Der Hennessey Venom F5 soll 300 Meilen pro Stunde knacken. Dafür stehen 1.622 PS Leistung 1.338 kg Gewicht gegenüber. Doch bisher wurde der Top-Speed nur errechnet.
Sealy – Macht es wirklich einen so großen Unterschied, ob ein Supersportwagen 483 oder 438 km/h schnell fährt? In Europa vielleicht beim Autoquartett. In den USA ist der gefühlte Unterschied größer als die tatsächlichen 45 km/h. 483 km/h Top-Speed machen ein Auto zur Legende. Das sind nämlich 300 Meilen pro Stunde. Kein Serienauto war je so schnell. Bis jetzt? Womöglich ist dieses Stück Automobilgeschichte bereits auf der aktuell laufenden Sema-Show in Las Vegas zu sehen: Die US-Schmiede Hennessey stellt den Venom F5 an den Stand. Für das erste komplett eigenständig entwickelte Modell weisen die Texaner eben jene 300 Meilen als Top-Speed aus. Wohlgemerkt: So schnell gefahren ist noch niemand mit dem Venom F5, die Ingenieure errechneten den Wert lediglich. Zwei Turbolader sind genugQuelle: Hennessey Erste zentrale Größe in deren Gleichung: Ein 7,0-Liter-Motor mit einer Leistung von 1.622 PS. Zwei Turbolader machen dem V8 Druck. Bei Hennessey dachte man zunächst über eine Variante mit vier Turboladern nach, verwarf die Idee jedoch aus Gewichtsgründen. Das geringe Fahrzeuggewicht ist die zweite entscheidende Komponente für den Rekordwert: Mit 1.338 Kilogramm wird die Flunder kaum schwerer als ein viertüriger Kompaktwagen. Sämtliche Anbauteile sind aus Carbon, im Innenraum verteilen die Konstrukteure das Material ebenfalls großflächig. Insgesamt geriet das Cockpit dank Leder und einem Infotainment-Interface im iPad-Stil weniger karg als das des Vorgängers: Mit dem Venom GT hatte Hennessey bereits einmal für einen Geschwindigkeits-Rekord gesorgt: Der 1.471 PS starke Sportwagen auf Basis eines Lotus Exige schaffte 435 km/h. Die Guinness-Kommission rechnet andersQuelle: Hennessey Schlägt man im Guinness Buch der Rekorde nach, steht dort ein anderes Auto – und eine niedrigere Geschwindigkeit: Der Bugatti Veyron Super Sport war mit 431 km/h zwar geringfügig langsamer als der Hennessey, erfüllte jedoch die wesentliche Anforderung der Guiness-Kommission: Mindestens 30 Exemplare des Rekordanwärters müssen verkauft worden sein. Vom Venom GT wurden 13 Stück gebaut, beim F5 plant Hennessey 25 Einheiten. An fünf weiteren Fahrzeugen wird es auf lange Sicht nicht scheitern – zu wichtig scheint Firmengründer John Hennessey die Jagd auf die Bugatti-Bestmarke. Diese könnte der 2016 erschienene 1.500 PS starke Chiron nochmals nach oben schrauben. Mittlerweile hat die VW-Tochter bekanntlich eine neue Disziplin des Automobilen Kräftemessens erfunden – und gleich gegen den ersten Herausforderer verloren. Koenigseggs Agera RS war beim Beschleunigen von 0 auf 400 km/h und der anschließenden Verzögerung zurück auf 0 schneller als der Bugatti. 1.622 PS auf der HinterachseQuelle: Hennessey Ob sich der F5 an diesem Kräftemessen beteiligen wird? John Hennessey soll die Frage laut Top-Gear UK mit einem Seitenhieb beantwortet haben: Bugatti und Koenigsegg hätten diese Idee gehabt, weil sie den F5 beim Top-Speed ohnedies nicht schlagen könnten. Möglich. Allerdings dürfte der Venom F5 es beim Sprint schwer haben. Ein automatisches Sieben-Gang-Getriebe leitet die gesamte Kraft an die Hinterräder. Die Traktionskontrolle soll bis 225 km/h gut zu tun haben. Bei der Beschleunigung aus dem Stand könnten Allrad-Sportler wie der Bugatti also schneller sein. Bei der Verzögerung eher nicht. Neben dem Gewicht und den in dieser Liga obligatorischen Karbon-Keramik-Bremsen kommt dem Amerikaner die adaptive Aerodynamik zugute. Bei hohem Tempo duckt sich der Spoiler, einige Lufteinlässe schließen sich. Auf der Bremse gehen die Downforce-Treiber wieder in die Ausgangsposition. Eingezogen sollen die Maßnahmen den Cw-Wert auf 0,33 reduzieren. Zum Vergleich: Der „verkappte Lotus“ Venom GT hatte einen Luftwiderstands-Koeffizienten von 0,44. Ob die Hennessey-Gleichung (1.622 PS plus 1.338 Kilogramm plus 0,33 cW-Wert gleich 300 mph Top-Speed) aufgeht? Der Termin für einen Rekordversuch steht noch nicht. Der Zeitplan sieht zunächst Entwicklungsfahrten in Texas mit zwei Fahrzeugen vor, zu den Kunden kommen die ersten Modelle Anfang 2019. Ab 1,6 Millionen Dollar - oder umgerechnet 1,375 Millionen Euro verlangt Hennessey für den Venom F5. |