Kommt der Dreizylinder? Was wurde an den Komfortsitzen geändert? Das waren zwei Eurer Fragen zum neuen 5er. Wir haben sie „Mr. 5“, Projektleiter Johann Kistler gestellt.
Lissabon – Es ist ein spannender Tag für Johann Kistler. Draußen vor der Tür steigen heute zum ersten Mal Journalisten in „sein“ Auto. Die Anspannung sieht man ihm nicht an. Seit 1979 arbeitet er bei BMW. Die vergangenen Jahre hat Kistler als Projektleiter den neuen 5er BMW auf die Straße gebracht. Es gibt derzeit keinen, der in Summe mehr über BMWs wichtigstes Auto weiß. Wir haben ihm (fast alle) Eure Fragen gestellt. MOTOR-TALK (MT): Guten Morgen, Herr Kistler. Kommen wir gleich zu einem heißen Punkt. Wird der neue 5er früher oder später mit einem Dreizylinder fahren? Johann Kistler (JK): Guten Morgen. Nein, da kann ich Sie beruhigen, das wird es nicht geben. Das passt einfach nicht zum 5er und seinem Segment. Mit Vier-, Sechs- und Achtzylindern sind wir genau richtig aufgestellt. Und dann gibt es natürlich noch den Plug-in-Hybrid. MT: Versprochen? Für diese Generation? JK: Ja, für diese Generation können wir das ausschließen. Was die Zukunft danach bringt, ist natürlich offen. Da wird es vielleicht neue Anforderungen geben. MT: Bleiben wir bei den Motoren. Bis Mitte 2013 war der 530i ein Sechszylinder, heute ersetzt ihn ein Vierzylinder. Wird der Diesel 530d in absehbarer Zukunft ebenfalls zum Vierzylinder? JK: Nein, der BMW 530d bleibt ein Sechszylinder. Keine Dieselkrise bei BMW?MT: Der Diesel steckt ja allgemein in der Krise. Was bedeutet das für den 5er? Werden wir in Zukunft weniger 5er mit d sehen? JK: Nein, das glauben wir nicht. Unsere Diesel im 5er werden alle mit SCR-Kat ausgeliefert, wir erfüllen ohne Ausnahme die höchsten Anforderungen. Und natürlich halten wir den Diesel auch sonst für zukunftsfähig. Der Motor ist dem Benziner in Sachen Wirtschaftlichkeit überlegen. Besonders Langstreckenfahrer wissen das zu schätzen. Die Diskussion ist natürlich auch bei uns da. Wenn Sie in die USA und nach China schauen, spielt der Diesel dort kaum eine Rolle. Hier in Europa haben wir in verschiedenen Ländern Absatzraten von bis zu 90 Prozent. MT: Die Langstrecke ist ein gutes Thema. Diesel können laut sein. Wurden die Vier- und Sechszylinder-Diesel für den 5er grundlegend überarbeitet? Was wurde für eine angenehme Geräuschkulisse getan? JK: Zuerst haben wir jetzt durchgehend die effizienteren und leiseren Baukastenmotoren im neuen 5er. Dabei sind Motor und Getriebe gekapselt, also mit einem Dämmmaterial versehen, das Geräusche dämmt. Dazu wurde an der Stirnwand viel für die Schallisolierung getan, und wir haben eine Isolierglas-Frontscheibe. In Summe ergibt das eine sehr gute Akustik. MT: Wird es auch wieder einen 535d mit xDrive geben? JK: Ja, natürlich wird es einen Nachfolger für den 535d geben. Allerdings könnte er anders heißen. Im März kommen erstmal der 530e mit Plug-in-Hybrid und der M550i, als die „Pole“ in unserem Programm. Danach folgen die weiteren Motoren. MT: Und warum gibt es den 550i nicht ohne xDrive? JK: Die Fahrzeuge haben mittlerweile so viel Leistung, die bekommt man ohne Allrad-Antrieb kaum noch auf die Straße. Der M550i spurtet in vier Sekunden auf 100 km/h – das ist schon extrem schnell. Viele Kunden wünschen sich da einen Allrad-Antrieb und kaufen ihn auch. MT: Feinstaub gibt es auch bei Benzinern mit Direkteinspritzung. Wird BMW die Benziner mit Partikelfilter ausliefern? JK: Nein, aktuell nicht. Wir erfüllen bereits so alle Werte und bieten mit die emissionsbesten Motoren. Das Laserlicht bleibt beim 7erMT: Bleiben wir bei der Technik. Einer unserer Nutzer klagt über Probleme mit der Integral-Aktivlenkung. Sind solche vermehrt bekannt? Wurde das System überarbeitet und welche Wartungsintervalle gibt es? JK: Da sind mir keine außergewöhnlichen Probleme bekannt, und ich war beim Vorgänger für die Qualitätsarbeit zuständig. Wir haben die Lenkung allerdings komplett überarbeitet: Vorher war es eine Überlagerungslenkung, jetzt ist es eine progressive Zahnstangenlenkung. Und es gibt sie jetzt auch in Kombination mit Allrad-Antrieb. MT: Wieso werden beim 5er trotz serienmäßiger LED-Frontscheinwerfer die vorderen Blinker in Form einer Glühbirne ausgeführt? JK: Dazu muss man sagen, dass die Technik noch relativ neu ist. Erst in der vergangenen Generation gab es den Wechsel von Halogen zu Xenon zu LED. Vor sieben Jahren war Halogen noch Serie, mit dem Facelift kam Xenon und jetzt sind wir bei LED. Da muss es natürlich eine Differenzierung zum Top-Scheinwerfer geben. Der bietet einen LED-Blinker, blendfreien Fernlichtassistenten und Kurvenlicht. MT: Wie sieht es mit dem Laserlicht aus? Wird der 5er später vielleicht sogar OLED-Scheinwerfer wie der M4 GTS hinten bekommen? JK: Das Laserlicht wird dem 7er vorbehalten bleiben. Die OLED sind noch nicht so weit, dass sie in der Großserie Sinn machen. Gerade bei den großen Absätzen des 5ers. MT: Kommt der 5er weiterhin ohne Ersatzrad und mit RF-Reifen? JK: In der Regel wird das Auto mit Run-Flat-Reifen ausgeliefert. Kunden können einen Standard-Reifen bekommen, wenn sie möchten. In bestimmten Märkten bieten wir ein Notrad mit Wagenheber und Schraubenschlüssel als Zusatzausstattung an, auch in Deutschland. Infotainment als HighlightMT: Wechseln wir mal in den Innenraum. Welche Veränderungen gab es bei den Komfortsitzen? JK: Im der Grundkonstruktion ähnelt der Sitz dem, den wir für den aktuellen 7er neu konstruiert haben. Für den 5er werden Bezüge und Konturen entsprechend angepasst. Dabei berücksichtigen wir die neuesten Erkenntnisse aus der Forschung und von Kundenevaluationen. Bezüge, Schäume, Polster – das ist ebenfalls alles neu. MT: Was sind Ihre drei Highlights - vor allem bei Assistenzsystemen und Infotainment? JK: Da ist zum einen das neue Anzeige- und Bedienkonzept. Die verschiedenen Bereiche des Infotainments lassen sich in „Kacheln“ ganz leicht auf dem Touchscreen organisieren und verschieben. Das ist ein Riesensprung in der Bedienbarkeit – das kann selbst der 7er bisher nicht. Dann der Spurführungsassistent, mit dem wird das teilautomatisierte Fahren deutlich ausgebaut. Auch da kann der 5er mehr als der 7er. Quelle: BMW Drittens haben wir im 5er erstmals eine echte Kommunikation der Autos untereinander. Wenn zum Beispiel mehrere BMW-Fahrer an einer Stelle die Nebelschlussleuchte anschalten, dann werden diese Daten gesammelt und andere BMW vor Erreichen der Stelle auf die Nebelgefahr hingewiesen. Ähnliches passiert, wenn ein Auto einen Unfall hatte. Plug-in und Efficient DynamicsMT: Noch ein kleiner Blick in die Zukunft. Wann genau kommt der Plug-in, was kann er, wie schnell lädt er und wird es ihn auch als Kombi geben? JK: Den Plug-in-Hybrid 530e iPerformance werden wir ab März 2017 anbieten. Details können wir heute noch nicht verraten. Nur so viel: Statt 45 Kilometern können wir jetzt eine elektrische Reichweite von 50 Kilometern realisieren. Das ist mehr als bei allen anderen BMW-Plug-ins bisher. MT: Wie sieht es beim ebenfalls im März erscheinenden 520d EfficientDynamicsEdition aus? Gibt es abgesehen von den Reifen weitere Unterschiede zum "normalen" 520d? Wird es das Auto auch mit Handschaltung geben? JK: Auch dazu kann ich heute noch nicht zu viel verraten. Er wird jedenfalls 17-Zoll-Räder bekommen und etwas tiefer liegen. Dazu haben wir mit einigen aerodynamischen Maßnahmen den CW-Wert von 0,23 auf 0,22 gesenkt. Der beste Wert im Segment. Eine Handschaltung gibt es nicht, die Automatik arbeitet einfach effizienter – und darum geht es ja bei diesem Modell. MT: Herr Kistler, vielen Dank für diese Einblicke und Ihre Zeit. JK: Immer gerne, Ich danke Ihnen. Hier findet Ihr unseren ausführlichen Fahrbericht zum neuen BMW 5er. |