Sechs Wochen statt 14 Jahre? Die DDR-Firma Genex verkürzte die Wartezeit auf einen Trabanten massiv - West-Mark und West-Verwandte vorausgesetzt. Jetzt liefert Genex wieder.
Brandis - Auf einem kleinen Autohof im sächsischen Brandis scheint ein Stückchen DDR überlebt zu haben. Denn hier, bei der Firma Genex, stehen Ladas, Moskwitsche und Wartburge in Reih und Glied und warten auf einen Käufer. Auch Fahrzeuge mit Geschichte wie der grüne Volvo 242 des einstigen DDR-Stars und gescheiterten "Wetten dass..?"-Moderators Wolfgang Lippert sind zu haben.
"Für viele DDR-Bürger blieben solche Autos ein Traum. Heute kann sie hier jeder kaufen, auch ohne West-Verwandtschaft", sagt Gerrit Crummenerl. Der 40-Jährige ist Geschäftsführer von Genex. Seine Firma heißt nicht nur wie der legendäre Geschenkeversand der DDR, auch sein Angebot ist ähnlich. "Gepflegter und wertloser Zweitakter"![]() Heute liegt Genex in dem Dorf Brandis, inmitten der Einöde südlich von Leipzig. Begonnen hat hier alles im Jahr 1994 mit einer "großen Geste des Großvaters", wie Crummenerls erzählt. "Der schenkte mir seinen geliebten Wartburg 353 in der Hoffnung, ich wäre ein würdiger Nachfolger", sagt er. Allerdings wusste er zunächst nichts mit dem gepflegten und zugleich wertlosen Zweitakter anzufangen. Das änderte sich erst, als er aus Jux an einer Oldtimer-Rallye teilnahm: "Da merkte ich, dass sich niemand für BMW und Daimler interessiert und alle nur auf den Wartburg schauten", sagt Crummenerl. Genex liefert wieder![]()
Mit der Idee lag er goldrichtig. Und spätestens seit dem Krisenjahr 2008, als umtriebige Geschäftsmänner auf der Suche nach alternativen Geldanlagen bei Autos aus dem ehemaligen Ostblock anlangten, erreichen die Preise Höchstniveau. Bis zu 10.000 Euro muss heute ein Liebhaber auf den Tisch legen, um etwa einen Polski Fiat sein Eigen nennen zu dürfen. "Es gab Zeiten, in der solche Autos für einen Kasten Bier zu haben waren. Das ist aber vorbei", sagt Crummenerl.
Warten auf bessere Zeiten![]() Diese Zeiten sind nun gekommen, auch weil mittlerweile genügend ostdeutsche Jungs in einem Alter angelangt sind, in dem sie sich an ihre Träume aus Kindheitstagen erinnern. So wie jener Leipziger, der seit Jahren als Klinikchef im Rheinland arbeitet und sich jüngst bei Genex einen Lada 2103 bestellt hat. "Wenn ich mit meinen Eltern in den Urlaub fuhr, hab ich auf der Autobahn immer den unerreichbaren Autos hinterher geguckt", sagt der 46-Jährige. Jetzt habe er das nötige Kleingeld und mache "einen Haken an den Traum".
|
