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Café Racer: Der Stil der 60er-Jahre-Bikes liegt im Trend - Hart und knochig statt komplex und digital

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Höckersitzbank und Stummellenker: Café-Racer sind wenig alltagstauglich und feiern wohl auch deshalb Comeback. Doch es gibt sie auch brandneu ab Werk. Ein Überblick.

Stummellenker, Höckersitzbank und ein schmaler Tank: Retro-Motorräder im Stil der 60er-Jahre werden immer beliebter Stummellenker, Höckersitzbank und ein schmaler Tank: Retro-Motorräder im Stil der 60er-Jahre werden immer beliebter

Köln/Hamburg - Die jungen Männer trugen damals schwarze Lederjacken mit Nieten, Pins und Clubabzeichen. Zwischen ihren Beinen klemmten heiß gemachte Motorräder mit Höckersitzbank und Stummellenker, optisch an die damaligen Rennmaschinen angelehnt.

Damals, das war das England der 1960er-Jahre. Die Maschinen waren mehr als nur Fortbewegungsmittel. Sie waren Ausdruck einer Haltung, eine Flucht aus gesellschaftlichen Zwängen. Die Männer trafen sich an Straßencafés und Truck-Stops an den Ausfallstraßen Londons. Besonders beliebt war das Ace Café in London, von wo aus die Rennen in die Umgebung starteten. Daher stammt der Name für diese Maschinen - Café Racer.

Wer den Retro-Look mit moderner Sicherheitstechnik kombinieren will, kommt an fabrikneuen Café Racern wie etwa dieser BMW R nineT nicht vorbei Wer den Retro-Look mit moderner Sicherheitstechnik kombinieren will, kommt an fabrikneuen Café Racern wie etwa dieser BMW R nineT nicht vorbei

Renaissance der Café-Racer

Den Namen hört man heute wieder häufiger - und sieht Bikes in diesem Stil auf den Straßen. "Mit der Retro-Welle bei Motorrädern wurden vor ein paar Jahren Café Racer wieder modern", sagt Jürgen Bente vom Deutschen Verkehrssicherheitsrat (DVR). Man erkennt sie an ihren Stummellenkern und der Höckersitzbank. "Es geht bei den Maschinen mehr um Optik als um eine möglichst hohe Leistung", sagt Bente.

Allerdings sei die fast liegende Sitzposition nicht für jeden Fahrer bequem. "Durch die vorne liegenden Lenker müssen sich Fahrer weit nach vorne beugen, so dass viel Druck auf die Handflächen entsteht. Das kann mit der Zeit unangenehm sein", sagt Bente.

Oft werden die Bikes in stundenlanger Arbeit umgebaut, immer ganz individuell. Nur wenige Maschinen gibt es direkt ab Werk. Dazu zählen Modelle wie:

  • BMW R nineT (ab 14.900 Euro)
  • Triumph Thruxton 1200 (ab 12.500 Euro)
  • Moto Guzzi V7 II Racer (ab 9.990 Euro)
  • Kawasaki W800 (ab 8.290 Euro)
  • Royal Enfield Continental GT (ab 6.299 Euro)

Individualität statt Massenware

Klassische Motorräder im Stil der 60er-Jahre feiern derzeit eine Renaissance Klassische Motorräder im Stil der 60er-Jahre feiern derzeit eine Renaissance

Da die Auswahl ab Werk klein ist, bieten sich vor allem ältere, günstige Motorräder für einen Umbau an. "Es gibt mittlerweile viele Tuning-Teile auf dem Markt. Wichtig ist aber, dass die eine Allgemeine Betriebserlaubnis (ABE) haben und die Technik hinterher einwandfrei funktioniert", sagt Bente. Vor allem BMW-Motorräder eigneten sich durch ihr Baukasten-System und ein großes Angebot an Zubehörteilen gut für einen Umbau. Vorteil bei den gebrauchten Maschinen: Das Motorrad entsteht ganz individuell nach den eigenen Vorstellungen und wird so ein Einzelstück.

Der Nachteil älterer Maschinen auch nach dem Umbau: Sie müssen auf moderne Fahrzeugtechnik wie ABS oder Stabilitätskontrolle verzichten. "Wer Wert auf eine hohe Sicherheitsausstattung legt, kommt an einer neuen, teuren Maschine nicht vorbei", sagt Bente.

Den meisten Kunden scheint das egal zu sein, für sie zählt die Optik. "Café Racer sind einfach, reduziert und sehen cool, gefährlich und verwegen aus. Das macht sie für viele Motorradfahrer interessant", sagt Jens vom Brauck vom Motorraddesigner JvB-moto. Denn viele Fahrer wünschen sich neben der komplexen Arbeitswelt in ihrer Freizeit ein minimalistisches, einfaches und ruhig etwas unvernünftiges Motorrad. "Café Racer und Scrambler kann man auch als Gegenpol zur Hightech-Welt sehen", sagt vom Brauck.

Axel Budde, Motorrad-Tuner und Inhaber der Firma Kaffeemaschine, baut die Motorräder individuell nach Kundenwunsch auf Axel Budde, Motorrad-Tuner und Inhaber der Firma Kaffeemaschine, baut die Motorräder individuell nach Kundenwunsch auf

Die günstigere Alternative

Der neue Trend zur reduzierten Maschine kam aus den USA. "Nach der Wirtschaftskrise konnten die US-Customizer ihre teuren Custom-Harleys nicht mehr verkaufen", erzählt vom Brauck. Viele versuchten sich an günstigeren, einfacheren Motorrädern. "Dafür eignen sich vor allem alte Maschinen aus der damaligen Zeit", erklärt vom Brauck. Allerdings sei die Technik der Oldtimer weniger zuverlässig und nur Hobbyschraubern mit viel Leidenschaft und Leidensfähigkeit zu empfehlen. Wer nur fahren möchte und ein sicheres und zuverlässiges Motorrad suche, solle lieber zu einem modernen Modell greifen.

Axel Budde von der Firma Kaffeemaschine in Hamburg veredelt hauptsächlich Motorräder von Moto Guzzi. Pro Jahr zerlegt, entkernt, tunt und baut er bis zu drei Maschinen ab rund 30.000 Euro inklusive Spendermaschine und Tuning. "Café Racer haben etwas Sympathisches, Uriges", findet Budde. Es sei ein hartes und knochiges Fahren, aber direkt und sehr ehrlich. Wichtig sei auch ein ruhiger, kraftvoller und charakterstarker Motorlauf - eben wie bei einer historischen Rennmaschine.

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Quelle: dpa

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