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Force India mit Hülkenberg und Di Resta

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Die Fahrerwahl bei Force India steht seit Wochen fest. Am Freitag (16.12.) machte sie Teamchef Vijay Mallya endlich offiziell. Im nächsten Jahr vertreten Paul di Resta und Nico Hülkenberg die Farben von Force India. Das wirft die Frage auf, wo Adrian Sutil landet. Der verhandelt mit Williams und flirtet mit Ferrari.

Adrian Sutil wusste es seit dem GP Abu Dhabi. Die Öffentlichkeit weiß es erst jetzt. Im nächsten Jahr fahren Paul di Resta und der diesjährige Testpilot Nico Hülkenberg für Force India. Dritter Fahrer wird der Franzose Jules Bianchi. Sutil muss sich trotz eines grandiosen Schlussspurts eine neue Bleibe suchen.

Trotz mehrfacher Ankündigungen, dass die Bekanntgabe der Force India-Fahrer kurz bevorstehe, ließ sich Teamchef Vijay Mallya viel Zeit. Das liege in der indischen Natur, heißt es im Team. Gelassenheit sei Trumpf beim Chef. Da werden Zeitangaben schon mal nicht so genau eingehalten.

Sutil verhandelt mit Williams

Ein Grund für die immer wieder aufgeschobene Bekanntgabe war auch der, dass man Sutil eine gute Verhandlungsposition mit seinem künftigen Team verschaffen wollte. Wer gar nichts in den Händen hält, ist erpressbar. Ab Abu Dhabi verstärkte Sutil seine Gespräche mit anderen Teams.

Die eine Option liegt auf der Hand. Williams ist an dem 28-jährigen Gräfelfinger interessiert. Und das nicht nur, weil mit Sutil auch Sponsorgeld von Medion winkt. Sutil hat in der zweiten Hälfte viel für seine Reputation getan. Der WM-Neunte zeigte erstklassige Leistungen, fuhr konstant schnell und absolut fehlerlos und bewies auch Zweikampfstärke. Tenor in der Szene: "Es wäre eine Schande, wenn dieser Mann kein Formel 1-Cockpit bekommt."

Ferrari-Poker mit hohem Risiko

Das denkt offenbar auch Ferrari. Radio Fahrerlager meldet, dass Maranello Interesse an dem ehemaligen Force India-Fahrer hat. Das hält auch die Verhandlungen mit Williams hin. Offenbar macht man sich im Lager von Sutil Hoffnungen, dass Ferrari Felipe Massa doch noch austauscht. Das wäre ein Poker mit hohem Risiko. Massa hat einen wasserdichten Vertrag für 2012.

Man erinnert sich zwar daran, dass Ferrari Ende 2009 Kimi Räikkönen aus einem bestehenden Vertrag entließ um an Fernando Alonso zu kommen, doch das hatte eine andere Dimension. Ferrari brauchte Alonso unbedingt. Er ist ein zweifacher Weltmeister und gilt immer noch als der kompletteste Fahrer im Feld. Und mit ihm fließen jährlich rund 30 Millionen Euro von Santander aufs Ferrari-Konto.

Räikkönen hatte nach einer enttäuschenden Saison 2009 und der Politik im Team die Nase voll. Der Finne war einfacher davon zu überzeugen, sich für eine Abfindung von 18 Millionen auskaufen zu lassen. Massa wird auf seinen Vertrag pochen. Der Brasilianer weiß ganz genau, dass er komplett aus dem Geschäft ist, wenn er vorzeitig gehen muss. Ob es Ferrari wegen Sutil auf einen Streit vor dem Schiedsgericht und eine mediale Schlammschlacht ankommen lässt, ist eher fraglich.

Sutil wäre auch für 2013 noch eine interessante Variante. Deshalb will der Deutsche bei Williams offenbar auch nur für ein Jahr unterschreiben. Wenn der Platz bis dahin nicht besetzt ist. Lässt er den Rennstall aus Grove zu lange hängen, sitzt plötzlich doch Rubens Barrichello in dem Auto. Auch der Brasilianer hat ein Sponsorpaket von fünf Millionen geschnürt, auch er wäre mit einem Einjahreskontrakt zufrieden.

Hülkenberg schon lange sicher für 2012

Die Besetzung bei Force India ist keine Überraschung mehr. Es wurde seit Wochen darüber spekuliert. Nico Hülkenberg hatte offenbar bereits bei seiner Unterschrift unter den Testvertrag ein Abkommen unterzeichnet, dass ihm 2012 Renneinsätze zusicherte. Und Paul di Resta etablierte sich als einer der besten Neulinge der letzten Jahre ohne Anpassungsprobleme in der Königsklasse. Der DTM-Meister von 2010 war nicht nur der zuverlässigste Fahrer im Feld, er punkte acht Mal und steht mit 27 Zählern als 13. in der Endwertung.

Hätte den Schotten im Finale in Brasilien nicht ein Getriebeproblem gebremst, wäre wie Sutil vor Nico Rosberg gelandet. Di Resta war dabei noch schlimmer dran als Sebastian Vettel, wie Technikchef Andy Green jetzt verriet: "Der Getriebedruck betrug nur noch 0,2 bar. Wir wussten bis zum letzten Knick auf der Zielgeraden nicht, ob es Paul ins Ziel schafft. Erst als er über die Kuppe kam, konnten wir aufatmen. Er hätte notfalls das Auto dann nur noch ins Ziel rollen lassen müssen."

Hülkenberg überzeugt Team im Training

Hülkenberg musste sich nicht auf vertragliche Vereinbarungen berufen. Der ehemalige Williams-Pilot zeigte den Ingenieuren im Freitagstraining, was in ihm steckt. Obwohl der Blondschopf immer nur einen Satz Reifen zur Verfügung hatte und auf schmutziger Strecke unterwegs war, konnten die Techniker seine Zeiten hochrechnen und mit denen von di Resta und Sutil vergleichen.

Einer im Team lässt durchblicken: "Der Junge hat das Zeug, einmal Weltmeister zu werden." Für Hülkenberg geht damit eine lange Zeit des Wartens zu Ende. "Es gibt nichts Schlimmeres als nach dem ersten Training aus dem Auto zu steigen und den Rest des Wochenendes deinen Kollegen zuzuschauen. Da gehst du als Rennfahrer auf dem Zahnfleisch."

Hülkenbergs alte Rolle übernimmt der Franzose Jules Bianchi. Der Schützling von Nicolas Todt spekuliert dabei, dass das Aufsteigermodell ein drittes Mal funktioniert. Erst di Resta, dann Hülkenberg und 2013 Bianchi? Gut möglich. Bei Hülkenberg wird das Force India-Cockpit möglicherweise zum Sprungbrett für noch höhere Aufgaben. Vielleicht steht er 2013 neben Adrian Sutil und Sergio Perez auf der Ferrari-Wunschliste.

 

 

 

Quelle: Auto Motor und Sport

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