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Motorkultur

General Tire Mint 400: Wüstenreport (Fotos, Videos)

verfasst am

Von Ralf Becker Als wir 2009 im Rahmen der Powerdays das erste Mal das Vergnügen hatten, mit dem Off-Road- und Dersert-Race-Wanderzirkus in Kontakt treten zu dürfen, hielten wir es noch für einen schnell gesagten Nebensatz seitens General Tire, dass man sich sehr freuen würde, wenn wir nach Las Vegas zur General Tire Mint 400 kommen würden. Dass es sich aber nicht nur um eine höfliche Geste handelte, realisierten wir spätestens in dem Moment, als wir, begleitet sowohl von den autobild.tv-Bewegtbildspezialisten Dennis Petermann und Jan Wigger, als auch Dirk "Pixeleye" Behlau, im Flugzeug saßen. 

"Supersize Me"Um mich zu outen: Es war mein erster Besuch in Las Vegas. Aber als Hamburger dachte ich: "Was kann mir Las Vegas schon, ich kenne den Kiez. Hab ich doch vor der Tür. Und irgendwie ist Las Vegas auch nur sowas wie die Reeperbahn. Nur eben ein bisschen größer." Aber wie weit gefehlt von mir. Und erst recht - wie naiv! Der Kiez, also die Hamburger Reeperbahn, ist so winzig im Vergleich zu dem Vergnügungsangebot dieser Wüstenstadt, dass er maximal eine Nebenstraße einer Nebenstraße wäre.

Das erste, was uns in der Abendsonne Nevadas erwartete, waren Slot-Machines. Und noch mehr Slot-Machines. Eben die Maschinen, die uns auch in den nächsten Tagen und Nächten millionenfach verfolgen sollten. Einbettet in einen omnipräsenten Musikteppich und flankiert von einem derart schrillen (Innnen-)Architekturmix, der wohl eher ob seiner haptischen Charakteristik ausgewählt wurde, als denn dann aus ästhetischen Gründen. Um es den Punkt zu bringen: Las Vegas ist die totale, permanente Reizüberflutung. Laut, bunt und groß, "Supersize Me". Ohne Fluchtmöglichkeiten, das Gegenteil von Erholung. Spätestens jetzt versteht man, wie anstrengend es sein kann, hier auf einem schlechten Trip unterwegs zu sein.

"Mein Haus, meine Autos, meine Wüste"Unsere Mission war straff und sorgfältig abgestimmt: 1. Bobby Junior Baldwin aka B.J. "Ballististic" Baldwin, General Tire's Off-Road Shooting Star porträtieren, 2. Etwas aus der Atmosphäre einzufangen, die das "Great American Desert Race" umgibt und 3. die richtigen Momente des eigentlichen Wüstenrennens nach Deutschland zu holen. Klingt trivial, ist es aber nicht. Unseren ersten Tag hatten wir also der Aufgabe gewidmet, herauszufinden, wer eigentlich dieser B.J. Baldwin ist. Dafür muss man ihn allerdings erst mal finden - was sich als nicht so einfach herausstellt, wenn man nicht weiss, wo er wohnt. Zwar waren alle terminlichen Eckdaten im Vorfelde abgestimmt worden, lediglich seine Adresse ließ auf sich warten. Vielleicht liegt es in seiner Prominenz begründet, dass Kontaktdaten erst auf den letzten Drücker rausgegeben wurden, vielleicht war dieses Detail aber auch nur unter den Tisch gefallen. Aber dank Telefon, E-Mail und SMS konnten wir schliesslich die Fährte aufnehmen.

Wenn ich mir vorstelle, bei mir Zuhause stehen sechs Menschen vor der Tür, die mich filmen und fotografieren wollen, dann wüsste ich nicht, wie ich das finden würde. B.J. allerdings schien vertraut mit der Situation und gewährte uns einen tiefen Einblick: Sein Haus, seine Hunde, seine Trophäen, sein Trainingsraum, seine Waffenkammer. Das Thema Wüstenrennen und Offroad markiert übrigens auch unübersehbar das Zentrum im Hause Baldwin. Vielleicht kein Wunder, wenn man mit Bobby Baldwin als Vater, seines Zeichens nicht nicht nur Profi Poker Spieler und Casino Manager, sondern auch leidenschaftlicher Desert Racer, aufwächst.

"Sehr schnell lernt man hier übrigens, wo man sich nicht hinstellt"Wie laut es in Las Vegas eigentlich wirklich ist, wird einem erst bewusst, wenn man in die Wüste fährt. Was wir am Folgetag gemacht haben. Noch vor Sonnenaufgang, versteht sich. Off-Roader sind schliesslich keine Weicheier. An dieser Stelle machten wir auch unsere ersten "echten" Erfahrungen mit dem Querfeldeinsport. Klar, uns wurde etliche Male gesagt, dass insbesondere Trophy Trucks sehr schnell sein würden. Aber hier haben wir es das erste Mal leibhaftig erleben dürfen - sehr beeindruckend. Auch durften wir lernen, dass man sich ruhig ein paarmal überschlagen kann - ohne, dass das Rennen gleich zuende sein muss. B.J. belegte übrigens den vierten Platz im Rahmen des Qualifyings. Dass sich B.J. "nur" auf auf Position vier platzierte lag übrigens an einer im Fußraum umherfliegenden Flasche.

Am kommenden Tag - wir hatten noch soviel unseres Jetlags gerettet, dass uns das Aufstehen mitten in der Nacht immer noch leicht fiel - war es so weit. Das große Kräftemessen konnte beginnen. Hier wurde uns auch das erste Mal das gesamte Ausmaß bewusst - schliesslich hatten wir im Rahmen des Qualifyings lediglich zwei Klassen - Trophy Trucks und Class 1 - der insgesamt 24 teilnehmenden Klassen gesehen. Es ist sehr beeindruckend, wenn mitten im Nichts plötzlich eine Zeltstadt auftaucht, in der über 300 Teilnehmer ihre Wüstenrenner vorbereiten. Sehr schnell lernt man hier übrigens, wo man sich besser nicht hinstellt - will man nicht binnen kürzester Zeit mit Sand paniert sein, oder mittelschwere Beulen von umherfliegenden Gesteinsbrocken davontragen. Auch wird einem gewahr, dass "Wüste" nicht gleichbedeutend sein muss mit glühender Hitze - sondern auch sehr kalt sein kann. Besonders in den Morgenstunden.

Für die Fahrer bedeutet Mint "400", dass über 400 Meilen gefahren werden. Klingt erstmal nicht so viel, allerdings durften wir lernen, dass die Strecke, gelegen in einem Indianer Reservat, zu einer der härtesten gehört. So hart, dass der Trophy Truck unseres Protagonisten B.J. Baldwin auch gleich die erste Runde nicht überlebte. Anscheinend war er dem Felsbrocken dann doch nicht gewachsen, der sich ihm in den Weg gestellt hatte. Glücklicherweise fuhr aber im General Tire noch ein zweiter Trophy Truck: der von Bobby Baldwin. Ein kurzer Tausch ein paar Momente später, und B.J. war wieder im Rennen. Bereit, das Feld von hinten aufzurollen.

Gefahren wid die Strecke nicht in einem Stück, sondern in vier Runden. Und der Materialmord, mit dem B.J. schon in der ersten Runde begonnen hatte, setzte sich fort. Die zweite Runde wurde dominiert von Getriebeproblemen, die dritte Runde absolvierte B.J. fast komplett ohne Bremsen, und in der vierten Runde musste die Antriebswelle dran glauben. Nichtsdestotrotz kämpfte sich B.J. zurück auf Position 2 - was sehr beeindruckend ist! Platz 1 belegte übrigens Roger Norman, Platz 3 erkämpfte sich Rick Johnson.

"Awesome"Abschliessend können wir nur eines sagen: Vielen Dank General Tire für diese überwältigende Abenteuer! Uns wurde die Ehre zu teil, eine Menge über den eigentlichen Reiz lernen zu dürfen, den dieser Wüstensport ausübt. Sowohl aus technischer, als auch aus menschlicher Sicht. Mal ganz davon abgesehen, dass wir eine Menge neuer Worte lernen durften, wie z.B. "Awesome" (passt immer) oder "I will B.J. soon be there" (= ich komme, wann ich will).

Außerdem haben wir mitgenommen, dass man zwar nicht unbedingt auf eine Handvoll stoisch auf ihren Zeitplan pochende Germans gewartet hat, aber dass der darin liegende Exotenbonus einem die eine oder andere Tür öffnet. Letzterer entpuppte sich schließlich sogar als sehr von Vorteil und liess uns auf drei Menschen treffen, die anscheinend Mitleid mit uns Zugereisten hatten: Ken Flippin, Cameron Steele und Klaus Rasch. Das Trio war unser Jackpot: Ken Flippin war der Rennleiter der Mint 400, Cameron Steele zeigte uns, wie man einen Trophy Truck überschlägt und Klaus Rasch versorgte uns regelmäßig mit dem notwendigen Hintergrundwissen.

Ob wir zur Baja 300 in die Lausitz fahren? Aber auf jeden Fall!

-> Fotogalerie: Cell Phone Photos

-> Fotogalerie: Mint 400 - Chromjuwelen Edition

-> Fotogalerie: Mint 400 - Pixeleye Edition

-> Link: General Tire

-> Link: B.J. Ballistic Baldwin

P.S.:Erstmalig wurde das legendäre Rennen, das ursprünglich unter dem Namen "The Great American Desert Race" als reines Motocross-Rennen gestartet ist, im Jahre 1967 abhalten. Der Name "Del Webb Mint 400 Off Road Ralley" - oder kurz "Mint 400" - kam 1968 hinzu, als sich das "Mint Hotel and Casino" als Hauptsponsor engagierte. Erst im Jahr 1977 gingen auch vierrädrige Fahrzeuge wie z.B. Buggies und Trucks an den Start. Die Mint 400 war von je her auch berühmt für ihre bekannten Teilnehmer. So quälten sich z.B. der renommierte Off-Road Champion Mickey Thompson und die Hollywoodstars James Garner und Steve McQueen über die 400 Meilen lange Off-Raod-Rennstrecke, die als eine der härtesten gilt. Namen wie z.B. "The Rock Garden" lassen unschwer erkennen, warum. In diesem Jahr stellten sich über 300 Teilnehmer der materialmordenden Herausforderung, aufgeteilt in insgesamt 24 Klassen.

 

 

Quelle: Chromjuwelen

Avatar von Batterietester29650
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