Kleine Autos mit großem Risiko: So könnte man die aktuelle Testrunde des EuroNCAP zusammenfassen. Alle vier überprüften Leichtkraftwagen offenbarten deutliche Mängel.
Brüssel - Die Crashtest-Organisation EuroNCAP hat in ihrer jüngsten Testrunde vier Leichtkraftwagen unter die Lupe genommen. Das Ergebnis: Alle Modelle sind nach den Kriterien der Organisation höchst unsicher - Kriterien, die allerdings auf vollwertige Pkw ausgelegt sind. Was nichts daran ändert: Die Insassen solcher Fahrzeuge sind nach Ansicht des Konsortiums nicht ausreichend geschützt. Bereits vor zwei Jahren hatte Euro NCAP einen ähnlichen Test durchgeführt, mit ähnlichen Resultaten. Seitdem, so die Prüfer, habe sich wenig verändert. Die Modelle Aixam Crossover GTR, Bajaj Qute und Microcar M.GO Family erhalten im aktuellen Crashtest jeweils einen von fünf möglichen Sternen. Einzig der Chatenet CH30 wird mit zwei Sternen bewertet. Euro NCAP drängt auf VeränderungenEuro NCAP spricht von fundamentalen Problemen in dem Segment. Im Vergleich zu 2014 haben sich zwar einige Modelle verbessert, das Gesamtergebnis sei aber weiterhin bedenklich. Euro-NCAP-Generalsekretär Michiel van Ratingen fordert Hersteller und Politik zum Handeln auf. Zugelassen sind die Leichtfahrzeuge, wie etwa auch Quads, meist in den Fahrzeugklassen L6e oder L7e. Dort gelten weniger strenge Vorgaben als etwa in der Pkw-Klasse M. Quelle: Euro NCAP Neben der offenbar zu schwachen Karosseriestruktur führt auch fehlende Sicherheitsausstattung zu den schlechten Resultaten. In Pkw obligatorische Schutzvorrichtungen wie Airbags, Gurtstraffer oder Gurtkraftbegrenzer sind in den Mini-Mobilen in der Regel nicht vorhanden. Den im Microcar M.GO Family gegen Aufpreis erhältlichen Airbag sehen die Prüfer wegen seiner Ineffektivität mehr als Marketing-Trick. Mit dem Renault Twizy wurde 2014 bei EuroNCAP auch ein hierzulande populäres Modell getestet. Der kleine Renault erreichte zwei Sterne. Im Vergleich zu Kleinstwagen aus dem Pkw-Segment ist das deutlich zu wenig. Als Beispiel führt die Organisation den 3+1-Sitzer Toyota iQ an. Ähnlich winzig, erreiche er bei gleichen Testkriterien fünf Sterne. Leichtkraftfahrzeuge sind vor allem in Frankreich, Italien, Österreich und den Niederlanden beliebt. Bei Senioren oder Personen mit eingeschränkter Beweglichkeit zum Beispiel, denn zum Fahren benötigt man häufig keinen Pkw-Führerschein. In Deutschland sind einige Modelle mit reduziertem Gewicht und beschränkter Höchstgeschwindigkeit schon für 16-Jährige mit AM-Führerschein zulässig. Teilweise hohe AnschaffungskostenDazu kommt, dass häufig keine oder weniger Steuern und Versicherungen anfallen. Auch bei Zulassungsstelle und Sicherheitsprüfung muss man oft nicht vorstellig werden. Einige Modelle gibt es zudem mit einem Elektromotor. In der stark reglementierten Innenstadt von Rom sieht man die Mini-Autos häufig. Günstig sind die Leichtkraftwagen nicht. Der aktuell getestet Crossover GT von Marktführer Aixam mit einem 20 PS starken Benziner kostet 16.500 Euro. Weitere MOTOR-TALK-News findet Ihr in unserer übersichtlichen 7-Tage-Ansicht
Quelle: Mit Material von SP-X |