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Kampf der Ampelmännchen - Im Osten strahlt es heller als im Westen

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Klein, dick, sympathisch und vor allem effektiv. Die Ost-Ampelmännchen sind offenbar die besseren Richtungsweiser. Das hat eine Studie der Jacobs University ans Licht gebracht.

Beim Kampf Ost gegen West siegt das Ampelmännchen der ehemaligen DDR Beim Kampf Ost gegen West siegt das Ampelmännchen der ehemaligen DDR Quelle: MOTOR-TALK, Paleha - istockphoto.com, Ampelmann GmbH

Berlin/Bremen - Zumindest an der Ampel könnte der Osten den kalten Krieg jetzt doch noch gewinnen. Denn Ost-Ampelmännchen sind einfach besser. Zu diesem Ergebnis kamen nun Wissenschaftler der privaten Bremer Jacobs University.

Für ihre Studie haben die Psychologen die Reaktionszeit von internationalen Studenten auf die Ampelmännchen gemessen. Auf die Ost-Variante sprachen die Studenten schneller an als auf das West-Ampelmännchen.

Die beiden Ost-Männchen - klein und gedrungen Die beiden Ost-Männchen - klein und gedrungen Quelle: Ampelmann GmbH Für einen weiteren Versuch wurden die Farben der Männchen vertauscht. Das heißt, das Stopp-Männchen leuchtete grün, das Geh-Männchen rot. Das stiftet Verwirrung und sorgt bei Menschen in der Regel für eine langsamere Reaktion: denn die Bedeutung von Form und Farbe stehen miteinander in Konflikt.

Beim Ost-Männchen störte die falsche Färbung jedoch weniger als bei den schlanken West-Männchen. Das liegt zum einen daran, sagen die Wissenschaftler, dass die kleinen Hutträger eine fast doppelt so große Leuchtfläche haben und ihre Form prägnanter ist. Damit seien die Männchen „in ihrer Funktion wirksamer“.

Mit der Wende ging es ihm an den Kragen

Das Ost-Männchen ist klein und korpulent und hat eine Knollennase. Wenn es steht, streckt es beide Arme waagrecht zur Seite. Das West-Männchen hält sie am Körper. Doch trotz der einfach zu erkennenden Form hätte die Wende den Mann mit Hut fast den Kopf gekostet. Wie viele andere Dinge aus dem DDR-Alltag sollten auch die Ampelmänner verschwinden und wurden ab Mitte der 90er-Jahre demontiert.

Die West-Männchen sind schlank und groß Die West-Männchen sind schlank und groß Quelle: Ampelmann GmbH Das rief die Fans des Piktogramms auf die Barrikaden. Sie gründeten das Komitee zur Rettung des Ampelmännchens. Mit Erfolg. Seit den späten 90er-Jahren werden die Ampelmännchen als „ähnliche Sinnbilder“ geduldet. Daraufhin sprachen viele Verkehrsministerien in den neuen Bundesländern die Empfehlung aus, die alten Männchen wieder zu beleuchten, „um der ostdeutschen Identität Ausdruck zu verleihen“.

Kleinbürgerlich dank Hut

Erfunden wurde das Ost-Ampelmännchen im Jahr 1961 von dem Verkehrspsychologen Karl Peglau. Mit dem eigens für Fußgänger leuchtenden Signal sollte die Zahl der Unfalltoten gesenkt werden. Bis dahin mussten sich noch alle Verkehrsteilnehmer an einer einzigen Ampel orientieren.

Peglau befürchtete erst, sein Entwurf könnte wegen des Hutes als kleinbürgerlich abgelehnt werden. Doch der Herr mit Hut durfte seinen Dienst antreten - und ist heute Kult. Er strahlt auf T-Shirts, Gläsern, als Ohrstecker und als Nudel.

Kommt das EU-einheitliche Ampelmännchen?

In Dänemark sind Ampelmänner bewaffnet In Dänemark sind Ampelmänner bewaffnet Quelle: Ampelmann GmbH Außerdem ist der Mann mit Hut: sicher. Laut den Wissenschaftlern aus Bremen zumindest sicherer als das West-Männchen und damit vermutlich auch sicherer als ein Entwurf der EU für ein einheitliches Ampelmännchen, das möglicherweise bis 2020 kommen soll.

„Der Entwurf ist noch weniger aussagekräftig, noch schlanker und neutraler als das West-Männchen“, sagt Claudia Peschke von der Jacob University. So oder so wäre eine Vereinheitlichung aller Ampel-Figuren in Europa traurig. Denn mit den unterschiedlichen Figuren ginge einer leuchtenden Vielfalt an Reitern, Soldaten und Fahrradfahrern das Licht aus.

Die Bilder wurden von der Ampelmann GmbH (www.ampelmann.de) zur Verfügung gestellt.

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