Unter anderem mit dem Keyless-Go-System werden permanent Daten gesammelt und verschickt. Diebe können sie abfangen. Wie man sich dagegen schützen kann, erfahrt ihr hier.
Berlin – Ein paar Tastendrücke auf dem Computer reichen, und das Knöpfchen hebt sich. Die Autotür lässt sich öffnen. Lautlos und ohne Spuren zu hinterlassen. Diebe mit passender Hard- und Software und ein bisschen Know-how knacken moderne Autos mit Keyless-Go-Schlüsseln, auch Smart Keys genannt, in nur wenigen Sekunden. Durch sogenannte Replay-Attacken lassen sich mehr als fünf Millionen Fahrzeuge knacken, darunter vor allem Reisemobile mit Fahrgestellen von Fiat, Citroën oder Peugeot. Aber auch manche Modelle von Audi, BMW, Ford, Mercedes, Nissan, Opel, Renault und VW sind vor digitalen Langfingern nicht sicher. Wie funktioniert das?Um die Autos öffnen zu können, fangen die Diebe das Signal der Keyless-Go-Funkschlüssel ab. Dafür muss der Räuber in der Nähe des Schlüssels sein und mit seinem Funkempfänger das Signal verlängern. Dadurch kann er das Signal ans über hundert Meter entfernte Auto senden und somit die Türen öffnen und den Motor starten – ganz ohne Gewalt. Läuft der Motor einmal, bleibt er auch ohne Schlüssel so lange in Betrieb, wie der Motor Kraftstoff bekommt. Das Problem: Während die konventionelle Funkfernbedienung mittels "Rolling Code"-Technologie ausreichend verschlüsselt ist, arbeitet das Keyless-Go-System ungeschützt. Doppelt ärgerlich: Wird das Auto nicht geklaut sondern nur ausgeraubt, hat der Besitzer hinterher Probleme, wenn er den Schaden der Versicherung meldet. Tritt kein Schaden an der Karosserie oder den Scheiben auf, wird es schwierig, einen Diebstahl von Wertsachen aus dem Auto zu beweisen. Probleme mit manipulierten TachosFür weiteren Ärger sorgen digitale Tachos. Mittels Laptop, Tablet-Computer, einer speziellen Software und einem OBD-Anschluss können Experten Tachostände innerhalb von Sekunden zurückdrehen. Rund ein Drittel aller Gebrauchtwagen fährt nach Erkenntnissen der Polizei bereits mit manipulierten Tachoständen. Ärgerlich ist das nicht nur für Gebrauchtwagenkunden, die für ein Auto mit angeblich weniger Laufleistung deutlich zu viel zahlen. Werden Inspektionen oder Wartungsarbeiten wie ein Zahnriemenwechsel wegen der Tachomanipulation ausgelassen, droht womöglich ein Motorschaden. Hoffnung gibt es jetzt bei neuen Autos: Autohersteller müssen seit dem 1. September sicherstellen, dass in ihren neuen Modellen Tachomanipulationen erkannt werden, denn der tatsächliche Kilometerstand muss seitdem im Fahrzeug gespeichert werden. (EG-Typgenehmigung 2017/1151). Für ältere Autos ist das allerdings nur ein schwacher Trost. Aufrüsten gegen AutodiebeQuelle: Picture-Alliance 100-prozentige Sicherheit gibt es leider nicht. Wer sich aber vor Diebstählen und Einbrüchen schützen will, sollte seinen Keyless-Go-Schlüssel nicht in der Nähe der Haustür oder im Flur aufhängen. Experten raten, den Schlüssel bei Nicht-Verwendung in speziell abgeschirmten Taschen oder in Alu-Folie zu wickeln. Auch der Kühlschrank ist ein sicherer Ort für die funkenden Schlüssel. Das klingt zwar verrückt, aber so können die Diebe nicht das Signal auffangen. Alternativ bieten zusätzliche Alarmanlagen und Wegfahrsperren Hindernisse, die durch kleine Zusatzsender separat entschärft werden müssen. Sogenannte GPS-Tracker mit separater Prepaid-SIM-Karte zeigen den aktuellen Standort des Autos. Dank niedriger Preise ab rund 50 Euro ist Videoüberwachung oder GPS-Satellitenortung keine James-Bond-Technik mehr. Mit der Handy- und Satellitenortung lässt sich das Auto verfolgen. Overall-Vernetzung schafft Einfallstore für HackerBei digital vernetzten Autos mit vielen Schnittstellen gibt es einige Einfallstore für Hacker – und keine Möglichkeit für Autofahrer, sich zu schützen. Jede Schnittstelle nach außen kann ein Türchen ins Auto sein. Dadurch können Hacker ins Auto eindringen, Daten auslesen oder das Auto sogar aus der Ferne steuern. 2015 konnten Computerexperten auf das Connected-Drive-System von BMW zugreifen. Schuld war ein nachlässig gesichertes Mobilfunkmodul. Bei einem Jeep gelang es Programmierern, während der Fahrt die Kontrolle über das Auto zu übernehmen. Eingeschleuste Schadsoftware in Handys, vor allem mit dem Android-Betriebssystem, konnten sich in gekoppelten Entertainmentsystemen ausbreiten. Die Automobilhersteller sind deshalb gewarnt und rüsten ihre Cyberabteilungen auf. Gegen manipulierte Tachos hilft derzeit vor dem Gebrauchtwagenkauf nur der Abgleich mit Wartungsprotokollen und HU-Bescheinigungen. Darauf werden die jeweiligen Kilometerstände notiert. Sind sie nicht nachvollziehbar und unlogisch, sollten Kaufinteressenten die Finger von dem Auto lassen. |