Der Aufwand, den die Aussteller für die IAA in Frankfurt betreiben, ist gigantisch. Allein während der größte Automesse der Welt sind mehr als 25.000 Menschen im Einsatz.
Frankfurt - Nach den Spielen ist vor den Spielen. Das gilt für die Fußball-WM genauso wie für die IAA, die weltweit größte Messe für Autoliebhaber. Schon als die 66. Internationale Automobilausstellung am 27. September 2015 mit dem traditionellen Hupkonzert aller Neuwagen zu Ende ging, hat für die Messemacher die Arbeit an der 67. Auflage begonnen. Noch während die Gabelstapler die Hallen leergeräumt und die Messebauer die Teppiche aufgerollt haben, wurden Skizzen gezeichnet und Konzepte geschrieben, wie sich die Großen der Branche zwei Jahre später präsentieren sollten. Der lange Vorlauf ist nötig. Schließlich wollen Investitionen, die bei großen Herstellern schnell mal im zweistelligen Millionenbereich liegen, gut überlegt sein. Um zusammen nur rund 1.000 Autos zu präsentierten, werden dort nach einer Statistik des Veranstalters mehr als 20.000 Tonnen Material verbaut, das mit mehr als 15.000 Lkw auf das Gelände gekarrt und von über 10.000 Messebauern, Schreinern, Dekorateuren und Technikern in Form gebracht wird. Zwölf Monate Planung und zwei Monate AufbauSchon eine eher kleinere Marke wie Hyundai kalkuliert mit mehr als 40.000 Mannstunden, in denen die Messebauer 1.100 Tonnen Material aus 120 Lastwagen zerren und daraus einen kleinen Palast für Kona und Co. zimmern, der mit fast zehn Millionen LED-Pixeln ins rechte Licht gerückt wird. Und bei Audi werden binnen drei Wochen allein 80 Tonnen Stahlbau und Tragwerk installiert und mehr als 630.000 Schrauben angezogen, damit am Ende 30 Autos und ein Motorrad auf knapp 3.200 Quadratmetern Ausstellungsfläche so richtig zur Geltung kommen. Highlight auf dem Messestand soll dabei eine als medial bespielte „Cloud“ werden, die aus 220 Modulen und rund 7.000 LED-Kacheln besteht und über Fahrzeugen und Besuchern schwebt. Quelle: Benjamin Bessinger/SP-X Den vermutlich größten Aufwand treiben aber Mercedes, Maybach und Smart, die traditionell wieder die altehrwürdige Festhalle in das spektakulärste Autohaus der Republik verwandeln. Nach zwölf Monaten Planung und mehr als zwei Monaten Aufbau bietet das dann nicht nur Platz für rund 100 Fahrzeuge, sondern auch zwei Tribünen mit zusammen 300 Sitzplätzen, zwei Bühnen von 955 und 115 Quadratmetern. Kein Wunder, dass die Schwaben dafür knapp 1.000 Tonnen Material in die Festhalle bringen und allein 45 Kilometer Datenleitungen und 210 Kilometer Stromkabel verlegen. Selbst wenn der letzte Gabelstapler verschwunden ist, das letzte Fitzelchen Teppich verlegt wurde, kein Staubkorn und kein Fussel mehr den Glanz trüben, ist die Schlacht für die Messemacher noch nicht geschlagen. Auch während der Messetage geht der Aufwand weiter. Schließlich wollen die Besucher informiert, unterhalten – und natürlich auch verköstigt werden. Schon Monate im Voraus werden Hostessen gecastet und Uniformen genäht. In oft mehrtägigen Seminaren lernen sie mehr über die ausgestellten Autos als manche Verkäufer. 4.000 Tassen Kaffee und 500 Liter MilchAllein Hyundai hat 450 Kilo Schokolade und 1,8 Tonnen Fleisch bestellt und dafür 2.000 Gläser, 1.200 Teller und 3.500 Besteckteile eingepackt. Opel dagegen wird zum Selbstversorger und verteilt neben 2,5 Tonnen Äpfeln auch Kekse, die aus 6.000 Kilo Teig direkt an Stand gebacken werden. Mit Opel-Stempel. Dazu gibt es jede Menge gegen den Durst: 30 Paletten Softdrinks, 4.000 Tassen Kaffee und 500 Liter Milch hat Hyundai eingeplant und Renault hat schon mal 300 Flaschen Champagner kalt gelegt. Quelle: Opel Nicht zuletzt der gewaltige Aufwand und natürlich Hunderttausende Zuschauer machen die Ausstellung zu einem gewaltigen Wirtschaftsfaktor für die Rhein-Main-Region, heißt es beim VDA: „Während der Messe sind mehr als 25.000 Personen im Einsatz – nicht mitgerechnet die Männer und Frauen, die zum Beispiel die Verkehrsströme steuern oder in Hotels und Pensionen Aussteller und Messegäste versorgen“, schreibt der Verband und kommt in einer ersten Hochrechnung auf etwa 400 Millionen Euro, die in der Region „hängen bleiben“. Auch wenn die zahlreichen Müllcontainer rund um die blitzsauberen Hallen einen anderen Eindruck vermitteln, ist die IAA dabei längst keine Wegwerfmesse mehr. Der grüne Grundgedanke gilt – nicht zuletzt aus Kostengründen – nicht nur für die Antriebe der Ausstellungsfahrzeuge, sondern auch für das Standmaterial, heißt es bei den Herstellern. Vor allem die Grundkonstruktionen sind wiederverwendbar und reisen deshalb um die ganze Welt. Bühnen und Lounges, die jetzt noch nach Frankfurt locken, stehen deshalb in nicht einmal sechs Wochen vielleicht bereits wieder auf der Motorshow in Tokio. Die Möbelpacker und Messe warten schon. Quelle: SP-X |