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Projekt: Privatauto statt Bus - Hier fährt Sie Ihr Nachbar zum Bäcker

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Mobil sein – in ländlichen Regionen ist das ohne eigenes Auto gar nicht so einfach. Ein Pilotprojekt in Hessen lotet aus, wie es gehen könnte.

Hessens Verkehrsminister Florian Rentsch (l.) beim Projektstart in Sontra (Hessen) Hessens Verkehrsminister Florian Rentsch (l.) beim Projektstart in Sontra (Hessen) Quelle: Träger

Kassel – Über 100 Bahnhöfe hat die Deutsche Bahn seit 1999 vom Fernbahn-Netz abgekoppelt. Auf Nebenstrecken fahren heute 46 Prozent weniger Fernzüge, wie der SWR ermittelte.

Was bleibt, ist oft nur noch der Schulbus zweimal am Tag. Öfter geht es nicht zum Supermarkt, zur Arbeit oder zum Arzt in die nächste Stadt. Wer kein eigenes Auto hat oder im höheren Alter nicht mehr fahren will, der kann in solchen Gebieten eigentlich nicht leben – oder doch?

Privatfahrten in ÖPNV integrieren

Das Pilotprojekt „Mobilfalt“ in Hessen erkundet seit April 2013, wie es doch gehen könnte. Die Idee: Die Flexibilität von Privatfahrten wird mit den Vorteilen des öffentlichen Nahverkehrs kombiniert: Verlässliche Fahrpläne und Tarife, bezahlbare Fahrpreise. Besonders gern gesehen sind regelmäßige Fahrten, etwa von Pendlern. Aber auch Gelegenheitsfahrten können angeboten werden.

Wer mit dem Privatwagen in die nächste Stadt fährt, meldet seine Fahrt an, über das Internet oder per Telefon. Der Nahverkehrsträger bietet die Fahrten dann in seiner Fahrplanauskunft an, dort können auch Mitfahr-Gesuche eingestellt werden. Wer Passagiere mitnimmt, bekommt 30 Cent pro Kilometer – und wer mitfährt, zahlt in der Pilotphase pauschal einen Euro. Die Abrechnung und die Auszahlung übernimmt der nordhessische Verkehrsverbund NVV.

Billiger als Sammeltaxi

Dieses Plakat soll die Einheimischen auf das Projekt aufmerksam machen Dieses Plakat soll die Einheimischen auf das Projekt aufmerksam machen Quelle: dpa Die Initiatoren wollen so den privaten Verkehr besser mit dem öffentlichen Verkehr verknüpfen, egal ob Anrufsammeltaxi, Bürgerbus, Bus, Tram oder Zug. Die Finanzierung, Planung und Umsetzung dauerte zwei Jahre, Hessens Verkehrsminister Florian Rentsch sagt: Die 1,2 Millionen Euro, die das Land zuschoss, waren gut investiertes Geld. Die gleichen Strecken von einem Bus oder Sammeltaxi bedienen zu lassen, sei ungleich teurer.

Zwischenbilanz "ermutigend"

Nach einem halben Jahr legt der nordhessische Verkehrsverbund NVV nun eine erste Bilanz vor. „Da wir bisher noch am Anfang des Pilotprojektes stehen, ist die Zwischenbilanz absolut ermutigend“, sagte der Geschäftsführer des Nordhessischen Verkehrsverbundes, Wolfgang Dippel. In den Pilotregionen Sontra/Nentershausen/Herleshausen, Witzenhausen und Niedenstein fanden demnach innerhalb von sechs Monaten 1.300 Fahrten statt. 500 Menschen, davon 90 Fahrer, haben sich für das Projekt registriert.

Allerdings fuhren die Nutzer nur bei knapp einem Zehntel der Fahrten in Privatautos mit. Der Rest war mit dem Taxi unterwegs, weil keine private Fahrt angeboten wurde. Der Verkehrsverbund will erreichen, dass bei 30 Prozent der Fahrten Privatleute am Steuer sitzen.

Ob das demnächst gelingt, erscheint fraglich. Auch die teure Mobilitätszentrale wird kaum genutzt: Die meisten Bürger registrieren sich online. Durch Befragung der Teilnehmer will der NVV das System bis Ende 2014 perfektionieren.

Bisher ist das Projekt deutschlandweit einmalig, aber das könnte sich ändern. 2014 sollen auch im Odenwald Privatautos und Taxis Lücken im Busfahrplan schließen.

Quelle: dpa; MOTOR-TALK; Projektträger

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