Allein in Asien soll der Absatz von unter 100.000 Fahrzeugen auf 500.000 ansteigen. In Amerika ist der Markt gesättigt und die Wachstumsprognose bescheidener: von 800.000 auf eine Million. Chrysler & DodgeDie Kernmarke Chrysler soll zurück in die Erfolgsspur: Sie verkaufte 2013 nur noch 350.000 Fahrzeuge. In fünf Jahren sollen es wieder 800.000 sein. Dafür wird das gesamte Sortiment ausgetauscht. Es kommt eine Chrysler 100 Kompaktlimousine und ein Town & Country Minivan 2016. Der soll mit Plug-In-Hybridantrieb einen Verbrauch von 75 mpg (entspricht 3,1 l/100 km) erreichen. Ein großer Crossover folgt 2017, ebenfalls mit dem alternativen Antrieb. Chrysler soll sich konsequent fernhalten von Luxus und Premium: „unsere Mainstream-Marke“, nennt man das bei FCA. Diese Neuorientierung fordert Opfer: Dodge schrumpft die Palette. Der Grand Caravan und der Avenger werden 2016 eingestellt, auf diese Segmente soll sich Chrysler konzentrieren. Dodge kehrt zurück zu den Wurzeln und wird zur Performance-Marke mit Faszinations-Faktor. Motto: „Kein Kind hatte jemals ein Passat-Poster im Schlafzimmer“. Dodge beschränkt sich auf vier Linien: Den kompakten Dart, den großen Charger, das Coupé Challenger und das SUV Durango. Eine Sonderrolle nimmt die Viper ein, die 2015 ein Facelift erhält. Fiat Professional & RamIn den USA die dicken Ram-Pickups, in Europa die erfolgreichen Doblo und Ducato – dabei bleibt es im Prinzip. Allerdings sucht FCA interne Synergien: US-Kunden können die beiden Fiat-Modelle als Ram Promaster kaufen, der Doblo wird zum Promaster City. SynergienKein Verkauf von Alfa Romeo und Ferrari, neue Modelle in kurzer Folge und endlich ein Hybrid-Antrieb: Fiat-Chrysler will groß investieren. Denn auch die weltweiten Synergieeffekte, die beim Sparen helfen sollen, kosten zunächst einmal: Chrysler rechnet mit Standardisierungskosten von 1,5 Milliarden Euro bis 2018. Die Anzahl der Baugruppen soll von 1.200 auf 550 sinken, aus 18 Fahrzeug-Plattformen werden 15. Neun davon sollen massenhaft zum Einsatz kommen, vier Kern-Architekturen sollen 2018 70 Prozent aller Modelle tragen. Eine davon bleibt vermutlich die Compact Wide-Plattform: Sie trägt bereits Alfa Giulietta, Dodge Dart, Chrysler 200, Fiat Viaggio und Jeep Cherokee. Lest hier weiter: Alfa, Fiat und Jeep: Premieren 2016 |