Manche Autos haben einfach einen coolen Eigennamen. Andere werden von uns mit seltsamen Kosewörtern belegt. Wiebke Brauer über unseren unstillbaren Drang nach der persönlichen Anrede. Wie dem auch sei. Namen finden wir offenbar für Autos unabdingbar, wir personalisieren und vermenschlichen, wir lieben den Geist in der Maschine, den Freund auf vier Rädern. Und das Kind braucht einen Namen: So fuhr eine Freundin von mir lange „Die Aubergine“, welche Farbe der Golf hatte, muss nicht extra erwähnt haben. Andere Wagen heißen Mandy, Bonz oder gar Wickert, wie ich neulich in einem Buch las, natürlich deswegen, weil das Gefährt wickerte, wenn es nicht ansprang. Bei Mandy, Bonz und Wickert handelte es sich übrigens um Modelle der Marke Mercedes-Benz, wobei ich mich frage, wie man einen Mercedes „Mandy“ nennen kann. Mein braunes 123er Coupé wurde zumindest von der Vorbesitzerin „Schoke“ genannt. Aber die kam auch nicht aus den blühenden Landschaften. Höre ich da ostzonale Intoleranzen heraus? Aber sicher! Wobei ich einen „Erich“ oder „ Ho Chi Minh“ mit rotem Stern durchaus gelten lassen würde. Andere Kraftfahrzeuge wiederum bekommen ihren Namen aufgrund des Nummernschildes verpasst. So hieß ein mir bekannter Wagen mit dem Kennzeichen HH SE nur „Der Hase“, der Peugeot 206 eines Freundes mit Kennzeichen HH UR entsprechend „Die Hure“, wobei die Bezeichnung auch auf die schlechte Behandlung des Fahrers und die Gefügigkeit des kleinen grauen Peugeots zurückzuführen war. Und wie heißen meine Autos? Gar nicht. Und ich bin nicht allein. Eben verfolgte ich in einem Forum eine Diskussion darüber, wie Menschen ihren Wagen nennen. (Streuner, Blackwolf, Scheißerchen, Moppel, Hammeriteratte). Ein Teilnehmer schrieb nur: „mein auto heißt vectra und ist von opel.“ Das hat Charme. von Wiebke Brauer
Quelle: Carsablanca |
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