Nürburgring - Auf der Ehrenrunde vor den begeisterten Fans ragte der berühmte Vettel-Finger aus dem Gewinnerauto, bei der deutschen Nationalhymne auf dem Siegerpodest ballte Sebastian Vettel dann beide Fäuste. Der dreimalige Formel-1-Weltmeister hat am Sonntag mit einer starken Leistung in einem wahren Eifel-Krimi seinen Heimfluch bezwungen. "Endlich hat es geklappt. Ich bin überglücklich. Das ist unglaublich", sagte Vettel und feierte mit Champagner für seinen 30. Karriere-Erfolg in der Hand und einem breiten Grinsen im Gesicht. "Ich bin unglaublich stolz", betonte Vettel.
Hamilton konnte die Pole-Position nicht lange verteidigen, schon kurz nach dem Rennstart fiel er auf Rang drei zurück Quelle: DPA / PA
Vier Tage nach seinem 26. Geburtstag verwies er seinen Kumpel Kimi Räikkönen auf den zweiten Platz. Dessen Lotus-Teamkollege Romain Grosjean wurde Dritter. Auf Rang vier schaffte es der spanische Ferrari-Star Fernando Alonso. Die Mercedes-Piloten Lewis Hamilton und Nico Rosberg fuhren auf den Plätzen fünf und neun durch das Ziel. Überschattet wurde das Rennen von einem Unfall bei einem schlampigen Boxenstopp von Vettels Teamkollege Mark Webber: Ein Kameramann wurde von einem herumfliegenden Reifen getroffen.
Vettel: Pech-Serien beendet
Sebastian Vettel beendete gleich mehrere schwarze Serien: Er gewann erstmals in seiner Karriere ein Rennen in seinem Geburtsmonat Juli. Es war sein erster Rennsieg in Europa seit fast 22 Monaten und der erste deutsche Heimsieg seit Schumachers Erfolgen 2006 auf dem Hockenheim- und dem Nürburgring. In der WM-Wertung hat Vettel 157 Punkte und somit wieder 34 Punkte mehr als Alonso und 41 mehr als Räikkönen.
Geschafft: Nach 60 Runden siegt Vettel knapp vor Räikkönen Quelle: DPA / PA
Vettel hatte es nicht auf die Pole-Position geschafft, sicherte sich aber vor der ersten Kurve die Führung. Er und der drittplatzierte Webber zogen an Polesetter Hamilton vorbei. Dahinter verteidigte Räikkönen seinen vierten Rang vor Grosjean. Alonso, als einziger der WM-Kandidaten mit den härteren Reifen zu Beginn, rutschte zunächst einen Platz nach hinten und musste sich von Rang neun nach vorne arbeiten. Es lief zunächst alles zugunsten von Vettel, der Webber als Puffer zum Rest der Verfolger hinter sich hatte.
Webbers Hinterrad trifft Kameramann
Nach dem Wechsel auf die härteren Reifen löste sich beim Beschleunigen von Webbers Wagen das rechte Hinterrad. Der Pneu traf einen Kameramann des Formula One Management im Rücken, der umgehend medizinisch behandelt und ins Medical Center an der Strecke gebracht wurde. Er soll sich Knochenbrüche und eine Gehirnerschütterung zugezogen haben. Der Mann wird derzeit in einem Koblenzer Krankenhaus betreut.
Red Bull vor Silberpfeil: Hamiltons Führung hält nicht lange an Quelle: DPA / PA
Webber hatte derweil mit einer Runde Rückstand das Rennen wieder aufgenommen. Gegen den Australier wird aber wegen einer unsicheren Boxenfreigabe ermittelt.
Stabile Reifen und wenig Grip
Nach den Reifenplatzern in Silverstone hatte Pirelli neue Hinterachs-Pneus geliefert. Die stabileren Reifen hielten stand, wenngleich vor allem die beiden Mercedes-Männer sich über fehlenden Grip beklagten.
Vettel kam mit den Reifen gut zurecht, auch wenn er sich vom Lotus-Doppel vorerst nicht absetzen konnte. Es hätte auch nichts genutzt: Nach der Geisterfahrt eines führerlosen Marussia-Rennwagens kam das Safety Car auf die Strecke. Das Feld rückte wieder zusammen, nachdem der Wagen des russischen Teams nach einem Motorbrand und dem Ausstieg von Fahrer Jules Bianchi rückwärts über den Kurs gerollt war.
Jules Bianchi mit brennendem Motor: Der führerlose Marussia rollte später auf die Strecke Quelle: DPA / PA
Zunächst konnte keiner der Verfolger den WM-Spitzenreiter überholen. Lotus pokerte hoch und ließ Räikkönen auf der Strecke, während Grosjean und Vettel in die Box fuhren. Räikkönen ging in Führung. Er war bereits vor acht Jahren wegen eines platten Reifens in der letzten Runde auf dem Nürburgring ausgeschieden. Die Taktik scheiterte, der Finne musste wenige Runden vor Schluss ebenfalls an die Box. Damit fuhr Vettel wieder auf Platz eins und siegte mit knappem Vorsprung.
Das Rennen am Nürburgring: Die Ergebnisse
1. Sebastian Vettel (Heppenheim) Red Bull 1:41:14,711 Std. (Schnitt: 182,896 km/h)
2. Kimi Räikkönen (Finnland) Lotus + 1,008 Sek.
3. Romain Grosjean (Frankreich) Lotus + 5,830
4. Fernando Alonso (Spanien) Ferrari + 7,772
5. Lewis Hamilton (England) Mercedes26,996
6. Jenson Button (England) McLaren Mercedes + 27,927
7. Mark Webber (Australien) Red Bull + 37,562
8. Sergio Perez (Mexiko) McLaren Mercedes + 38,306
9. Nico Rosberg (Wiesbaden) Mercedes + 46,821
10. Nico Hülkenberg (Emmerich) Sauber + 49,892
11. Paul di Resta (Schottland) Force India + 53,771
12. Daniel Ricciardo (Australien) Toro Rosso + 56,975
13. Adrian Sutil (Gräfelfing) Force India + 57,738
14. Esteban Gutiérrez (Mexiko) Sauber + 1:00,160 Min.
15. Pastor Maldonado (Venezuela) Williams + 1:01,929
16. Valtteri Bottas (Finnland) Williams + 1 Runde
17. Charles Pic (Frankreich) Caterham + 1 Runde
18. Giedo van der Garde (Niederlande) Caterham + 1 Runde
19. Max Chilton (England) Marussia + 1 Runde