Hoch, praktisch und günstig: Ein gebrauchter Nissan Qashqai bietet viel Platz für seine Klasse. Dennoch sollten Gebrauchtwagenkäufer genau hinschauen. Kaufberatung.
Berlin – Ein Autoname wie ein Zungenbrecher. Als der Nissan Qashqai 2006 vorgestellt wurde, staunten Journalisten und Autofans. Dabei ging es weniger um das praktische und günstige SUV, als vielmehr um den sperrigen Namen. Es brauchte ein bisschen Anleitung, bis „Qashqai“ flüssig über die Lippen kam. Das ist längst vorbei. Heute zählen Modell und Name längst zum Autoalltag. Zwischen 2007 und 2013 verkauft Nissan mehr als 162.000 Modelle der Baureihe J10 in Deutschland. Die ersten Modelle haben nun zehn Jahre auf dem Blech und sind ab rund 6.000 Euro zu haben. Auf mobile.de werden etwa 1.800 Autos mit einer maximalen Laufleistung von 150.000 Kilometern bis Baujahr 2012 angeboten. 2013 kommt die zweite Generation auf den Markt. Generell gilt die Basis des Nissan als solide, ein paar typische Mängel besitzt der Japaner aber. Es gibt viele kleine Schäden und Macken am Nissan, einen guten Überblick gibt das Nissan Juke, X-Trail und Qashqai-Forum. Wir gehen hier auf die häufigsten ein. Historie/Modellwechsel2004 zeigt Nissan die Studie des Qashqai, zwei Jahre später folgt das Serienmodell. Seit 2007 wird es in Deutschland verkauft. Obwohl Nissan hauptsächlich seine Fahrzeuge in Japan entwickelt und produziert, ist der Qashqai ein Auto aus Europa für Europa. Entwickelt und gebaut wird das Kompakt-SUV in England. 2010 folgt ein dezentes Facelift: Scheinwerfer und Rückleuchten sind seitdem schmaler und eleganter. Dadurch wirkt das Auto weniger klobig als der Vorgänger. Im Innenraum kommen hochwertigere Materialien zum Einsatz. Bei Dieselfahrzeugen, gebaut zwischen Januar und Oktober 2008, gibt es Probleme mit dem Kraftstoffschlauchstecker zur Einspritzdüse am Dieselpartikelfilter und am Zusatzfilter für die Regeneration. Er kann gelegentlich falsch einrasten. Bei ganz frühen Autos bis Juni 2007 wurde das falsche Nadellager im Lenkgetriebe verbaut. Gefährlicher sind aber die fehlerhaften Kopfairbags bei Autos, gebaut zwischen Dezember 2006 und Februar 2007. Noch nicht genug? Es geht weiter: Bruch der Lenkradnabe (Bj. 2 bis 5/2012), Ausfall des Steuerriemens der Kraftstoffhochdruckpumpe beim 1.5 dCi und möglicher Platzer des Ansaugschlauches des Turboladers beim 1.5 dCi und 2.0 dCi (Bj. 4/2010 bis 12/212). Aus angescheuerten Bremsleitungen kann bei Autos zwischen August 2010 und Februar 2011 Bremsflüssigkeit auslaufen. Dazu kommen Defekte an den vorderen und hinteren Querlenkern sowie am Kofferraumschloss. Da die Fehler im internen Herstellersystem vermerkt werden, müssten sie bei einer regelmäßigen Wartung bereits behoben worden sein. Im Idealfall gibt es dazu einen Vermerk auf der Rechnung oder einen anderen Beleg. Wer sich ein Fahrzeug aus diesen Jahrgängen anschaut, sollte darauf achten, dass die Rückrufaktionen durchgeführt wurden. Andernfalls: weitersuchen. Karosserie Auf den vorderen Sitzplätzen bietet der Qashqai ausreichend Platz. Hinten geht es enger zu, auf die dritte Bank passen nur Kinder. Dafür lässt sich die Rückbank verschieben, was die Variabilität erhöht. „Die Verstellmöglichkeiten der Sitze/Sitzbank sind einmalig“, schreibt MTler JägerJan. Nach dem Facelift erhöht sich die Bodenfreiheit um weitere zwei Zentimeter – ein Geländewagen wird der Nissan dadurch aber immer noch nicht. Großgewachsene sollten beim Beladen des Kofferraums vorsichtig sein: Die Heckklappe öffnet nicht besonders weit. MOTOR-TALKer littlebuddha69 nervt, dass Wasser bei geöffneter Klappe in den Kofferraum tropft. Motor/GetriebeAm Anfang der Bauzeit gab es den Nissan mit fünf Motoren, davon drei Diesel. Optional kamen einige Motoren mit Allradantrieb. Am häufigsten verkaufte sich der Qashqai als Fronttriebler – das sparte damals 2.000 Euro. Außerdem eignet sich der Japaner weniger als Zugpferd: seine Anhängelast beträgt nur 1.400 Kilogramm. Weniger verbrauchen die Diesel. Davon bietet Nissan von Anfang an einen 1.5 dCi und einen 2.0 dCi. Ab 2011 kommt noch ein 1,6-Liter-Vierzylinder hinzu. Vor allem der 1,5-Liter-Diesel von Renault gilt als robust und sparsam. Anfangs leistet er 106 PS, mit optionalem Dieselpartikelfilter 103 PS. Ab 2010 kommt der Basisdiesel auf 110 PS. Den 1.5 dCi gibt es mit Frontantrieb und einem Sechsgang-Schaltgetriebe. Der seit 2011 angebotene 1.6 dCi leistet 130 PS, der 2,0-Liter-Diesel 150 PS. Den großen Diesel gibt es seit 2010 ausschließlich mit Allrad. Bei einigen MOTOR-TALKern wie drwlado und kim801 ging auf der Autobahn der Motor aus, klemmte und verursachte einen kapitalen Motorschaden. MTler ilonaki bemängelt dagegen einen hohen Ölverlust. P.jp stellte seinen Dieselmotor nach einer Fahrt ab, nach zehn Minuten wieder an. „Tot. Die Steuerkette hat sich versprungen und nun sind die Kipphebel gebrochen, die Ventile am Zylinder aufgeschlagen“, schreibt er. MTler Ellegon meint, dass „der 1.5dCi als K9K DER Diesel-Block schlechthin bei Nissan/Renault ist. Geniales Teil, kann ewig lange leben, hat bisher nur eine Schwachstelle: Wie bei jedem Common-Rail-Diesel ist die Hochdruckpumpe ein kritisches Teil, welches, wenn es sich zerlegt, für einen wirtschaftlichen Totalschaden als GAU im Motor sorgen kann.“ Nicht weniger schlimm: Bei diesem Motor kann laut TÜV-Report ein Pleuel abreißen. Probleme bereiten auch die Lambdasonden. „Die hintere Sonde ist nur zur Kontrolle. Die überwacht den Kat auf Funktion“, schreibt MTler Provaider. Brennt die Kontrollleuchte im Cockpit, müssen beide Sonden kontrolliert und gegebenenfalls getauscht werden. Fahrwerk Seit dem Facelift 2010 arbeitet die Lenkung direkter, das Fahrwerk aber sanfter. Allerdings weist es seitdem mehr Mängel auf. Oftmals schlagen die Stoßdämpferlager aus, sodass es poltert. Bei MOTOR-TALKer tormentor66 vibrierte zudem das Lenkrad stark. Er tauschte die Koppelstange am Stabilisator und war das Klappern los. Interessierte sollten deshalb das Auto besser auf einer holprigen Straße Probe fahren oder gleich auf eine Bühne stellen. Ausstattung/SicherheitVier Ausstattungsvarianten bietet der Qashqai: Visia, Acenta, iWay und Tekna. Zur Basis gehören sechs Airbags, ESP, manuelle Klimaanlage und elektrische Fensterheber, seit dem Facelift zählt auch ein Tempomat dazu. In der höheren Ausstattung Acenta kommt noch unter anderem eine Klimaautomatik hinzu. Die Top-Ausstattung Tekna bietet außerdem Xenon-Licht. Als Option standen ein großes Panorama-Glasdach, Lederausstattung oder Navi mit Rückfahrkamera zur Wahl. Im Innenraum überzeugen gute Verarbeitung und ordentliche Materialauswahl, die beim Facelift 2010 noch einmal verbessert wurde. Marktsituation/Preise Zwar sind die ältesten Fahrzeuge schon zehn Jahre alt, dennoch sind manche erst rund 150.000 Kilometer gelaufen. Etwa 1.000 gepflegte Modelle mit ausgefülltem Scheckheft werden bei mobile.de inseriert, zu Preisen ab 6.500 Euro. Fahrzeuge nach dem Facelift 2010 mit der neueren Front und der hochwertigeren Innenausstattung kosten mindestens 8.500 Euro. Fazit/EmpfehlungDas Angebot an Qashqai-Modellen der ersten Generation ist überschaubar. Empfehlenswert sind Fahrzeuge nach dem Facelift ab 2010. Neben der schickeren Optik innen und außen fährt sich der Nissan durch eine straffere Lenkung direkter. Schaut man sich die Erfahrung der MOTOR-TALK-Community an, sollte es ein 1.6 dCi Diesel mit manuellem Getriebe und Frontantrieb sein. Wir würden damit einen +2 kombinieren und wenig Laufleistung wählen. Kostet aber mindestens 15.000 Euro. Nissan Qashqai auf mobile.de finden |
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