Katastrophal sagt der TÜV, höchst anfällig der ADAC - nicht zum ersten Mal kommt ein gebrauchter Dacia schlecht weg. Verkraftet das die Marke auf Dauer?
Berlin – Die Vision: ein zuverlässiges und preiswertes Auto. Die Umsetzung: der Dacia Logan. Die Stufenheck-Limousine machte die Marke 2005 aus dem Nichts bekannt, der Kombi sorgte für Absatz. Gebrauchte Logan schneiden bei der HU katastrophal ab, sagt nun der TÜV. Modelle ab 2012 sind höchst anfällig für Pannen, sagt der ADAC. Die Vorwürfe sind nicht neu. Und gelten nicht nur für dieses Dacia-Modell. Steckt der Hersteller das auf Dauer weg? Der erste Logan startet wie ein SupersportlerDer damalige Renault-Konzernchef Louis Schweitzer wollte ein robustes und preiswertes Auto unter der Tochter-Marke Dacia anbieten. Für 5.000 Euro, maximal. Zum Marktstart 2005 kostete der Logan dann deutlich mehr: 7.200 Euro. Doch die Summe war klein genug, um Aufsehen zu erregen. Quelle: Picture Alliance Beim Marktstart passierte, was sonst nur Supersportlern und Luxus-Autos vorbehalten ist: Das mediale Interesse überstieg bei Weitem die Bedeutung am Markt - die Nachfrage nach Stufenheck-Modellen war schon damals in Deutschland überschaubar. Der Erfolg kam mit der Kombivariante im Jahr 2007. Logan verkauften sich in den nächsten Jahren besser als viele Modelle der eigentlichen Renault-Palette. 2009 übertrafen ihn gerade einmal die Top-Seller Scenic, Clio und Mégane. Einst am Markt erfolgreich, heute Buhmann im TÜV-BerichtGerade Logan-Modelle aus dieser Zeit bemängelt nun der TÜV: Laut den Technikern häufen sich die Beanstandungen bei der Kfz-Hauptuntersuchung ab dem siebten Jahr. Federn, Dämpfer und die Beleuchtungsanlage seien oft mangelhaft. Hinzu kommen rostige Bremsscheiben und ein schlechter Zustand der Auspuffanlage. Also doch lieber einen neueren Logan, ab 2010? Dagegen spricht die Pannenstatistik des ADAC: Zum breiten Spektrum der Pannenauslöser zählen defekte Zündschlösser (Baujahre 2011 bis 2013), streikende Anlasser (Baujahre 2010 bis 2012) und elektrische Fehler im Kurbelwellensensor (Baujahre 2006 bis 2009). Modelle bis 2009 stranden teilweise aufgrund von defekten Zündkabeln, Autos vor 2007 bleiben seltener liegen. Schlecht - oder schlecht gepflegt?Eins beantworten die Statistiken von TÜV und ADAC freilich nicht: Sind gebrauchte Modelle schlecht - oder schlecht gewartet? Denkbar ist, dass Diskount-Käufer beim Service ebenso zum Sparen neigen, wie beim Ankauf. Und, Hand aufs Herz: Echte Car-Guys kaufen ganz andere kompakte Kombis. Mini Clubman, Seat Leon ST, CLA Shooting Brake und Co erfahren vom Besitzer wohl mehr Liebe als ein Logan MCV. Ob sie aus dem Nichts ebenso erfolgreich gewesen wären, steht auf einem anderen Blatt. Dacias Absatz scheint besser, als die GebrauchtenQuelle: Picture Alliance Statistiken des Grauens finden sich aber auch zu anderen Dacia-Bestsellern. Und nicht erst seit den diesjährigen Berichten von TÜV und ADAC. Wie wirkt sich solche Negativ-Presse auf die Verkaufszahlen der Neuen aus? „Gar nicht“, lautet die kompakte Antwort von Dacia-Kommunikationsvorstand Martin Zimmermann. „Wir haben unabhängig davon einen stetigen Zuwachs." Was immer man auch von Dacia halten mag, die Marke blieb sich treu - sprich billig. Mit dem Dacia Sandero liefert Dacia immer noch den günstigsten Neuwagen Deutschlands. Basispreis: 6.990 Euro. Auch der mittlerweile nur noch als Kombi erhältliche Logan und das Kompakt-SUV Duster bilden den Einstieg in ihre Segmente. Fazit: Ist Geiz geiler als Langlebigkeit?Langlebigkeit und Zuverlässigkeit sind schön und gut, doch ist Geiz geiler? Die Zahlen sagen ja. Mit 1,5 Prozent Marktanteil überflügelte Dacia 2016 etablierte Volumenhersteller wie Honda, Mitsubishi oder Citroën (ohne die DS-Modelle wohlgemerkt). Und auch da kamen gebrauchte Dacia-Modelle schlecht weg. Also Preis unten halten und es läuft? Dagegen sprechen gescheiterte Versuche anderer Hersteller: Zur Zeit der Logan-Premiere floppte der 8.990 Euro günstige VW Fox. Rund und bunt zieht bei den Discount-Käufern offenbar nicht. Dacia-Modelle punkten mit Unauffälligkeit. Im Straßenverkehr, beim TÜV und in der Werkstatt eher weniger. Quelle: Mit Material von dpa |