Diese Frau schraubt vielen Männern etwas vor - Franziska Schildhauer zählt zu den besten Nachwuchs-Schrauberinnen Deutschlands. MOTOR-TALK hat sie besucht.
Berlin - Viele Autos sind männlich. Mit Muskeln und kräftigen Flanken. Sie sind laut und schnell. Sie heißen Mustang, Stingray oder Hummer. Männer und Autos – das passt wie Kolben und Zylinder, wie Werkstatt und Testosteron. Nur wenige Autos sind so weiblich wie die Elise von Lotus, und nur ganz selten zieht es eine Frau in die Nähe einer Hebebühne. Darunter sind sie so selten zu finden wie ein vierblättriges Kleeblatt. Doch hier wie da gilt: Es gibt sie, irgendwo, gut versteckt, zum Beispiel in Dessau. Dort haben wir Franziska Schildhauer gefunden, eine der besten Nachwuchs-Schrauberinnen Deutschlands. Die erste Frau an seiner Seite Frauenquote 2,55 ProzentMit drei weiblichen Azubis hat das Dessauer Autohaus so viel Frauenpower an der Kurbelwelle wie wohl nur wenig andere Betriebe in Deutschland. Denn: Im ganzen Land befinden sich laut dem Zentralverband des deutschen Kfz-Gewerbes (ZDK) zurzeit etwa 1.500 Mädchen in der Ausbildung zur Kfz-Mechatronikerin. Parallel dazu lernen 62.650 Männer den gleichen Beruf. Das ergibt eine Frauenquote von 2,55 Prozent. Doch Franzi ist nicht irgendeine Schrauberin. Sie kam, sah und siegte. Während ihrer Ausbildung gewann sie das Girls Casting des ZDK. Noch heute lässt dieser Erfolg die Brust des Serviceleiters Dirk Schönewerk kräftig anschwellen. Franzis Zertifikat statt Bikini-ModelsAls Franzi ihre Urkunde vom Nagel nimmt und ihre ölverschmierten Hände den billigen Rahmen präsentieren, strahlt die 1,65-Meter-Frau. Auch sie ist stolz. Denn die Urkunde beweist schwarz auf weiß, dass Franzi schrauben kann. Und sie kann es besser, als viele Männer ihr zugetraut hätten. Für diesen Erfolg hat Franzi gefeilt und geklopft und acht andere Nachwuchs-Mechatronikerinnen aus ganz Deutschland in Grund und Boden geschraubt. Die Teilnehmerinnen des Sonderwettbewerbs mussten zehn praktische Aufgaben aus dem Werkstattalltag bewältigen. Bewertet wurden sie von ausgebildeten Kfz-Mechatronikern.
Ihr Chef hat mit ihr noch viel vorMit dem Zertifikat hat Franziska ihre Karriere nicht an den Nagel gehängt. Dirk Schönewerk hat noch viel vor mit der jungen Schrauberin. Irgendwann einmal möchte er die 24-Jährige aus der Werkstatt holen und an den Schreibtisch setzen. Dort soll sie sich um die weibliche Kundschaft kümmern. Schönewerk ist überzeugt: Frauen werden Franzi lieben. Auch Franzi möchte einmal den Schraubenschlüssel gegen eine Tastatur eintauschen. Zwar mag sie ihre Arbeit und fühlt sich wohl in ihren derben Sicherheitsschuhen. Doch manchmal stößt sie an ihre (weiblichen) Grenzen. Dann braucht sie eine starke und vor allem helfende Hand und ruft augenzwinkernd nach einem zweiten Mann. Nur nicht lächeln Noch schlimmer als ungebetene Hilfe ist jedoch etwas anders. Franzi möchte nicht belächelt werden. Sie will Respekt und Anerkennung. Und dafür muss sie meist doppelt so hart arbeiten wie ihre männlichen Kollegen. Franziska hat Abitur und sie hat Ziele, die sie aus der Werkstatt herausführen sollen. Zunächst will sie ihren Meister machen. Danach vielleicht als Serviceberaterin arbeiten. Doch konkret sind diese Pläne nicht. Nur eines steht schon so fest wie der Polo auf der Bühne über ihr: Franzi möchte nicht für immer neben einer Pfütze Öl stehen und schon gar nicht jeden Abend mit schmutzigen Händen nach Hause gehen. |
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