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Suzuki Kei-Cars: Testfahrt in Japan - Hinter Japans Bergen bei den Hubraumzwergen

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Vieles in Japan ist etwas kleiner, zum Beispiel die Autos: Kei-Cars gibt es praktisch nur in Japan, und dafür gibt es Gründe. Schade, denn einige sind verdammt süß.

Suzuki Lapin: Der auf Retro-Frauenwagen getrimmte Zwerg gefällt MT-Redakteur Björn (am Steuer) besonders gut. Wo sonst gibt es schon grobpixelige Manga-Kaninchen im Bordcomputer? Suzuki Lapin: Der auf Retro-Frauenwagen getrimmte Zwerg gefällt MT-Redakteur Björn (am Steuer) besonders gut. Wo sonst gibt es schon grobpixelige Manga-Kaninchen im Bordcomputer? Quelle: Stefan Anker

Hamamatsu/Japan – So ein süßes Ding wie Suzukis Kei-Car Lapin (frz. für Kaninchen) möchte man sofort mit nach Hause nehmen. Das ausgewiesene Frauenauto könnte doch der Tochter gefallen. Oder Vati, wenn gerade keiner guckt. Im Bordcomputer grüßen („Hallo, wie geht es Dir“) und verabschieden („Danke, dass Du mich gefahren hast“) animierte Pixel-Kaninchen mit piepsiger Stimme den Fahrer.

Wer als Deutscher ein solches Kei-Car („leichtes Automobil“) fahren will, der muss vermutlich nach Japan. Denn außerhalb ihres Heimatmarktes verkaufen Japans Hersteller die Blechzwerge kaum noch. Die Zeiten, zu denen einzelne Modelle wie Daihatsu Move oder Suzuki Wagon R auch nach Europa exportiert wurden, sind lange vorbei. Zu unterschiedlich waren die Ansprüche von Europäern und Japanern an kleine, günstige Autos.

Vor den Fahrspaß stellt Japan die Bürokratie. In Japan gilt für Deutsche kein internationaler Führerschein, sondern nur eine beglaubigte japanische Übersetzung des deutschen Führerscheins. Dann darf es auch der alte graue Lappen sein. Kleine Gemeinheit am Rande: Die Übersetzung muss in Japan erfolgen und wird nicht ins Ausland verschickt. Dafür gilt das Dokument ein Jahr lang nach der letzten Einreise.

Das leichte Lapin-Plastik pressten die Designer in durchaus schmucke Formen und praktische Details wie diese Schublade Das leichte Lapin-Plastik pressten die Designer in durchaus schmucke Formen und praktische Details wie diese Schublade Quelle: MOTOR-TALK/Björn Tolksdorf

Schwach auf der Brust, aber erstaunlich geräumig

Kei-Cars gehen zurück auf eine japanische Sonderregelung in der Fahrzeugbesteuerung. Für Autos kürzer als 3,40 Meter und schmaler als 1,48 Meter zahlt der Autofahrer deutlich weniger. Die maximal erlaubte Höhe beträgt zwei Meter. Weitere Bedingungen: maximal 660 ccm Hubraum und 64 PS, vier Sitzplätze und 350 Kilogramm Zuladung. Kei-Cars tragen in Japan ein spezielles Nummernschild (Schwarz auf Gelb bei Pkw, Gelb auf Schwarz bei Nutzfahrzeugen).

So ein Nummernschild ziert auch unsere Suzukis. Beim Warten an der Ampel wackeln die animierten Karnickelohren im Display. Nach dem Losfahren kämpft der knurrige, kleine Dreizylinder tapfer mit dem 680-Kilo-Wägelchen. Wendig ist so ein Zwerg, natürlich. Aber in schnell gefahrenen Kurven kommt er doch beträchtlich ins Schaukeln, stärker als europäische Kleinstwagen. Das stufenlose CVT-Getriebe passt gut zum entschleunigten japanischen Verkehr, bleibt für die meisten Europäer aber eine gewöhnungsbedürftige Angelegenheit.

Dafür entschädigt das hübsche Cockpit des reichhaltig ausgestatteten Zwergs. Es besteht zwar aus leichtem, dünnem Plastik – aber das Leder am Lenkrad ist echt. Das Platzangebot erstaunt: Vor dem winzigen Kofferraum finden vier Passagiere bequem Platz. Besonders bequem sind die Rücksitze trotzdem nicht, mangels dicker Polsterung. Für längere Fahrten ist das Kaninchen auch nicht gemacht.

Mit 64 PS und 98 Newtonmeter maximalem Drehmoment lotet der Suzuki Alto Turbo RS die Grenzen des im Kei-Car Erlaubten aus Mit 64 PS und 98 Newtonmeter maximalem Drehmoment lotet der Suzuki Alto Turbo RS die Grenzen des im Kei-Car Erlaubten aus Quelle: MOTOR-TALK/Björn Tolksdorf

Langsam, aber das ist im Verkehr kein Nachteil

Kei-Car-Fahrer sparen bei Anschaffung, Kraftfahrzeugsteuer und Versicherung. Nur knapp über 50 Euro Steuer koste ihr Kei-Car jährlich, erzählt uns eine in Japan lebende Deutsche. Zum Vergleich: Ein herkömmlicher Kleinwagen kostet dort rund 83 Euro Steuern. Sicher, das sind keine extremen Summen. In vielen Regionen wiegt schwerer, dass Kei-Car-Besitzer keinen eigenen Parkplatz nachweisen müssen.

Große Nachteile im Straßenverkehr bringen die schwachbrüstigen Zwerge nicht. Vielerorts sind nur 40 Kilometer pro Stunde erlaubt, auf Landstraßen 80 km/h und 100 km/h auf der Autobahn. Die Durchschnittsgeschwindigkeit im Stadtverkehr liegt weit unterhalb dieser Limits.

In den winzigen Autos stecken zwar winzige Motoren, die übrige Technik allerdings lässt kaum Wünsche offen. Da können unsere Kleinstwagen an vielen Stellen nicht mithalten: Schon im einfachsten Lapin für umgerechnet 8.100 Euro stecken eine automatische Schaltbox, ein großer Touchscreen, Kollisionsassistent, ABS, ESP, Klimaanlage, Stereoanlage, Funkschlüssel, Servolenkung und elektrische Fensterheber. Für 800 Euro Aufpreis verkauft Suzuki den Zwerg sogar mit Allrad, in höheren Ausstattungen gibt es ein CVT-Getriebe, ein Mild-Hybrid-System und eine Start-Stopp-Automatik. Dann kostet der schnuckelige Zwerg laut Preisliste bis zu 12.000 Euro.

Neben der üppigen Ausstattung beeindruckt die Vielfalt. Bei Suzuki reicht das Angebot vom einfachen Alto über das „Frauenauto“ Lapin, das Lifestyle-SUV Hustler und verschiedene Kombis und Vans bis hin zum voll geländetauglichen Jimny. Honda und Daihatsu bieten außerdem schicke Roadster im Kei-Car-Format an.

Die süßen Suzis: Wagon R Stingray, Lapin, Jimny, Spacia Custom, Hustler und Alto RS Die süßen Suzis: Wagon R Stingray, Lapin, Jimny, Spacia Custom, Hustler und Alto RS Quelle: MOTOR-TALK/Björn Tolksdorf

Warum eigentlich nicht bei uns?

In Japan erreichen die Leichtbau-Autos einen Marktanteil von rund 40 Prozent (nur Pkw). Suzuki und Daihatsu streiten sich um die Position des Marktführers. Sollten wir uns wünschen, dass die Japaner ihre kleinen Kei-Cars vielleicht doch wieder nach Europa schicken? Immerhin haben Daihatsu oder Suzuki in der Vergangenheit Modelle wie Cuore, Copen oder Wagon R angeboten – zumeist mit größeren Motoren.

Pro Kei-Cars: Mit liebenswerten Details und Schrullen, relativ viel Platz und guter Ausstattung passen die Zwerge prima nach Italien, Griechenland oder Portugal. Andererseits müssten Kei-Cars für Europa komplett neu entwickelt werden. Die Vergangenheit habe gezeigt, dass sich dies nicht lohnt, sagen die Suzuki-Verantwortlichen.

Die aktuellen Modelle seien daher nicht auf die Typzulassung in Europa ausgelegt, zudem erlaube die Plattform nur Rechtslenker. Das bedeutet: Kei-Cars wären in Europa vermutlich deutlich teurer als in Japan und damit gegenüber EU-Kleinstwagen nicht konkurrenzfähig. Gegen die haben sie beim Fahrkomfort ohnehin das Nachsehen. Bei der Ausstattung und der Stadttauglichkeit können sie dagegen voll mithalten.

Technische Daten: Suzuki Kei-Cars

Suzuki Lapin

  • Motor: Dreizylinder-Benziner
  • Hubraum: 658 ccm
  • Getriebe: ATG 5 oder CVT
  • Antrieb: Front oder Allrad
  • Leistung: 52 PS
  • Max. Drehmoment: 63 Nm
  • Normverbrauch: 35,6 km/l (2,8 l/100 km/Version m. Mild-Hybrid und Frontantrieb)
  • Länge: 3,395 m
  • Breite: 1,475 m
  • Höhe: 1,525 m
  • Radstand: 2,46 m
  • Leergewicht: 680 kg
  • Tank: 27 l
  • Basispreis: 1.188.000 JPY (ca. 8.100 EUR)

Suzuki Hustler

  • Motor: Dreizylinder-Benziner
  • Hubraum: 658 ccm
  • Getriebe: Fünfgang manuell oder CVT
  • Antrieb: Front oder Allrad
  • Leistung: 52 PS
  • Max. Drehmoment: 63 Nm
  • Normverbrauch: 29,2 l/km (3,42 l/100 km)
  • Länge: 3,395 m
  • Breite: 1,475 m
  • Höhe: 1,665 m
  • Leergewicht: 800 kg
  • Tank: 27 l
  • Basispreis: 1.078.920 JPY (8.125 EUR)
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Renault
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