Mitten in der WM-Vorrunde denkt im Berliner Olympiastadion niemand an Fußball: Wo sonst Kicker und Keeper die Stars sind, feiern Tuner und Schrauber die XS Carnight.
Berlin – Er glänzt nicht, er ist nicht schön. Aber das sollte er nie sein. Der Golf 2 von Daniel „Slammed“ Wagener, besser bekannt unter dem Kürzel Stuka, sollte polarisieren. Er sollte so tief wie möglich liegen, dabei ungewöhnlich aussehen, Hässlichkeit salonfähig machen. Sein Stuka, dem er so viel Zeit und Mühe schenkte, passt hier im Olympiastadion nicht so recht ins Bild. Seine Renault-Stahlfelgen und der Tarn-Lack schimmern matt, die Kunststoff-Verbreiterungen halten mit Nieten an wenigen Millimetern Radlauf-Blech. Der 55-PS-Golf parkt zwischen aufgehübschten Range Rover, Porsche Cayman und Mercedes S-Klassen, ein paar Meter neben einem Kompressor-Dodge. XS Carnight 2014: Stuka zwischen Porsche und MercedesDie Nachricht von Daniels Tod verbreitete sich in der Szene schneller als ein Trend. Tuner aus der ganzen Republik nahmen Anteil an Daniels Schicksal, sprachen ihr Beileid aus und trauerten mit der Familie. Die Szene rückte zusammen, über das Markensymbol hinaus. Daniels Stuka wurde zum Symbol für ein friedliches Miteinander. Daniels Freunde beschlossen, ihren Freund durch das Fortbestehen seines Golfs zu ehren. An diesem Wochenende haben sie Daniel Post Mortem einen Traum erfüllt: Sein Stuka steht auf der coolsten (und größten) Tuning-Show Europas, mitten im Berliner Olympiastadion. Vom Parkplatz zum Olympiastadion Tausende Tuner aus Finnland, Frankreich, Italien, Polen, Österreich, Tschechien und der Schweiz reisten in die Bundeshauptstadt, um dort ihr teures Blech zu zeigen. Die schönsten Autos durften auf dem Gelände des Olympiastadions parken, alle anderen davor. Trotz der strikten Trennung zwischen „V.I.P.-Gästen“ und Besuchern unterscheidet sich die XS Carnight von anderen Tuning-Treffen. Kaum jemand mäkelt, meckert oder motzt. Nirgendwo werden Arbeit, Ideen und Umsetzung so sehr respektiert wie hier. Gäste fachsimpeln auf Französisch, Englisch und Sächsisch, die meisten nehmen sogar Rücksicht auf Fotografen und ihre Geräte. Toll: auf dem Parkplatz vor dem Olympiastadion entstand ein Treffen neben dem Treffen mit vielen beeindruckenden Autos. One-Night-Stand mit VW-ÜberschussTrotz kleiner Punktabzüge wegen des teuren und schlechten Caterings hat die XS-Edition eine großartige Veranstaltung geboten. Sogar die Berliner Polizei hielt sich angenehm im Hintergrund. Einziger Kritikpunkt: Gut 80 Prozent aller ausgestellten Autos stammen aus dem VW-Konzern. Nur vereinzelt parkten Ford, Opel, Trabant oder Amerikaner auf dem Gelände, die meisten stammten aus Wolfsburg und Ingolstadt. Diese Aufteilung bestimmt aber nicht der Veranstalter, sondern die Szene selbst. Mehr Bilder findet Ihr in unserer Big-Picture-Gallery. Quelle: MOTOR-TALK |
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