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Gebrauchtwagen auf dem Vormarsch

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Trotz aller Erfolgsmeldungen: Die Zahl der Neuzulassungen war 2010 stark rückläufig (-23,4%). Das heißt aber nicht, dass wirklich weniger Autos gekauft werden.

In einzelnen Segmenten brachen die Umsätze prozentual sogar doppelt so stark ein. Das Minus von fast einem Viertel weniger Neuzulassungen gegenüber 2009 ist teilweise durch die Abwrackprämie erklärlich. Seinerzeit zogen viele, insbesondere private Haushalte, Investitionen in einen Neuwagen vor oder entschieden sich überhaupt erst dafür.

Dazu passend stieg 2009 der Anteil an Privatzulassungen am gesamten Neuwagenmarkt um über 20 Prozent auf 62,7 Prozent. 2010 sank er dann wieder auf 42,6 Prozent, was ungefähr auf dem Niveau der Vorjahre liegt. Aber auch das Gesamtabsatzvolumen der Automobilhersteller sank gegenüber dem Jahr vor der Abwrackprämie um knapp 6 Prozent.

typ. Gebrauchter: Golf V (2003-2008) typ. Gebrauchter: Golf V (2003-2008) Gebrauchtwagen vs. Neuwagen

Die Entwicklung ist also sehr deutlich - auf den ersten Blick. Sie bedeutet aber nicht, dass breite Bevölkerungsschichten keine Autos mehr kaufen. Das Gegenteil ist der Fall: Die Zahl der Pkw-Besitzumschreibungen ist 2010 um sieben Prozent auf insgesamt 6.431.846 gestiegen. Demgegenüber stehen lediglich 2.916.260 Neuzulassungen. Im Schnitt werden auf dem Gebrauchtmarkt also 2,21-mal so viele Fahrzeuge umgesetzt wie auf dem Neuwagenmarkt. Wer in Deutschland ein gebrauchtes Auto verkaufen möchte, z.B. bei carsale24.de, mobile.de oder Autoscout24.de, hat also gute Karten.

Verminderte Lust am Neuwagenkauf

Der Grund dafür ist einfach: Die Neuwagenpreise sind vielen Autofahrern offensichtlich mittlerweile zu hoch. Und: Ein steigender Anteil von unsicheren und teils auch unterdurchschnittlich entlohnten Arbeitsverhältnissen wie in der Zeitarbeit, Teilzeit, befristeten Beschäftigungen führt dazu, dass langfristige Verschuldungen eher gescheut werden. Wer nicht weiß, wovon er nächstes Jahr seine Familie ernähren wird, tut sich schwerer mit dem Gedanken, in 4 Jahren noch sein Auto abzuzahlen. Außerdem scheuen viele Autokäufer den hohen Wertverlust in den ersten Jahren. Auf ein großes und gut ausgestattetes Auto wollen viele trotzdem nicht verzichten.

Kosten für einen Gebrauchtwagen liegen im Schnitt bei 8.790 Euro

Mit einem Gebrauchten ist das deutlich einfacher: Der 2010 gezahlte Durchschnittspreis auf dem Gebrauchtwagenmarkt lag bei 8.790 Euro. In diesem Preisbereich gibt es zwar bereits Neuwagen, aber eben nur entweder sehr kleine Fahrzeuge im A-Segment oder sehr schlecht ausgestattete Fahrzeuge. Und vielen ist das immer noch zu viel Geld: 56 Prozent der 2010 umgesetzten Gebrauchten lagen sogar im „Billigsegment“, also unter 5.000 Euro, wie die Deutsche Automobil Treuhand berichtet.

Die Neuwagenpreise haben sich dagegen deutlich von den Gebrauchtwagenpreisen entkoppelt. 2010 stieg der durchschnittliche Neuwagenpreis um 3.510 Euro von 22.520 auf 26.030 Euro. Eine logische Entwicklung, betrachtet man die Umsatzrückgänge gerade in den Volumensegmenten.

Absatzgewinner bei Neuwagen ausschließlich im Premiumsegment

Am stärksten betroffen vom Einbruch des Neuwagenmarktes im unteren Preisbereich waren Marken, deren Fahrzeuge im Flottengeschäft eher weniger verbreitet sind. So gingen die Absätze bei Fiat um über 50 Prozent zurück, aber auch Opel, Ford, Renault und Skoda hatten Stückzahleinbußen von jeweils ca. 30 Prozent zu beklagen. Der Kleinwagenanbieter Daihatsu hat inzwischen seine Konsequenzen aus dieser Entwicklung gezogen und den Rückzug aus Europa eingeleitet. Auch bei GM wird anscheinend laut über einen Teil-Ausstieg durch einen Verkauf von Opel nachgedacht.

Gewinner im Jahr 2010 findet man denn auch ausschließlich im Premium-Segment: Zulegen konnten gegenüber 2009 Land Rover (+30,6 Prozent), Jaguar (+8,8 Prozent) sowie Porsche (+6,0 Prozent) und BMW (+3,4 Prozent). Die Mehrzahl der deutschen Autofahrer kauft und fährt jedoch, bei aller Faszination für die edlen Gefährte, eher praktischere und vor allem kostenorientiertere Fahrzeuge.

Wie der ADAC regelmäßig berichtet, sind auch die Autokosten insgesamt, jenseits des reinen Anschaffungspreises, kontinuierlich überdurchschnittlich stark gestiegen. Wird Autofahren also bald komplett zum Luxus? Unwahrscheinlich, dazu ist Mobilität in unserem Alltag zu wichtig. Privat einen Neuwagen zu fahren, ist es aber offensichtlich schon heute.

(sb)

 

Quelle: MOTOR-TALK

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