Bescheidenheit ist eine Zier, dagegen steht der Cadillac Escalade für Gier: Groß wie ein Wohnzimmer, stark wie ein Wal und verchromt wie 1.000 Ray Ban. Erste Fahrt.
Seattle - Amerika, Du hast es besser! Deine Straßen sind breiter, Deine Parkplätze größer und Dein Benzin billiger. Warum sollten Amerikaner kleine Autos fahren? Niemand weiß das besser als Cadillac. Zwar hat auch die GM-Tochter Limousinen im Mittelklasse-Format im Programm. Aber das Geld verdient Cadillac mit dem ebenso großen wie großartigen Escalade. Das wuchtige SUV ist weltweit der meistverkaufte Cadillac. Beim aktuellen Generationswechsel spielt Bescheidenheit keine Rolle, Gier statt Geiz ist das Thema dieses Wagens. Chrom wird hier noch nach sehr alter Tradition großartig am Kühler eingesetzt, an den 22-Zoll-Rädern sowieso. Zur üppigen Ausstattung gehören elektrisch ausklappbare Trittleisten, ein WLAN-Hotspot und auch sonst alles, was General Motors im Lager hat. Escalade oder EigentumswohnungQuelle: General Motors Obwohl der Escalade bei 5,18 Metern Länge und 2,95 Metern Radstand schon in der Standard-Version mehr Raum bietet als manches Hotelzimmer, gibt es noch eine 50 Zentimeter längere XXL-Version. Und die gibt es zum ersten Mal bei uns. Wer diesen Cadillac Escalade ESV kauft, braucht keine Eigentumswohnung mehr: Die Sessel sind bequemer als daheim, der Nachwuchs hat in der dritten Reihe annähernd so viel Platz wie im Kinderzimmer. Und der Kofferraum fasst mit mindestens 1,1 und maximal 3,5 Kubikmetern mehr als manche Keller. Gebaut fürs GleitenPassend dazu gibt es einen großen Motor. Diesel? Hybrid? Downsizing? Who cares, wenn man einen 6,2 Liter großen V8 haben kann. Der hat als Zugeständnis an die moderne Zeit eine Zylinderabschaltung. Aber sobald man aufs riesige Gaspedal tritt, stampfen Kolben dick wie Fußballerbeine durch die Zylinder, mobilisieren 420 PS und beschleunigen das 2,7-Tonnen-SUV in sechs Sekunden auf 100 Kilometer pro Stunde. Oft sollte man das allerdings nicht ausreizen. Sonst ist der 120-Liter-Tank schneller leer als der Cola-Vorrat, der in das knappe Dutzend Cupholder passt. Wenn man gemächlich dahinrollt, schafft der Escalade locker 700 Kilometer. Für diesen gemächlichen Fahrstil bauen die Amerikaner diese Autos: Von dem Kraftwerk unter der Haube hört und spürt man im Innenraum nichts, so gut ist der Wagen gedämmt. Die Magnetic-Ride-Federung schluckt jede Bodenwelle, die träge Sechsgang-Automatik nimmt sich die Zeit, die sie braucht. Quelle: General Motors Theoretisch fährt der Escalade auch schneller. Aber dann strengt er an, in Kurven hält man die Luft an und wohl fühlt man sich auf diesem rennenden Elefanten nur, wo nichts im Weg stehen kann. In der Wüste, zum Beispiel. Selbstbewusstsein beim PreisBis dieses charmante Monstrum durch Europa schwebt, dauert es noch fast ein halbes Jahr. Deshalb verraten die Amis noch keine Preise. Aber billiger als das 79.690 Euro teure aktuelle Modell wird der neue Escalade kaum. Von den US-Preisen, umgerechnet knapp 54.000 Euro, können wir nur träumen. Klar ist auch: Beim Escalade kann sich Cadillac solche Preise erlauben. Konkurrenz gibt es kaum in Europa: Allenfalls der Mercedes GL boxt in dieser Gewichtsklasse mit. Aber seien wir mal ernsthaft und ehrlich. Mehr als ein paar Dutzend Escalades werden in Europa ohnehin nicht verkauft.
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Quelle: SP-X |