Den VW Jetta kann man in den USA derzeit schon ab 39 US-Dollar leasen. Ob da noch Geld verdient wird? Für VW zählt etwas anderes: Der Kunde soll in 2-3 Jahren wiederkommen.
New York – Mit einer aggressiven Leasing-Kampagne versucht Volkswagen derzeit, den USA-Absatz zu stabilisieren. Das berichtet der US-Mediendienst Bloomberg. Nach einer Anzahlung von 2.500 US-Dollar (2.256 Euro) auf den VW Jetta zahlen Kunden drei Jahre lang nur 89 Dollar im Monat (80 Euro). Das, schreibt Bloomberg, entspricht dem Monatstarif für einen Mobilfunkvertrag mit aktuellem iPhone. Es geht sogar noch billiger: In Braintree, Massachusetts für 69 Dollar, in San José (Kalifornien) gar für 39 Dollar im Monat. Quelle: Volkswagen Quirk, U.S. Braintree Warum verramscht VW seinen Jetta in den USA? Zunächst einmal, um den Abwärtstrend beim Absatz zu stoppen. 2014 sank der Absatz um 10 Prozent auf 366.970 Fahrzeuge. Bis April 2015 waren es erneut 7,5 Prozent Minus. Aggressive Leasing-StrategieVolkswagen, das ist bei uns eine große Marke, die kaum angefochtene Nummer eins. In den USA sieht die Sache anders aus. Dort sind Image, Absatzzahlen und Gewinne im Keller. Der Misserfolg im zweitgrößten Markt der Welt war, vermutlich, einer der Gründe für den Eklat zwischen CEO Martin Winterkorn und Patriarch Ferdinand Piëch. Maßnahmen wurden längst ergriffen: VW ersetzte den Amerika-Chef, kürzte die Produktzyklen, kündigte neue Modelle an. VWs US-Image ist nicht mit dem in Deutschland vergleichbar. VW konkurriert am unteren Ende der Prestige-Skala mit Chrysler, Hyundai oder Chevrolet. Hohe Preise lassen sich kaum durchsetzen. Technisch und optisch fahren die wichtigsten Modelle Jetta und Passat der Konkurrenz inzwischen hinterher. Die aggressive Leasing-Strategie ist nicht ohne Risiko. Zurzeit verleast VW etwa 45 Prozent seiner Fahrzeuge, marktweit waren es im April 28 Prozent. VWs Leasingquote sei „über der, mit der die meisten Hersteller langfristig gut leben können“, zitiert Bloomberg den KBB-Analysten Jack Nerad. Ein Großteil des Geschäfts sei stark rabattgestützt. Neben dem direkten Gewinn aus dem Neuwagengeschäft schmälert eine so hohe Leasingquote auch die Restwerte, da permanent ein großer Teil junger Gebrauchter im Markt ist. Das wiederum steigert die Leasingkosten – denn die errechnen sich ja auch aus der Differenz zwischen Verkaufswert und Restwert. Da der Kunde diese Kosten nicht trägt, trägt sie die Verkaufsorganisation. VW zahlt für künftige KundenkontakteDiese Nachteile kennt natürlich auch VW. Dort spekuliert man aber auf die Zukunft: „Leasingkunden sind deutlich loyaler“, zitiert Bloomberg den Firmensprecher Carsten Krebs. Klar: Wer ein Auto least, bringt es im Regelfall nach einigen Jahren zurück. Diesen künftigen Kundenkontakt lässt sich VW etwas kosten. Im Schnitt gewährte Volkswagen of America im April 3.020 Dollar Rabatt pro Auto. Das liegt nach Angaben von Autodata Corp. unter dem US-Schnitt, aber um 134 Dollar über dem Vorjahreswert. Das Unternehmen hofft, dass es sich lohnt. Denn zwei Drittel aller US-Leasingkunden unterschreiben einen neuen Leasingvertrag beim gleichen Händler. Wer in zwei oder drei Jahren seinen geleasten Billig-Jetta zum Händler zurückbringt, wird dort ein runderneuertes Programm vorfinden. Das SUV Crossblue und Nachfolger der angestaubten Modelle Jetta und Passat. Sieben Milliarden Dollar bewilligte Wolfsburg Anfang 2014, um den US-Auftritt zu sanieren. Bis 2018 will VW seinen Absatz in den USA auf 800.000 Fahrzeuge mehr als verdoppeln. Einen Haken hat die Sache allerdings: Der Kunde erwartet beim nächsten Auto ähnlich gute Konditionen. Ob VW dann auch seine neuen Modelle mit stark subventionierten Preisen in den Markt drückt? Quelle: Bloomberg |