Appetithappen gefällig? Der BMW M550i xDrive lässt den künftigen M5 erahnen. Und macht als jüngstes M-Performance-Modell eigentlich schon alleine satt. Erste Fahrt.
Quelle: Tom Kirkpatrick Fotografie für BMW Berchtesgaden – Man sieht es ihm kaum an. Fast unscheinbar glitzert er in der Bergsonne. BMW hat den M550i xDrive subtil geschmückt. An ein paar matt eloxierten Teilen erkennt man ihn, oder an den blauen Bremssätteln mit dem M-Logo. Die kleine Lippe auf der Heckklappe deutet zart an: Hier wird etwas mehr Abtrieb gebraucht. Die Heckschürze mit den schwarzen Endrohrblenden fällt auch nicht ins Auge. Aber das, was rauskommt, dringt ins Ohr. Unverkennbar V8, druckvoll und melodiös. 4,4 Liter Hubraum reichen dank BiTurbo-Aufladung für 462 PS und 650 Newtonmeter Drehmoment. Oder für viel mehr: Im letzten M5 war der V8 für bis zu 600 PS gut, im kommenden M5 wird er noch mehr leisten. Wie viel genau? Wissen wir noch nicht. So gesehen ist der M550i xDrive - der vorerst stärkste 5er - ein Appetithappen für den M5. Für mindestens 82.700 Euro zwar ein sehr teurer, aber dafür auch ein sehr großer. Wie Weißwurst, Leberkäs' und Brotzeit auf einmal. Wer braucht da noch ein Hauptgericht? Quelle: Tom Kirkpatrick Fotografie für BMW BMW M550i xDrive: Beruhigender V8-SoundAber erstmal langsam. Mit gut 1.000 Umdrehungen zum Beispiel. Dem Fahrmodusschalter auf Comfort und ganz entspannt dahingleiten. Pudelwohl fühlt der M550i sich. Er zuppelt nicht am Ärmel oder drängt zur Eile, er nervt nicht mit Härte oder Hektik. Im Hintergrund brabbelt sacht der V8. Fast beruhigend. Der 5er federt auch noch weich und rollt sanft ab. Womöglich helfen die Winterreifen auf 19-Zöllern ein bisschen. Die erste Ausfahrt fand in den Bergen statt. Schneerisiko. Jetzt wären die Sommergummis auf den optionalen 20-Zöllern die bessere Wahl. Es ist mild, die Straßen sind trocken – und kurvig. Auf weite Biegungen folgen enge Haarnadeln, dann mittelschnelle Wechselkurven. Der Lieblingsstellung des „Fahrerlebnisschalters“: Sport-Plus. Dazu den Wählhebel der Achtgang-Automatik nach links gekippt auf „S“ für extra knackige Schaltvorgänge mit Ruck. Und das dreistufige DSC auf „Traction“. „Optimale Traktion bei eingeschränkter Fahrstabilität“ warnt das Info-Display auf dem fein belederten Armaturenbrett. Wissen wir, soll so. Quelle: Tom Kirkpatrick Fotografie für BMW M550i: Mit Allradlenkung agil wie ein 3erDer V8 drückt. Souverän zieht er von tief unten durch und dreht mühelos hoch. Die Klappen im Auspuff sind jetzt offen, der V8 grollt und gurgelt, manchmal knallt er auch beim Gas wegnehmen. Die Lenkung ist perfekt gewichtet und mitteilsam. Unebenheiten, Löcher und Kanten dringen ganz leicht an die Finger. Gerade genug, um Vertrauen zu entwickeln, nicht zu viel, um zu nerven. Im Testwagen arbeitet die Integral-Aktivlenkung. BMW bietet sie zusammen mit dem adaptiven M Fahrwerk Professional für 3.600 Euro an. Viel Geld, aber es ist gut investiert. Der M550i ist ein ziemlich dicker Brummer. 1.885 Kilo gibt BMW als Leergewicht an. Bei einer Länge von 4,96 Metern und einem Radstand von 2,98 Metern schaden die mitlenkenden Hinterreifen nicht. In den zahlreichen, langsamen Haarnadelkurven schlagen sie entgegen der Vorderräder ein und machen den M550i xDrive gefühlt eine bis anderthalb Nummern kleiner. In den weiten, schnellen Kurven hält er die Spur wie angetackert. Quelle: Tom Kirkpatrick Fotografie für BMW Allradantrieb mit heckbetonter AuslegungDie Winterreifen dürften ihm ein wenig Schärfe und Direktheit genommen haben, aber die Balance haben sie nicht kaputt gemacht. Untersteuern kennt der M550i kaum. Allenfalls das DSC war manchmal zu vorsichtig. Trotz Traction-Modus regelte es zuweilen rigoros. „Off“ wollten wir angesichts von Schmelzwasserbächen auf der Alpenstraße nicht riskieren. Trotz Allradantrieb. Die M GmbH baut xDrive serienmäßig in den M550i. Vollvariabel verteilt eine elektronisch gesteuerte Lamellenkupplung das Moment zwischen Vorder- und Hinterachse. Allerdings legt die M GmbH das System so aus, dass die Hinterachse bevorzugt wird. Wäre reiner Hinterradantrieb noch schöner? Gut möglich, doch der verabschiedet sich gerade aus der Performance-Businessklasse. Mercedes-AMG bietet E 43 und E 63 nur noch mit Allrad an, Audi S6 und RS6 schon immer. BMW wird den M5 ebenfalls mit Allrad bringen - und mit „Drift-Modus“, der die Vorderachse aus dem Spiel nimmt. Einparken per Fernbedienung, fahren lieber selbstDer fehlt dem M550i xDrive. Doch das würde zu weit führen. Die M-Performance-Modelle sollen die Brücke zwischen Serie und M-Modellen schlagen. Der M550i xDrive erfüllt das. Der wunderbar verarbeitete Innenraum ist so kuschelig und modern wie in allen anderen 5ern. Das neue Infotainment funktioniert gut und intuitiv, die überflüssige Gestensteuerung für Lautstärke oder für Anrufannahme brauchen wir nicht. Es gibt das volle Assistenzpaket mit Spurhalter, teilautonomem Fahren mit Spurwechsel. Oder Einparken per Schlüssel-Fernsteuerung - kann man machen bei fast fünf Metern Länge. Doch bei mehr als Schrittgeschwindigkeit greifen wir lieber selbst zum Lenkrad. Und den neuen M5? Können wir zwar kaum erwarten, aber den größten Hunger hat der M550i xDrive gestillt. Fürs Erste. Technische Daten BMW M550i xDrive
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