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Motorkultur

Gibt's doch gar nicht: Ford Taunus III Coupé

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Gibt es wohl. Mehr als 11.000 Kilometer von Köln, im Rindfleischland Argentinien, schaffte man das Unmögliche und verlieh dem 3er Taunus ab Werk so etwas wie Restwürde, Stil und Eleganz. Als Coupé wusste der ansonsten schmucklose letzte Vertreter der Taunus-Zunft, abgesehen von der in Europa identischen Front, zu gefallen.

In unseren Breiten ist der Taunus III nur als zwei- und viertüriger Stufenheckkarton oder als leidenschaftsloser Kombi bekannt...

Von 1979 bis 1982 als ein stilistisch verschlimmertes Facelift des Taunus II erhältlich, dessen auf der Knudsen-Plattform basierende veraltete Technik verzweifelt mit überproportionalen Rückleuchten, einem erhöhten Dach für mehr Kopffreiheit und ungemütlichen Sitzen mit bratpfannengroßen Kopfstützen den Sicherheitsanforderungen der Achtzigerjahre gerecht werden sollte, wurde der "Dreier" erst vom revolutionären, wenn gleich noch langweiligeren Sierra von seinem Leiden er- und abgelöst.

Den in Deutschland von 1976 bis 1979 gebauten Taunus II überging man in Argentinien ganz geschmeidig und schob nach der Produktionseinstellung des Knudsen, welche in dem zweitgrößten Land Südamerikas erst 1980 erfolgte, nahtlos den Taunus III in die Showrooms von Humahuaca bis Kap Horn. Den Kombi gab es schon als Knudsen nicht und war auch weiterhin als Nachfolgemodell genau so wenig lieferbar wie die zweitürige Limousine. Wer nur zwei Ausgänge wollte, dem wurde von nun an ein Knudsen Coupé mit aktualisierter Front- und Heckgestaltung verkauft - der Taunus III Fastback. Schaffte in Europa das Coupé 1976 nicht einmal den Sprung in die zweite Modellreihe, belebte der schöne Mittelklasse-Ford mit dem geringen Nutzwert die lateinamerikanische Modellpalette bis 1983. In Argentinien schien man die sportlichen Siebziger nicht kampflos aufgeben zu wollen.

Während im tristen Deutschland der frühen Achtziger saurer Regen die automobile Lebensfreude wegspülte, der wöchentliche Test der Atomsirene auf unserer Grundschule uns daran erinnerte, dass der böse Russe nur auf den Knopf drücken muss um uns gar nicht erst ins Führerscheinalter kommen zu lassen und Ford-Sondermodelle wie Festival und Brillant nach Kaffeeklatsch bei Oma und nicht nach Ideallinie suchen klangen, konnte man am anderen Ufer des Atlantiks noch Musclecar-Feeling light ordern. Im Gegensatz zu den argentinischen Limousinen, die als puffige Ghias und langweilige L's angeboten wurden, verkörperten die Coupés durch die Bank Motorsport für Jedermann. Wer fortan die fließende Linie vor der Tür haben wollte, konnte nur zwischen GT, GT SP und als Topsportler dem GT SP5 wählen. Den 2.3 Liter großen OHC-Vierzylinder (GT 122 PS; GT SP & GT SP5 132 PS) hatten alle unter der Haube. Der GT SP war im Gegensatz zum Einstiegsmodell GT mittels Sportlenkrad, mattschwarzer Heckblende und SP-Emblemen im Checkered Flag Design massiv getunt und jeglicher Rest-Seriösität beraubt. Wer beim Händler "einmal alles" verlangte, fuhr dagegen mit dem Ford Taunus GT SP5 auf der linken Spur nach Hause. Vollausstattung, Zusatzscheinwerfer mit Überholprestige und als absolutes Highlight serienmäßig mit 5 Vorwärtsgängen unterm Getriebetunnel ausgestattet, besaß man die unangefochtene Herrschaft auf der Ruta Nacional 40 vom Norden bis nach Patagonien.

Zugegeben: einen Designpreis muss man dem sportlichsten Taunus III jetzt auch nicht direkt hinterher werfen, aber es ist doch gut zu wissen, dass ein Dreier Coupé nicht zwangsläufig ein vergurkter 316i mit M-Aufkleber auf der A-Säule und Feuchtigkeits beschlagenen Aftermarket-Rückleuchten im Lexus-Style sein muss...

Danke an Alejandro vom Club Taunus Argentina für Bilder und Insiderwissen!

 

 

Quelle: Motoraver Magazin

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