Statt Minivan heißt es bei Opel künftig: CUV. Halb so wild, denn zum Crossover wird der Crossland X vor allem optisch. Innen bleibt er nah am Meriva. Erste Fahrt im SU-Van.
Jesolo – Vorneweg: Meriva-Freunde können aufatmen. Wer an Opels Minivan die erhöhte Sitzposition und den variablen Innenraum schätzte, wird beides auch im inoffiziellen Nachfolger Crossland X mögen. "Van weg, SUV her" - das ist hier im Grunde nur ein Designkniff. Der allerdings, glaubt man bei Opel, war dringend notwendig. Nachdem klar war, dass der Meriva-Nachfolger auf der Kleinwagen-Architektur des französischen PSA-Konzerns aufbauen soll, habe man einen Minivan auf dieser Basis entworfen - und schnell wieder verworfen. Denn Begehrlichkeiten, heißt es intern, hätte ein solches Auto nicht erzeugt. Also kreuzt Opel SUV-Optik mit Minivan-Eigenschaften und nennt das Ganze „CUV“ (Crossover Utility Vehicle). Das Ergebnis wird im Vergleich zum Meriva B neun Zentimeter kürzer, 4,5 Zentimeter schmaler und 1 Zentimeter flacher - lädt aber in Basisstellung der verschiebbaren Rücksitze 10 Liter mehr ein, insgesamt nämlich 410 Liter. Opel-Cockpit mit neuen AkzentenQuelle: OpelInnen fühlt sich der Crossland groß an. Vor allem in der zweiten Reihe bei hinterer Stellung der Rückbank. Wer sie nach vorn schiebt, kann 520 Liter in den Kofferraum packen. Die Zuladung: je nach Modell 516 bis 542 Kilo. Das ergibt Sinn, wirkt durchdacht – und hilft bei der Abgrenzung zum deutlich weniger praktischen, reinen SUV Mokka. In der Breite fehlen zum Vorgänger ein paar Zentimeter, Fahrer und Beifahrer kommen sich so schnell näher. Immerhin verzichten die Rüsselsheimer auf eine wuchtige Mittelkonsole, das schafft einen gewissen Ausgleich. Die Zusammenarbeit zwischen Opel und PSA an diesem Modell startete schon 2012 - und nun steht der Crossland X plötzlich für die Zukunft der Marke im französischen Konzern. Das merkt man im Innenraum, denn nicht alles fühlt sich typisch Opel an. Definitiv Opel ist die Bedienlogik, die Anordnung der Funktionen: Alles bekannt aus Mokka X, Astra K oder Insignia B. Aber: Einige Schalter und Oberflächen stammen offenbar von anderen Zulieferern als bislang. Hartplastik, weich unterschäumter Kunststoff, Dekore - es lässt sich darüber nichts Schlechtes sagen, aber es wirkt ein bisschen anders. Ganz klar Opel ist dann wieder das Intellilink-Infotainment mit Onstar-Konnektivität. Die Bordcomputergrafik scheint etwas schlichter als im Astra. Bequemes Fahrwerk, hoher Schwerpunkt, direkte LenkungSchon nach wenigen 100 Metern Fahrt fällt auf: Im Vergleich zu Meriva oder Mokka wirkt der Crossland weniger gewichtig, liegt weniger massiv auf der Straße. Die französische Plattform ist leichter, und das fühlt man. Den hohen Schwerpunkt des Crossland kann das Fahrwerk nicht ganz verstecken: Bodenwellen versetzen das Auto in leichtes Schaukeln. Opel stimmt den Crossland bequem, aber bestimmt ab. Quelle: Opel Die hohe und schmale Karosse bedeutet in der Stadt eine gute Übersicht und Wendigkeit, auf der Autobahn aber eine gewisse Windanfälligkeit. Außerdem rauscht es leicht bei höheren Geschwindigkeiten. Trotzdem taugt der Crossland problemlos auf langen, schnellen Etappen. Opels Ergonomiesitze passen sich leicht an die Körperphysik an, die Lenkung unterstützt bei jedem Tempo mit den richtigen Gegenkräften. Auf das präzise, direkte und feinfühlige Lenkverhalten sind die Opel-Ingenieure besonders stolz. Zu Recht. Wir fahren den vorläufigen Spitzenbenziner, ein Dreizylinder-Turbo aus dem Peugeot-Regal mit 1,2 Liter Hubraum und 130 PS. Das Aggregat klingt klar nach Dreizylinder, aber im guten Sinn: kernig, fast etwas sonor. Mit dem 1,27 Tonnen schweren Crossland hat der drehfreudige und und durchzugsstarke Motor keine Probleme, mit seiner guten Elastizität lässt er sich außerdem recht schaltfaul fahren. Wobei Schalten im Crossland durchaus Spaß macht, die Wege sind kurz und nichts hakelt. Trotzdem ist so ein CUV natürlich kein Sportwagen. Daran lassen die aufrechte Sitzposition und das bequeme Fahrwerk keinen Zweifel. Dazu passt der Verbrauch: Auf der Landstraße zog der Motor laut Bordcomputer nur etwas mehr als 5 Liter pro 100 Kilometer aus dem Tank. Auf der Autobahn brauchten wir knapp 8 Liter. Das ist gut bis akzeptabel angesichts der nicht ideal windschnittigen Karosse. Die gehört eben zu einer optimalen Raumausnutzung dazu. Dem 130-PS-Benziner hilft hier, dass er mit sechs Gängen geschaltet wird. Die Automatik verfügt ebenfalls über sechs Gänge, die schwächeren Handschalter nur über fünf Gänge. Opel Crossland X: Motoren und Preise
Assistenten: Nur der Spurhaltepiepser nervtQuelle: OpelIn den Crossland packt Opel gegen Aufpreis einige Technologien, die in der kleinen Klasse noch nicht selbstverständlich sind. Darunter adaptive LED-Scheinwerfer, einen automatischen Einparkpiloten, beheizbare Windschutzscheibe, Head-up-Display oder eine Rückfahrkamera mit 180-Grad-Blickwinkel. Eine Frontkamera gibt es serienmäßig, und mit ihr eine hervorragend funktionierende Verkehrsschilder-Erkennung. Ebenfalls dabei: ein Spurhalteassistent. Der einzige Assistent, der auf der ersten Probefahrt unangenehm auffiel. Er kommentierte jedes Überfahren einer Linie ohne Blinken mit einer kleinen Piepsequenz - sinnvoll oder nicht. Ansonsten gelingt es Opel hier gut, die Informationen der Assistenten ohne Reiz- und Piepsüberflutung an den Fahrer weiterzugeben. Das gilt besonders für die bei Mokka Facelift oder Astra übersensiblen Parksensoren. Ausstattungen und PreiseErstes Fazit: Französische Plattform und Rüsselsheimer Ideen ergänzen sich gut. Aber kann der Crossland X den ausgelaufenen Meriva ersetzen, ohne den erfolgreichen Mokka zu kannibalisieren? Schließlich kostet das neue CUV etwas mehr als der Meriva, und landet in vielen Ausstattungen fast auf Mokka-Niveau. Opel Crossland X: Mehr zu Ausstattungen und Preisen Die Basisversion kostet mit 16.850 Euro 450 Euro mehr als der bisherige Meriva. Sie dürfte allerdings eher selten verkauft werden. Eine Klimaanlage und elektrische Fensterheber hinten fehlen, viele Extras wie Onstar, Parkassistent oder Rückfahrkamera sind nicht bestellbar. Die Edition-Ausstattung sollte es schon sein, sie beginnt mit 81-PS-Benziner bei 19.250 Euro. Der interne Konkurrent Opel Mokka startet bei 18.990 Euro mit 115-PS-Benziner. Je nach Ausstattung bleibt von der Preisdifferenz nicht viel übrig, aber wirklich vergleichbar sind die Autos nicht. Als Familienfahrzeug taugt der Mokka nur bedingt, der bravere Crossland durchaus. Er ist dann doch eher ein Van mit etwas muskulöserem Design, weniger ein SUV. Und er bietet deutlich mehr Platz als klassische Mini-SUV wie der Nissan Juke, Renault Captur oder der Plattformspender Peugeot 2008. Letzerer kostet nach Liste übrigens im Schnitt rund 2.000 Euro weniger als der Opel Crossland X. Der Opel Crossland X wird ab Ende Juni 2017 bei den Opel-Händlern stehen. Eine Autogas-Variante (LPG) wird kurz darauf das Programm ergänzen. Noch so eine Parallele zum inoffiziellen Vorgänger Opel Meriva. Ihr wollt noch mehr über den neuen Opel Crossland X erfahren? Hier geht es zu unserem Opel-Crossland-X-Forum. Opel Crossland X: Technische DatenDer Einfachste
Gefahrene Variante
Der sparsamste Diesel
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