Skoda war 2016 nicht am Wörthersee. Ein getuntes Azubi-Mobil gibt es trotzdem: 26 Lehrlinge haben einen Skoda Rapid zum Coupé umgebaut. Wie sich das fährt, steht hier.
Prag – Eigentlich gehören Azubi-Studien an den Wörthersee. In den vergangenen Jahren zeigte Skoda ein Citigo Cabriolet und einen Fabia Pick-up beim größten GTI-Treffen der Welt. 2016 reiste nur noch die VW-Kernmarke nach Österreich. Einen umgebauten Tschechen gibt es trotzdem: Einen Skoda Rapid mit neuer Karosserieform und Fast-and-Furious-Beleuchtung. Azubi-Studie: Skoda Atero auf Rapid-BasisQuelle: Skoda Fast 900 Lehrlinge lernen bei Skoda derzeit alles über Kolben und Steuergeräte. 26 von ihnen verantworten das Rapid-Projekt mit dem Namen Atero. Vier Frauen schraubten am Auto – insgesamt wenige, aber mehr als bei den Projekten der vergangenen Jahre. Die Azubis bekamen Hilfe von Experten aus den Abteilungen Technische Entwicklung, Design und Produktion. Freigestellt werden sie für ihre Arbeit am Azubi-Auto allerdings nicht, sie „muss mit den schulischen Pflichten in Einklang gebracht werden“, sagt Teamleiter Zdenek Stanke. Dafür gibt es Anerkennung von ganz oben: Der Skoda-Vorsitzende Bernhard Maier, Produktionsvorstand Oeljeklaus und Personalchef Wojnar ließen sich den Atero persönlich vorführen und lobten ihn als „ein außergewöhnliches Auto“. Es zeige, wie groß das technische und handwerkliche Know-how der Azubis sei. Ein bisschen Tradition ist auch dabei: Ein Rapid-Coupé gab es in den 1980er-Jahren. Für ihren Atero haben die Lehrlinge die B-Säulen eines Skoda Rapid um zehn Zentimeter nach hinten versetzt und die Vordertüren entsprechend gestreckt. Dahinter gibt es Bleche statt Türen. Ein großes Glasdach läuft flacher aus als im Serienmodell. Alle Scheiben des Atero schnitten die Lehrlinge aus Plexiglas zu, entsprechend dimensionierte Glasfenster gab das Skoda-Regal nicht her. Der Nachtteil: Die Fensterheber funktionieren nicht. Erste Fahrt im Rapid CoupéQuelle: Skoda Neu sind außerdem die Auspuffanlage (aus dem Octavia RS), die Heckschürze und die Kofferraumklappe. Rote LEDs leuchten in Scheinwerfern und Lufteinlässen auf der Motorhaube. Innen passen rot-schwarze Sitzbezüge zu Lack und Licht. Details, in denen insgesamt rund 1.700 Stunden Arbeit stecken. Die Qualität der Azubi-Arbeit liegt fast auf Serienniveau. Ferdinand Piëch würde hier und da ein Spaltmaß bemängeln, doch die Azubis haben sich ins Zeug gelegt. Das merkt man vor allem beim Fahren: Der Atero ist keine klappriger, zusammengezimmerter Prototyp. Er fährt so solide wie jeder Serien-Rapid und rollt mit seinen 18-Zöllern zitterfrei über die Straße. Flottere Kurven machen dem Tschechen nichts aus. Wie in vielen Coupés, sitzt man im Atero nur in der ersten Reihe gut. Zwar haben die Azubis umklappbare Sitze eingebaut, doch der Weg nach hinten ist schwierig. Gepäck hat im Auto gar nichts zu suchen. Der große Kofferraum des Rapids wich fast vollständig einer üppigenSoundanlage. 14 Lautsprecher mit insgesamt 1.800 Watt übertönen sogar die Abgasanlage, dabei fällt die deutlich lauter aus als in der Serie. Motor (1,4-Liter-Benzier mit 125 PS), Doppelkupplungsgetriebe und Fahrwerk blieben unberührt. Keine Chance auf SerienproduktionVerglichen mit seinen Studien-Vorgängern hat das Coupé große Ähnlichkeit mit einem Serienfahrzeug – und würde gut in die Produktpalette der Tschechen passen. In Serie wird es den Atero aber nicht geben. Skoda will damit die "Reaktion der Kunden testen". Der Atero wird wie andere Studien nach einigen öffentlichen Auftritten im Foyer der Skoda-Akademie enden. Dort dient er als Motivationshilfe für zukünftige Jahrgänge. Denn am Projekt Azubi-Car will Skoda weiterhin festhalten. Und wenn die Modellauswahl logisch weitergeführt wird, dürfen wir 2017 mit einem umgebauten Octavia rechnen. |