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Heißer Stierkampf mit Ferrari und McLaren

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Am Wochenende reist der Formel 1-Tross zur Hafenrundfahrt von Valencia. Beim GP Europa erwartet die Fans vor malerischer Kulisse erneut ein spektakulärer Kampf zwischen Red Bull, McLaren und Ferrari. Die Reifen könnten dabei erneut das Zünglein an der Waage spielen.

Wäre nicht die Fußball-WM dazwischengekommen, hätte der Grand Prix-Krimi von Kanada wohl noch viele Tage die Schlagzeilen beherrscht. Die Reifenlotterie von Montreal machte zwar nicht die Fahrer, dafür aber die Fans glücklich. Sechs Führungswechsel, jede Menge Feindkontakt und tolle Überholmanöver. Die Fans honorierten die gute Show mit Applaus und hohen Einschaltquoten.

Die große Frage vor dem Valencia-Wochenende lautet nun, ob Montreal nur ein positiver Ausrutscher war, oder ob es in diesem Tempo weitergehen kann. Ein Blick auf die beiden letzten Jahre macht vor der dritten Ausgabe der spanischen Hafenrundfahrt nicht viel Hoffnung. Das Debüt 2008 war ein Langeweiler, der Sieg Barrichellos im Jahr darauf nur etwas für Taktikfreunde. Doch bei dem engen Kräfteverhältnis und dem aus Montreal bekannten Reifenangebot mit den Mischungen "supersoft" und "medium" sollte auch in Valencia ein wenig Spektakel drin sein.

Die Strecke:

Erst seit 2008 steht der Valencia Street Circuit auf dem Programm der Formel 1. Die Strecke firmiert zwar offiziell unter dem Titel "Stadtkurs", ist aber eigentlich eine Mogelpackung. Auf dem Retorten-Areal, das zum 32. Americas Cup 2007 angelegt wurde, fand Streckenarchitekt Hermann Tilke genügend Platz, um eine spektakuläre Rennpiste mit ausreichenden Auslaufzonen, langen Geraden und guten Überholmöglichkeiten einzubauen.

Die ersten beiden Rennen in Spanien haben allerdings auch gezeigt, dass es mit dem Überholen nicht so einfach ist. Die verwirbelte Luft, die den Verfolgern das Hinterherfahren erschwert, bleibt im Labyrinth aus Mauern und Webezäunen besonders lang stehen und beeinträchtigt auch die Aerodynamik von weit entfernten Autos. Echtes Stadtkurs-Feeling will bei den Piloten nicht auftreten. Dazu stehen die Mauern einfach zu weit entfernt. Kleine Fehler enden nicht gleich mit einem Totalschaden.

Das Setup:

Wegen der geringen Anzahl an schnellen Kurven müssen die Teams in Valencia nicht mit vollem Abtriebslevel fahren. Wichtigere Faktoren für eine schnelle Runde sind eine gute Traktion, standfeste Bremsen und ein hoher Top-Speed. Spannend wird es auch wieder in der Reifen-Lotterie: Bridgestone bringt die beiden gleichen Mischungen wie zuletzt in Montreal. Bisher hat Valencia jedoch noch nie für große Reifenprobleme gesorgt. Aber mit der neuen Generation Bridgestone-Gummis und den vorhergesagten Temperaturen von bis zu 30°C könnten einige Teams durchaus wieder ins Schwimmen geraten.

Die Technik-Updates:

Nach dem Nordamerika-Ausflug haben alle Teams für Valencia mehr oder weniger große Updates angekündigt. Den größten Fortschritt plant dabei Ferrari. Die Italiener werden den Auspuff nach Red Bull-Vorbild seitlich nach unten verlegen, um mehr Platz für den Doppeldiffusor zu schaffen. Auch das F-Schacht-System wurde in Maranello noch einmal überarbeitet. Eine halbe Sekunde verspricht sich Ferrari mindestens von der B-Version. Der F-Schacht wird auch bei der Konkurrenz wieder ein großes Thema werden. Red Bull hat bereits angekündigt, dass System auch im Rennen einsetzen zu wollen, nachdem man es zuletzt in Kanada nicht einmal mehr getestet hatte.

Die Favoriten:

Noch nie war die Suche nach einem Favoriten so schwierig wie vor dem GP Europa. Vom Layout sollte die Strecke Ferrari und McLaren sehr gut liegen. In den engen Kurven kann der Ferrari seine gute Traktion ausspielen. McLaren hofft auf den Top-Speed-Vorteil auf den langen Geraden. Red Bull dürfte die Strecke dagegen in der Theorie weniger gut schmecken. Aber das dachte man vor Montreal auch schon und dann fuhren Vettel und Webber neben Hamilton die schnellsten Autos im Qualifying. Neben dem Ferrari-Update stehen die größten Fragezeichen im Spitzendreikampf wieder einmal hinter den Reifen.

Im Verfolgerfeld ist die Situation schon besser vorherzusehen. Mercedes muss weiter um seinen vierten Platz in der Teamhierarchie bangen. Vor allem der Renault von Robert Kubica stellt, wie schon in Monaco und Montreal, eine große Gefahr dar. Auch die Force India von Adrian Sutil und Tonio Liuzzi sollten wieder eine gute Rolle spielen und mindestens um Punkte kämpfen können.

Experteneinschätzung James Key (Technikchef Sauber F1):

"Für die Strecke in Valencia kehren wir zu einem höheren Abtriebslevel zurück, vergleichbar mit dem von Istanbul und höher als in Kanada. Die Tatsache, dass wir auf einem Straßenkurs mit geringen Auslaufzonen fahren, könnte für ein ereignisreiches Rennen sorgen. Man muss sich von den Mauern fernhalten. Die Streckenführung hat einen starken Stop-and-Go-Charakter, die Autos müssen gut beschleunigen und bremsen können. Zwischen den Geraden liegen relativ langsam zu durchfahrende Kurven. Wir haben ein verbessertes Aerodynamik-Paket für den Großen Preis von Europa, es sollte das Auto effizienter und etwas leichter abstimmbar machen."

So lief das Rennen im Vorjahr:

Der Grand Prix von Europa 2009 bezog seine Spannung vor allem aus der Taktik. Das Fernduell zwischen Lewis Hamilton und Rubens Barrichello gewann am Ende der Brasilianer, weil er jedes Mal später an die Tankstelle kommt als sein Gegner. Und weil McLaren bei Hamiltons zweiten Boxenstopp patzte. Zwei Ausfälle zeugen von einem ansonsten ereignisarmen Rennen. Auch beim zweiten Auftritt der Formel 1 in Valencia zeigte sich, dass die Strecke trotz eines günstigen Layouts nicht zum Überholen einlädt.

 

Quelle: Auto Motor und Sport

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